Danke euch auch, war wirklich gut..!
Es folgt hier:
Chasingbericht 24. - 25.08.2013, 2. Teil
(Anm. die Datumsangabe im ersten Teil ist falsch. Dort sollte auch 24. - 25.08.2013 stehen....)
http://www.sturmforum.ch/styles/prosilv ... target.gif
Nachdem wir also um ca. 10 30 Uhr in Emmen (LU) losgefahren waren und in Mendrisio um ca. 14 00 Uhr ankamen, war der neue WRF-Lauf (03z) verfügbar und wir verglichen den Vorlauf (Vortag 15z) mit den aktuellen Daten, sowie den 06z-Lauf von GFS. Im Vorlauf war die Gewitterlinie mit Tail-End bei Alessandria bereits um 15z (Termin) gerechnet:
Dies hätte bedeutet, dass wir ohne Pause über Mailand hätten dahin fahren müssen; etwas stressig. Aus diesem Grund besassen wir noch einen Plan B im Ärmel. Doch im neuen Lauf war die Linie rd. 3 Std. später modelliert, was uns natürlich sehr entgegen kam und wir uns bei der Raststelle auf der A50, Tangenziale West bei Mailand positionierten. Gut sichtbar baute die Gewitterlinie südlich von Genf bei Annecy in Richtung Grenoble an, war also im Begriff den südlichen Alpenausläufer zu überqueren und es war eigentlich nur noch die Frage, wie weit nördlich im Lee die Linie sich verstärken würde. Um eine bessere Sicht nach Westen zu haben, fuhren wir bei Trezzano Sull Naviglia vom Highway runter. Nur rd. 10 Min. später bildete sich innerhalb von gerade mal ca. 15 Min. eine konvektive Zelle mit dunkler, tiefer Wolkenbasis, nur ein paar Kilometer nordwestlich von uns (Markierung auf dem Sat.-Bild), was u.a. einen Hinweis auf ein enormes Energiepotential war.
Westlich davon, im Sat.-Bild gut erkennbar, die sich verstärkende Auslöse bei Biella / Ivrea. Wir fuhren nach NNW, zunächst dieser Scout-Zelle entgegen, die nicht elektrisch war und entschieden uns, bei Novara über die A4 die erste Gewitterzelle abzufangen (s. Video). Danach ging es über Vercelli im Starkniederschlag in Richtung Süden nach Alessandria, wo wir gerade rechtzeitig noch vor die sehr blitzaktive Gewitterlinie gelangten, welche den erwähnten Tail-End-Bereich mit V-Shape-Charakter aufwies, wie WRF erstaunlich gut modelliert hatte:
Statt auf der A21 via Tortona auf die A7 nach Genua zu wechseln, was kurz zur Diskussion stand und rückblickend in Bezug auf's Blitze chasen trotz Umweg sicher besser gewesen wäre, entschieden wir uns für den direkten Weg via Ovada / Masone. Trotz relativ chaotischem Strassennetz in Genua, fanden wir eine Pizzeria direkt am Meer, von wo aus wir nördlich von uns das Dauergeflacker in den von Wolken verhangenen Bergen, aber auch einige Linienblitze während dem Abendessen geniessen konnten.
Durch diesen ständig nach Süden sich fortsetzenden Anbau der Gewitterlinie(n), war uns klar, dass wir uns auf Lamma, EZ und GFS stützen konnten und der Auslösetermin in der Cinque Terre in der Region um Portofino sich zeitlich zwischen 21z - 22z bewegen würde. Das GFS-gestützte Lightning Wizard hatte ja bereits in einem der Vorläufe (23.08.13, 06z) bei Genua eine Superzelle modelliert.....
.... und ich würde mal behaupten, dass bei rd. 3'000 J/kg ML50 CAPE und 0 J/kg CIN es eher aussergewöhnlich wäre, wenn 'was schiefgehen würde:
Die Top-oder-Flop-Frage war geklärt und während ich noch die letzten Krumen der Pizza aufpickte, bildete sich bei Savona (Westküste) im neuen Tail-End-Bereich eine blitzaktive Zelle, die sich über dem Meer zwar etwas abschwächte, aber insofern eine quasi "Vorlage" bot, um die Triggerlinie nach Osten zu berechnen. Savona und Chiavari liegen exakt auf dem selben Breitengrad von 44,3 ° N.
Wir fuhren nach Chiavari, wo wir um ca. 22 30 Uhr ankamen, noch etwas zu früh, aber rechtzeitig, um uns einen optimalen Spotterplatz zu suchen. Wir entschieden uns aber in die Berge zu fahren, um dort eine nordöstliche, orografisch unterstützte und vorlaufende Linie bei Borzonasca abzufangen. Zunächst zögerte ich, in der Befürchtung den grossen Knall an der Küste zu verpassen. Doch man sah von weitem diese gewaltigen Einschläge in die Bergkanten und Felsnasen; da war ich schnell zu überzeugen.
23 30 Uhr. Mindestens zwei Wellen schon durch mit Naheinschlägen unter 600 Metern; dritte Welle im Anmarsch. Doch Nebel kam auf und auf dem Radar war eine Zelle zu sehen, die in Richtung Chiavari an die Küste unterwegs war.
Diese entwickelte sich innerhalb kürzester Zeit zu einer der blitzaktivsten Zellen mit rd. 2-3 Blitzen / Sek., die ich je gesehen hatte und wir erreichten Chiavari, als diese genau über uns hinweg zog (s. Video):
Beim folgenden Radarbild täuscht meiner Meinung nach die niederschlagsfreie Zone im Blitzcore. Der NS war dort extrem, was vielleicht das Radar nicht mehr erfassen konnte ?!
Danach fuhren wir immer im Core nach La Spezia und Viareggio, wo wir übernachteten.
Am nächsten Tag (Sonntag, 25.08.2013) war zunächst einmal Baden angesagt. In dieser Welle (Bild unten) stecken drei Schweizer Chaser

Wo denn?:
Im Bild kurz zuvor sieht man noch zwei davon; Roland ist bereits in der Welle....
Kurz zuvor auf der Fahrt zum Strand, auf der Autobahn, zwischen zwei Tunnels, sah ich auf dem Meer eine Cumulus mediocris, die sich - aufgrund ihrer Struktur ersichtlich - anschickte konvektiv zu entwickeln und erste Anzeichen eines sich bildenden Congestus erkennbar war. Die Wolkenuntergrenze war sehr flach und etwas hochbasig und ich erinnerte mich an eine vergleichbare Mutterwolke, die ich in Kroatien in Richtung Triest 2011 fotografierte, die eine Wasserhose produzierte und an einige Aufnahmen im Internet. Nur rd. 15-20 Min. später, kurz nach unserer Ankunft, bildete dieser Congestus bereits einen Funnel aus. In einer Strandbar studierte ich die neusten Wetterkarten, um den weiteren Verlauf der Tour zu planen, traf die anderen danach zum Briefing und unterbreitete Plan A und Plan B.
Plan A wäre dem ursprünglichen Tourenplan vom 22.08.2013 gefolgt und hätte uns nach Venedig geführt, wobei ich den Küstenabschnitt zwischen Venedig und Ravenna für geeigneter hielt, als denjenigen weiter östlich - mit Schwerpunkt Grossraum Venedig. Als aber Philippe mal die enormen Fahrzeiten berechnete, musste auch ich einsehen, dass dies undurchführbar war, wenn wir um ca. 04 00 Uhr am Montagmorgen in Emmen sein wollten. Wir einigten uns auf Plan B, was die richtige Entscheidung war, wobei wir gemütlich vor Ort auf Funnels und Wasserhosen warteten und dem slight-risk in den GFS-gestützten Lightning-Wizard-Modellen vertrauten:
Tornado-Parameter, Termin 15z, im Grossraum um Portofino:
In der selben Gegend um 18z die für die Wasserhosengenese und für konvektive Entwicklungen notwendige SB (Surface-based)-CAPE, die im Unterschied zur ML50 (Mixed-layer)-CAPE, oder zur MU-(Most-unstable)-CAPE doch am Ende aussagekräftiger ist und wenn auch klein, dort ein kleines violettes Kringelchen sich befand:
Die Situation bot sich geradezu an, den neuen Parameter bei Lightning Wizard quasi zu testen, bzw. zu Rate zu ziehen, indem der LCL sich im Gegensatz zum üblichen ML-bezogenen LCL-Parameter sich auf die Luftschicht zwischen 700 - 500 hPa bezieht und hinsichtlich der MU-Berechnung die Theta-E integriert. Daraus resultiert die Höhe der Wolkenbasis, die hier in der Cinque Terre tiefer als an der Ostküste modelliert wurde:
Jedenfalls war dann das Bodenwindfeld (10m) auf der Genueser Seite der Küste, also westlich von Portofino, wesentlich besser, als auf der Seite von Rapallo:
Dank Philippe, der auf dem Donnerradar genau dort vor Genua eine sich verstärkende Zelle, mit leichter V-Shape-Signatur entdeckte, fuhren wir über Rapallo den Berg hoch auf Ruta, wo wir eine gute Sicht auf die sich dort leider bereits im Endstadium befindlichen Wasserhose hatten.
Ich danke den Teilnehmern dieser Tour, die alle ihr Bestes gegeben und zum Erfolg beigetragen haben, sowie Andreas für seine Nowcastunterstützung und den Forumianern für das Interesse an den Videos, Bildern, sowie dem diesmal etwas grosszügiger ausgefallenen und mit Kartenmaterial erläuterten Chasingbericht.
Gruss Cyrill