Nach dem Motto "Besser spät, als nie" hier auch noch der Bericht von mir:
Am Mittwoch war das Ziel durch externe Umstände gesetzt und lautete "Spreitenbach".
Ein Rennen auf der Kartbahn dort war als Neumitglieder-Anlass von einer Ingenieur-Fachtruppe um 18:30 angesagt.
Geplant war also S25 um 16:23 ab Näfels-Mollis nach Zürich HB um 17:17, dann S12 um 17:44 nach Brugg-Windisch, Ankunft 18:04 in Killwangen-Spreitenbach
Ab Spreitenbach schliesslich Weiterfahrt mit Bus NFB3 um 18:18 Richtung Schlieren, Ankunft Nähe Kartbahn um 18:21.
Der Schedule würde Platz lassen für einige Minuten Core in der City, und in der Region Spreitenbach/östliches Aargau.
Bekannt als Hotspots für Extremniederschlag waren Dietikon, Urdorf, Zürich-Altstetten.
Also in Näfels-Mollis um 16:23 abfahren und Höhe Ziegelbrücke sehe ich etwas motiviertere Cumulus Mediocris als auch schon.
In Zürich ist es schon etwas dunkler und bedeckter, aber nichts Interessantes.
Meilenweit entfernt von "Core".
Also nicht unnötig aufhalten lassen und planmässig in S12 nach Brugg-Windisch einsteigen.
Trotzdem erwarte ich irgendwie, dass bald etwas hochgeht.
In der S12 fieberhaft den metradar betrachten und siehe da, im Raum Lenzburg sind innerhalb weniger Radarbilder plötzlich grüne Zellen mit gelb angezeigtem Kern erkennbar.
Ich hoffe auf Intensivierung, die der metradar dann auch anzeigt.
Schnell überlegen und raten: "Würde es wohl Dietikon treffen?" Dafür erscheint mir die Zelle zu weit westlich.
"Also eher Wettingen?" In Wettingen hatte ich bereits 2016 Hagel knapp verpasst, weil ich nach Neuenhof (weiter östlich) weitergefahren war.
Die Zelle ist nun auch sehr blitzintensiv und der Niederschlag ist rot markiert.
Zelle scheint doch eher stationär bzw. sich nach Norden verlagernd, weswegen ich Dietikon überfahre.
Also Wettingen? Unterdessen ist es erstmals lohnenswert, die Zelle fotografisch festzuhalten:
Ich beginne, ein kleines Spiel zu spielen: In Wettingen, das weiter als der Zielort Spreitenbach liegt, wäre ich um 18:08, und die S12 zurück nach Spreitenbach würde um 18:18 abfahren.
Am Anlass würde ich dann 6 Minuten behind schedule aufkreuzen, weil ich einen späteren Bus nehmen müsste. Die Idee gefällt mir.
Also auch Spreitenbach überfahren und die Zelle sieht jetzt auf dem metradar am Stärksten von allen aus. Und ich bin ziemlich in der Nähe!
Ich steige in Wettingen aus und mir schlägt geniale Schwüle entgegen. Es ist düster und die Strukturen sind toll.
Wie wild halbwegs ins Freie hetzen, um bessere Sicht auf das Geschehen zu haben. Endlich mal ohne Spiegelungen an den Zugfenstern:
Beim nächsten Bild habe ich überraschend ein Blitzli drauf, ok, kein Wunder bei dem Dauergegrummle, das die Zelle von sich gibt:
Es ist 18:18 und damit höchste Zeit, auf das andere Gleis für die S12 Richtung Spreitenbach zu rennen, als erste grosse Tropfen fallen.
Ich wiege ab. Der Anlass ist eigentlich nichts wirklich wichtiges. Und ich bin jetzt so nah dran, wieder einmal Extremniederschlag und diese gewaltigen Strukturen zu erleben.
Ich renne am Gleis entlang, bis ich wieder Sicht auf den Niederschlagsvorhang habe.
Die Strukturen sind interessant und so klar erkennbar, das ist es mir wert, nun wohl wesentlich zu spät am Anlass zu erscheinen:
Ich scheine mich in guter Näherung unter dem Aufwindbereich zu befinden:
Es windet jetzt stärker, und noch grössere Tropfen als vorhin beginnen auf dem Boden aufzuprallen, nachdem ohnehin für einige Minuten wieder Ruhe eingekehrt war.
Die Zelle sieht gerade etwas weniger organisiert aus auf dem metradar. Das ist wohl der Zeitpunkt des Cellsplits bei Baden.
Gegen Westen verschwinden die Hügel langsam vollends im Niederschlag, und ich kann mir ausmalen, was wohl gleich Sache sein wird.
Ich beginne zu filmen.
Von starkem Wind getrieben prallen erste kleinere Hagelkörner hörbar auf dem Bahnhofsdach auf.
Der Wind wird stärker und die Hagelkörner werden grösser.
Nach 3 min prallen mit lautem Geräusch mehr oder weniger regelmässig 1.5 - 2 cm-Körner auf.
Beim Aufprall aufs Bahngleis springen sie mehr als 50 cm wieder hoch und einige Meter weit Richtung Osten.
Der Hagel fällt eher einzeln und nicht dicht wie in Baden, das macht die Geräuschkulisse aber umso spektakulärer.
Danach überwiegt der Regen und ich begebe mich wieder auf die andere Seite.
Es folgt Phase 2 mit kräftigen Windböen, die wenige Meter breite Starkregen-Bänder über die Strassen treiben.
Dann fällt für etwa 2 Minuten erneut 1 cm-Hagel mit Extremregen vermischt.
In Phase 4 folgt nochmal 70% Starkregen und 0.5 cm-Hagel für wenige Minuten.
Es ist gelaufen, und ich steige doch endlich in die S12 ein, um wieder nach Spreitenbach zu gelangen, damit ich überhaupt noch am Anlass auftauche.
Beim Aussteigen in Killwangen-Spreitenbach um 18:53 höre ich wieder Dauergedonnere und sehe Richtung NW - NO dichte Niederschlagsvorhänge.
Es gelingt mir nur ansatzweise, mit meiner Selfiekamera festzuhalten, wie türkis die Wolken aussehen:
Um 19:03 beim Einsteigen in den Bus zur Kartbahn fallen auch hier erste grosse Tropfen, und ich schiesse folgendes Bild:
Während der kurzen Busfahrt wird es wieder richtig düster und Starkregen fällt.
Ich steige aus und der Regen intensiviert sich. Es donnert jetzt auch immer öfter lauter und die Erhellungen sind deutlich wahrnehmbar.
Nach 10 min Stark- bis Extremregen fällt wieder Hagel von bis zu 1 cm Grösse für einige min.
Um 19:20 komme ich bei der Kartbahn an und es regnet nur noch mässig. Im Hintergrund ist es aufgehellt und es quillt sofort wieder irgendwie:
Während des Anlasses fällt immer wieder Starkregen.
Nachdem ich wieder zuhause in Rappi bin, gibt es bei Burgdorf noch einen recht aktiven Lampenschirm zu geniessen:
Toller Gewittertag mit vielen, genialen Strukturen heute. Es wird nicht mein letztes Zugchasing in diesem Sommer gewesen sein.
Grüsse - Microwave