Wertes Sturmforum
Ich gehöre eindeutig zur Kategorie "Nachteule" und früh aufstehen ist nicht unbedingt nötig, wenn es denn nicht sein muss. Bezüglich Gewitterchasing bzw. -spotting passt das eigentlich ganz gut. Aber es kann ja auch mal sein, dass schon früh am Tag schöne Gewitterzellen übers Land ziehen. So wie am 4. Juni 2025.
Der Wecker hätte mich also noch ein wenig weiterschlafen lassen, aber ich erwachte um ca. halb sieben ganz von alleine. Was sich angesichts der heranbrausenden Superzelle als gar nicht mal schlecht erwies
Viel Zeit blieb mir allerdings nicht um eine gute Sicht auf die Zelle zu erhaschen. Die Kameratasche war aber zum Glück schon gepackt und so strampelte ich mit meinem Velo so schnell es eben ging rauf auf den Hügel. Frühsport vom Feinsten...
Es war ziemlich genau 7 Uhr als ich die Kamera einschaltete und natürlich hoffte ich auf gute Bilder und darauf den einen oder anderen Blitz zu erwischen. Das mit den Blitzen aber hat dann leider nicht so geklappt. Nur einen kleinen Blitz Richtung Nord konnte ich ausmachen. Und zweimal hat es kurz aufgeleuchtet.
Das erste Mal beim Positionieren der Kamera um 07.01 Uhr (Video-Screenshot, nicht im Video zu sehen), was immerhin die Struktur der Superzelle ein bisschen hervorhob:
Gerne wäre ich etwas früher vor Ort gewesen, den Anmarsch der Zelle hätte ich so noch etwas ausführlicher dokumentieren können. Angesichts meiner bereits erwähnten Schlafgewohnheiten darf ich aber von Glück reden, überhaupt etwas vor die Linse bekommen zu haben
Der Aufzug war jedenfalls eindrücklich: Zuerst bliess es die Nebelfelder aus dem nahen Reppischtal, dann hüllte die Wolkenbasis die Hügel komplett ein und rauschte so knapp über meinen Kopf, dass ich dachte meine Hand würde in den Wolken verschwinden, wenn ich sie in die Höhe streckte
Ich hatte mal gelesen, je kleiner die Differenz zwischen Temperatur und Taupunkt, desto tiefer die Wolkenbasis. Ich bin nicht sicher, ob das so stimmt. Falls ja, wäre diese Zelle jedenfalls ein gutes Beispiel dafür.
Der Durchgang hier war begleitet von etwas Wind und wenig Regen, aber im Vergleich zum Aufzug sehr bescheiden. Und ratzfatz war der Spuk auch schon vorbei.
Hier der Link zum Video der
"Zmorge-Superzelle" von 07.01 - 07.24 Uhr
https://youtu.be/8ADr6RcNbSI
Nun war der Tag ja erst angebrochen und "das grosse Ding" sollte ja noch kommen. Allerdings war es fast durchgehend bedeckt und die Sonne konnte nicht so recht einheizen. Schatten waren nur selten zu sehen. Um 16.15 Uhr zeigte das Thermometer bei der Urdorfer Waldhütte gerade mal 20°C an (...nach dem Durchgang waren es dann noch 14°C). Ich war trotzdem sehr gespannt, was da kommen würde. Eine halbe Stunde später war die Kamera wieder in Betrieb.
Auch wenn keine Blitze zu sehen waren, war der Aufzug ganz ordentlich. Was es aber nicht gab, war die berühmte "Ruhe vor dem Sturm". Vor dem Eintreffen der Gewitterfront wehte der Wind hier (zuerst leicht böig, dann immer stärker und regelmässiger) aus NW. Mit dem Durchgang dann stürmisch aus SW. Und zwar ordentlich. Gefühlt waren es hier die stärksten Böen der aktuellen Gewittersaison.
Blitze bekam ich dann doch noch zu Gesicht. Nach dem Durchgang gab es die eine oder andere Entladung zu bestaunen. Hier der Schönste, den ich erwischt habe:
17.28h - Blickrichtung NNW
Aber nochmals zurück zum Wind: Dieser hatte hier doch die eine oder andere Spur hinterlassen. Und das nicht nur bei der Hundehalterin, die zum Zeitpunkt der stärksten Böen mit zwei ziemlich verängstigten Hunden aus dem Wald gerannt kam...
Im Wald hatte es u.a. einem Ahorn die Krone abgedrückt. Diese landete vertikal direkt neben dem Waldweg und bohrte sich tief in den Boden. Das Ganze muss mit ordentlich Wucht abgelaufen sein, denn der Stamm (an der Bruchstelle ca. 18cm dick) brach beim Aufprall erneut, so dass die Krone daneben am Boden lag.
Hier der geköpfte Ahorn:
Und hier das was runterkam: Ganz links der abgebrochene Stamm, der sich in den Boden spitzte. Rechts daneben die Krone.
Zum Grössenvergleich hier mit Biker und Velo:
Etwas weiter westlich beim Pferdestall Beliar hatte es zudem einen Kirschbaum zerlegt. Dieser wurde kurz zuvor bereits vom Weg geräumt:

(Bitte entschuldigt die schlechte Qualität, da war Wasser auf der Linse)
Dass solche Schäden nicht zwingend unmittelbar auftreten müssen, zeigt ein anderes Beispiel. Auf der Wiese bei meinem Spotterplatz stehen einzelne Bäume. Einer davon wurde beim Durchgang des Gewitters ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen. Aber erst eine knappe Stunde danach krachte der grosse Ast letztlich zu Boden. Als ich ein erstes Knacken hörte, nahm ich mein Natel zur Hand und begann zu filmen. Die Szene findet ihr ganz zum Ende des folgenden Videos:
Video zum
abendlichen Gewitterdurchgang, von 16.48 bis 18.09 Uhr
https://youtu.be/OtDPhwy1hsM
An dieser Stelle ein grosses Dankeschön für die vielen spannenden und lehrreichen Einschätzungen der Lage im Vorfeld und die Analysen im Nachgang.
En Gruess - Tobi
