@Andreas
Sehr schöne Karte. Merci!
Anhand dieser Karte kann man die "Lehre" von Keilen und Trögen schön visualisieren. Die vom Mittelmeer her nach Norden (also nach oben) gekrümmten Isohypsen markieren die Lage des Keils. Das "Wellental" im Westen der Karte markiert den Trog. Etwas westlich der Schweiz über dem Burgundischen sieht man die grossen Gewitterbrummer. Sie bilden sich noch im Bereich der Trogvorderseite (also im Übergangsbereich zwischen Trog und Keil). Die Schweiz liegt nun aber relativ eindeutig im Bereich der nach oben gekrümmten Isohypsen-"Beule"; wir befinden uns also näher an der Keilachse als an der Trogachse. Die Konsequenz: in der Schweiz dominieren Absinkprozesse, die sich hemmend auf die Bildung hochreichender Gewitterzellen auswirken.
Wenn man nun die gesamte Situation (Lage von Trogachse und Keilachse) nur unwesentlich weiter nach Osten verschieben würde, sähe die Situation völlig anders aus; dann wären wir mitten drin in der Vorderseite und die Brummer würden vermutlich bei uns entstehen.
Ein paar hundert Kilometer spielen in diesem Fall eine absolut entscheidende Rolle; und das sind eben genau jene paar hundert Kilometer, die jeweils auch den numerischen Wettermodellen (und deren Betrachtern) böse Streiche spielen können.
Man kann diese Gedankengänge nun auch als Laie in die weitere Wetterentwicklung einfliessen lassen.
Die Wetterdienste und fast alle Modelle zeigen für morgen Mittwoch eine deutlich stärkere Gewittergefahr in der Schweiz - die Signale sind viel massiver als in den letzten paar Tagen. Meteoschweiz hat sogar eine Warnung vor Starkgewittern auf der ganzen Alpennordseite herausgegeben.
Auch das ist über die Position von Trog und Keil teilweise erklärbar. Man sieht es sogar auf den 500hpa-Karten.
Nehmen wir zuerst den heutigen Dienstag. Wenn man sich den Alpenraum anschaut, dann sieht man das, was bereits die von @Andreas gepostete EZ-Karte zeigt: Eine starke und auch gut erkennbare Keilaufwölbung in unseren Breitengraden. Konsequenz: Kaum Chancen für Gewitter.
Nun vergleichen wir das mit der GFS-Karte von morgen Mittwoch, 18 UTC. Hier sieht man, dass die Aufwölbung vom Dienstag über dem Alpenraum praktisch verschwunden ist. Die Wölbung des Keils hat sich leicht nach Osten verschoben, über der Schweiz verlaufen die Isohypsen um eines flacher.
Es ist also im Prinzip kein grosses Wunder, dass die Modelle morgen sehr viel stärkere Gewittersignale von sich geben, als heute.
Das alles ist natürlich stark vereinfacht und wird der Gesamtheit der Prozesse nicht wirklich gerecht. Aber genau anhand solcher Lagen kann man das Auge für die Wechselwirkung von Höhentrögen und Höhenkeilen meines Erachtens ganz gut schärfen und viel lernen.