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Re: Gewitter 10./11.07.2012
Verfasst: Mi 11. Jul 2012, 13:09
von Severestorms
Sturmarchiv Eintrag zum gestrigen tragischen Ereignis:
http://www.sturmarchiv.ch/index.php/201 ... Frauenfeld
Danke an Kaiko für die Sicherung des Webcambildes und die Wetterstationsaufzeichnungen!
Re: Gewitter 10./11.07.2012
Verfasst: Mi 11. Jul 2012, 16:01
von Cyrill
Hoi zäme
Frage an die Profis - vielleicht hat jmd. Lust und Zeit diese zu beantworten:
Wenn ich mir die GFS 12z-ThetaE-Karte anschaue, dann würde ich die KF derzeit etwa knapp westlich der franz.-schweizerischen Grenze einzeichnen....
Betrachte ich dazu das gegenwärtige Sat-Bild, käme ich auf einen ähnlichen Schluss (blaue Linie = KF):
Vermutlich durch den nach Osten vorstossenden Keil des Azorenhochs, wird ihre Aktivität unterbunden...
....; bischen trocken ist diese Kontinentalluft schon......
Wieso ist aber (12z) die KF beim DWD und bei Meteomedia südlich des Alpenkamms in Norditalien eingezeichnet? Habe ich da irgend etwas übersehen, oder falsch interpretiert?
Danke für die Antworten...
Gruss Cyrill
Re: Gewitter 10./11.07.2012
Verfasst: Mi 11. Jul 2012, 16:11
von Federwolke
Hoi Cyrill
Vielleicht findest du die Antwort am Anfang dieses Threads:
http://www.sturmforum.ch/viewtopic.php?f=2&t=8278
Re: Gewitter 10./11.07.2012
Verfasst: Mi 11. Jul 2012, 16:53
von Tinu (Männedorf)
@Cyrill
Entgegen einer weit verbeiteten Meinung liegen Kaltfronten in der Regel nicht direkt am Übergangsbereich/Schnittbereich zwischen "warmen" und "kalten" Theta-E Werten, sondern eher auf der "warmen" Seite (ist sicher auch nicht perfekt eingezeichnet, aber so plusminus):
Immer dran denken: Das Wetter spielt sich nicht nur horizontal, sondern auch vertikal ab, d.h. die Luftmassen bewegen sich auf unterschiedlichen Höhenstufen unterschiedlich schnell vorwärts.
@Federwolke hat das ja in ihrem verlinkten Thread schön erklärt.
Re: Gewitter 10./11.07.2012
Verfasst: Mi 11. Jul 2012, 17:00
von Cyrill
Hoi Fabienne
vielen Dank für Deine Antwort! Natürlich, habe ja Deinen Beitrag damals auch gelesen; Stichwort "warmer Rand der ThetaE-Grenze". War mir offenbar nicht gleich abrufbar; - eigentlich logisch. So wäre sie 12z heute etwa da einzuzeichnen

- und würde zum NS-Band (s. Donnerradar) Nord- / Nordosttessin wohl besser passen.
Ich hatte anfänglich ein Tessin- / Norditalienchasing geplant. Knackiges Setup; hier mal nur die CAPE, die von GFS modelliert wurden:
Die "Realität" ist doch eher ernüchternd....
....auch wenn Cosmo2 derzeit am Abend bei Chiasso / Como eine Zelle drin hat.
Ich denke, der Freitag (13.07.12) ist ergiebiger...; ökonomisches Chasing geht vor
Gruss Cyrill
Edit: Hoi Tinu
hab Dein Post soeben gesehen. Auch Dir vielen Dank! Ja, so wie auf Deiner Karte hätte ich es in etwa eingezeichnet..(..wenn ich ein etwas gescheites Programm hätte, welches nicht nur gerade Linien zeichnen kann...) Gruss und schönen Tag noch Cyrill
Re: Gewitter 10./11.07.2012
Verfasst: Mi 11. Jul 2012, 17:25
von Tinu (Männedorf)
@Cyrill
Wobei mir die Sache auch nicht immer ganz geheuer ist. Ich versteh das auch nur ansatzweise. Allerdings habe ich mal gelesen, dass man sich bei der Lokalisierung einer Kaltfront (sofern sie denn "klassisch" und keine irgendwie geartete Ausnahmeerscheinung ist) auf dem Theta-E-Feld folgendermassen orientieren kann: Kaltfront liegt in der Regel im Bereich Theta-E-Wert 50 und/oder knapp drüber (eher leicht drüber). Keine Ahnung wie seriös diese "Faustregel" ist, oftmals stimmts aber m.E. ziemlich genau. Aber eben: Keine Garantie.
Re: Gewitter 10./11.07.2012
Verfasst: Mi 11. Jul 2012, 17:59
von Alfred
Cyrill hat geschrieben:
....; bischen trocken ist diese Kontinentalluft schon......
Hoi @Cyrill
Sie kann aber auch trocken sein, wenn sie vom Atlantik her kommt!
(Ungefähr Payerne; init 11. 00Z, valid 11. 15Z; press, press sfc, r-Feuchte; 48 h retour)
(16:15 Uhr)
Gruss, Alfred
Re: Gewitter 10./11.07.2012
Verfasst: Mi 11. Jul 2012, 18:23
von Stephan
Ciao zämä
Das tragische Unglück auf der Grossen Allmend in Frauenfeld macht betroffen, ich kenne die Gegend ziemlich gut (bin dort aufgewachsen). Man malt sich lieber nicht aus, was passiert wäre, wenn sich das Ereignis am letzten Wochenende abgespielt hätte. Hier ein Luftbild (Blickrichtung SW) des Festivalgeländes:

Quelle:
http://www.openair-frauenfeld.ch/plan.php
Die kleinräumigen Unterschiede bei den Messwerten sind enorm. Wenige hundert Meter entfernt bei der ARA (am rechten Bildrand im oberen Viertel des Bildes sichtbar) steht eine Station des Kantons Thurgau (Daten unter
http://www.umwelt.tg.ch/xml_21/internet ... f10771.cfm). Interessant ist auch die Station von flipswetter.ch, die Station liegt ganz in der Nähe meines Elternhauses. Weiter steht noch eine Meteomedia-Station auf dem Kantonspital.
Hier zuerst mal die Übersicht auf der Karte:

Kartenmaterial:
http://map.geo.admin.ch
Roter Punkt: ARA-Frauenfeld
Blauer Punkt: Kantonsspital
Grüner Punkt: flipswetter.ch
Hier ein Versuch, die interessanten Parameter Böenspitzen und Niederschlag von flipswetter.ch und der ARA in eine Darstellung zu bringen:
Nicht auf der Darstellung sind die Daten von der Meteomedia-Station beim Kantonsspital:
http://hochwasser.tg.ch/Meteo/05221.PDF (verfällt!). Hier lag die Böenspitze etwas über 50 km/h, also deutlich tiefer bei der ARA und etwa in einer gleich Grössenordnung wie der Wert von flipwetter.ch (wobei bei der Interpretation dieses Wertes die Aufstellung zu berücksichtigen ist).
Bezüglich Niederschlag gabs beim Kantonsspital und bei der ARA in einer Stunde etwa 16 mm. Die Werte von flipswetter.ch sind deutlich höher, wobei der 10-min Wert von 20.8mm ein bemerkenswerter Wert ist. Vergleicht man diesen Wert mit extremwertstatistischen Auswertung der SMN-Stationen in der weiteren Umgebung, dann würde man grob eine Wiederkehrperiode von 20 Jahren abschätzen. Meine Eltern (keine 300m Luftlinie von der Station flipswetter.ch Richtung NNW entfernt) haben in ihrem Landi-Regenmesser 40 mm registriert. Dieser Wert ist allerdings mit Vorsicht zu geniessen (die Messung ist definitiv nicht WMO-konform ist --> Leroy-Klasse wohl zwischen 4 und 5 (
http://www.ccrom.org/ccrom/IMG/pdf/note ... ue35-2.pdf) und lässt sich nicht ganz genau datieren.
Gruss, Stephan
Re: Gewitter 10./11.07.2012
Verfasst: Mi 11. Jul 2012, 19:29
von Sternchen99
Hallo zäme
Noch ein Nachtrag meinerseits zu gestern.
Nachdem am Nachmittag ein kleines Gewitter mit ein paar unspektakulären Blitzen über meine Region gezogen ist, habe ich für den Abend nicht mehr viel erwartet.
Um ca. 19.30 gab es bei uns schliesslich erneut einen unspektakulären Regenschauer. Doch plötzlich gab es einen heftigen Blitzeinschlag. Ich war gerade mit Fernsehen beschäftigt. Das Gerät wurde für einen Moment schwarz, kam dann aber zum Glück wieder.
Kurz darauf folgte der zweite heftige Knall. Den dritten heftigen Blitz konnte ich beobachten, er war vielleicht 400m von mir entfernt, gegen den Boden gerichtet, jedoch ohne Bodenkontakt. Leider hatte ich zum Fotografieren keine Chance mehr.
Ich habe später erfahren, dass der erste Blitz ca. 800m von meinem Standort in eine Strassenlampe eingeschlagen hat. Von der Strassenlampe hat es die Lampe selbst regelrecht von der Stange abgesprengt und ich konnte heute sehen, dass die Stange oben schwarz ist. Die Trümmer der Lampe sind gemäss einem Nachbar meiner Eltern sogar noch über ein Hausdach geflogen. Bei meinen Eltern (Haus ca. 20m vom Einschlag entfernt) hat es die Deckel von den Telefondosen der ISDN-Anlage abgesprengt. Ziemlich spektakulär das Ganze.
Zum Glück sind keine Personen zu Schaden gekommen, nur die elektrischen Geräte in dieser Region haben arg gelitten.
Ich finde diese Sache sehr spannend, da das Gewitter sehr unscheinbar gewirkt hat und es ausser den drei heftigen Blitzen soweit ich weiss keine Weiteren mehr in der Nähe gab. Die Blitze kamen wie aus dem Nichts.
In dieser Saison war ich mir bisher nur harmlose Wolkenblitze und ein paar wenige Bodenblitze gewöhnt, die man jeweils erwartet hat.
Fazit: Denkt also beim Chasen auch an eure Sicherheit, manchmal kann es plötzlich ziemlich heftig losgehen.
Grüsse, Sternchen
Re: Gewitter 10./11.07.2012
Verfasst: Mi 11. Jul 2012, 19:47
von Federwolke
Tinu (Männedorf) hat geschrieben:Allerdings habe ich mal gelesen, dass man sich bei der Lokalisierung einer Kaltfront (sofern sie denn "klassisch" und keine irgendwie geartete Ausnahmeerscheinung ist) auf dem Theta-E-Feld folgendermassen orientieren kann: Kaltfront liegt in der Regel im Bereich Theta-E-Wert 50 und/oder knapp drüber (eher leicht drüber). Keine Ahnung wie seriös diese "Faustregel" ist, oftmals stimmts aber m.E. ziemlich genau. Aber eben: Keine Garantie.
Würde mich schon interessieren, wo sowas steht. Ist nämlich totaler Humbug, da es immer drauf ankommt, was für Luftmassen zu welcher Jahreszeit beteiligt sind. Bodenfront am warmen Rand des Theta-E-Gefälles gilt übrigens nicht nur für Kalt-, sondern auch für Warmfronten. Allzu genau kann man diese Regel allerdings auch wieder nicht nehmen, denn die Fronten werden gerade an den Alpen brutal deformiert, das kann die GFS-Karte gar nicht auflösen. Derzeit wäre es durchaus interessant, die Kaltfront sehr genau einzeichnen zu wollen. Hier wäre schon mal eine Analyse-Karte zum üben
http://www.univie.ac.at/amk/veraflex/te ... &Sprache=1