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Re: Nach frischem Jahresbeginn markante Erwärmung
Verfasst: Fr 7. Jan 2011, 00:29
von Jan (Böckten, BL)
@Reto
Herzlichen Dank für die Ausführungen sowie für die objektive Ursachenforschung
Gibt es diesbezüglich eine "Faustregel", ab wann bei solchen Lagen damit zu rechnen ist, dass in der NW-CH trotz dem negativen Druckgradienten wie heute der Südwestwind "gewinnt? War die südwestliche Höhenströmung in den mittleren Schichten einfach so stark, so dass irgendwann gewisse Kanalisierungseffekte den Wind runtermischen und diese plötzlichen föhnartigen Temperaturanstiege auslösen?
Re: Nach frischem Jahresbeginn markante Erwärmung
Verfasst: Fr 7. Jan 2011, 01:01
von Reto Arosa/ZH/SO
Jan (Basel) hat geschrieben:@Reto
Herzlichen Dank für die Ausführungen sowie für die objektive Ursachenforschung
Gibt es diesbezüglich eine "Faustregel", ab wann bei solchen Lagen damit zu rechnen ist, dass in der NW-CH trotz dem negativen Druckgradienten wie heute der Südwestwind "gewinnt? War die südwestliche Höhenströmung in den mittleren Schichten einfach so stark, so dass irgendwann gewisse Kanalisierungseffekte den Wind runtermischen und diese plötzlichen föhnartigen Temperaturanstiege auslösen?
Also mir ist diesbezüglich keine Faustregel bekannt. Das sind Entscheidungen, die jeweils auf der Kippe stehen, die einen Meteorologen meinen es reiche für den Südwestwind bis nach Basel, die anderen eher nicht. Wie du angesprochen hast, trägt neben physikalischen Eigenschaften wie dem Höhenwind, Druckgradient, Luftschichtung usw. eben auch die Topografie, also das hügelige Gelände in der NW-Schweiz zu den speziellen Gegebenheiten bei. Dadurch sind überhaupt solche Temperaturdifferenzen auf relativ engem Raum möglich..
Gute Nacht und Gruss
Reto
Re: Nach frischem Jahresbeginn markante Erwärmung
Verfasst: Fr 7. Jan 2011, 08:59
von Mike (Jura, Basel)
Hallo
Zur Nordwest-Diskussion:
Mein subjektives Gefühl oder meine Faustregel sagt, dass gerade der eingetroffene Fall sehr wahrscheinlich ist und eine Prognose wie Durchmischung und Erwärmung bis zum Boden zwiwchen der Ajoie und Basel oft treffen würde.
Allerdings waren die Temperaturdifferenzen gestern extrem, respetive die Unterschiede hielten sich über Stunden.
Der Fall, dass sich die Warmluft nördlich des Juras, durch die Burgunder Pforte, nicht durchsetzt ist seltener. Letztmals geschehen beim "Chlausen-Tauwetter" im Dezember, als sich 2 Tage lang der Kaltluftsee hat halten können, bevor abends die Temperatur mit SW-Wind auf 14° hochschnellte.
Das längere ausharren der Kaltluft im Oberrheingraben ist ja auch orografisch bedingt, indem das Tal mit Kaltluft aus dem Mittlland/SE-Schwarzwald genährt wird (Stichwort Möhlin Jet).
Eine lokale Grenze dieser Kräfte ist oft das Gempenplateau. Während der Oberrhein bis Basel in kühlem Ostwind liegt, setzt sich der SW-Wind westlich davon durch. Birseck und Birigtal sind daher oft milder, was in der Station Obwerwil zum Ausdruck kommt (meine subjektive Wahrnehmung). Unterstütz wird die Milde auch durch die föhnartige Erwärmung der Winde aus SW über die 800m hohe Rippe Blauen-Glaserberg, nachdem der Effekt die Luft schon in den Becken von Laufen und Delémont temperert hat.
Gruss Mike
Re: Nach frischem Jahresbeginn markante Erwärmung
Verfasst: Fr 7. Jan 2011, 09:18
von Michi, Uster, 455 m
Habe mir mal die Mos-Mix-Prognosen vom DWD angeschaut. Die waren nicht nur für Basel (4 Grad), sondern an vielen Stationen um 2-3 Grad zu tief, so bspw in Genf, Sion, Zürich, Güttingen, aber auch in Föhntälern wie Altdorf, Vaduz, Chur, Aigle. Hingegen an windgeschützten Lagen wie Interlaken, Bern korrekt, nicht aber Glarus.
Für etwas gibt es also doch noch einen Meteorologen, ist doch mal was Positives! Gleich aber das Negative: Der Meteorologe getraut sich oder erlaubt sich keine Abweichung vom Modell oder ist bereits abgeschafft...
Re: Nach frischem Jahresbeginn markante Erwärmung
Verfasst: Fr 7. Jan 2011, 09:34
von Alfred
Michl Uster/Klosters hat geschrieben:Der Meteorologe getraut sich oder erlaubt sich keine Abweichung vom Modell
Sali zäme

Da sollte man vielleicht das
Wunschwetter ganz zaghaft ins Spiel bringen

!
Gruss, Alfred
Re: Nach frischem Jahresbeginn markante Erwärmung
Verfasst: Fr 7. Jan 2011, 10:26
von Chicken3gg
Altdorf ist soeben von 7°C um 09:00 auf 15°C um 10:00 Uhr hochgeschossen!
Möhlin und Leibstadt haben auch weiterhin SE Winde und v.a. Leibstadt mit 4°C noch vergleichsweise kühl (wobei es im Mittelland da einige Ausreisser nach unten gibt)
Re: Nach frischem Jahresbeginn markante Erwärmung
Verfasst: Fr 7. Jan 2011, 11:33
von Jan (Böckten, BL)
@Mike
Danke für die Analyse des Basler "Mikroklimas"

Mir waren die föhnartigen Vogeseneffekte bekannt, die derzeitigen Föhneffekte vom Blauen/Glaserberg klingen aber ebenfalls plausibel...
Eine weitere Paralelle zur letzten SW-Lage ist das Niederschlagsgebiet welches sich auch heute wiederum einen Tick nördwestlicher als von den Modellen prognostiziert herumschleicht. Die meisten Prognosen waren somit für die NW-CH bisher zu pessimistisch (ein Querschnitt durch die Prognosetexte: "stark bewölkt" / "gelegentich Regen besonders am Vormittag" / "öfters Regenschauer" usw.) In Realität war es seit 8 Uhr trocken, wechselnd bewölkt mit grösseren Aufhellungen und im Gesamteindruck durchaus freundlich

Re: Nach frischem Jahresbeginn markante Erwärmung
Verfasst: Fr 7. Jan 2011, 12:54
von Mike (Jura, Basel)
Zur Zeit gibt es wieder eine leichte Inversion im Basler Flachland (8-10°). Ich der Höhe jedoch ist es äusserst mild 12-14° ab 600m Höhe.
Unglaublich wie wichtig Stationen wie Delémont sind (Danke MC). So schlagen die 17.4° aus der NW-CH auch heute wieder die klassischen Föhntäler.
Ich war etwas fotografieren im lauen Lüftchen (Pics später).
Mike
Re: Nach frischem Jahresbeginn markante Erwärmung
Verfasst: Fr 7. Jan 2011, 13:17
von Thies (Wiesental)
Hi zusammen,
an diese Beobachtungen kann ich mich aus meiner Bad Säckinger Zeit am Hochrhein noch gut erinnern. Bei Erwärmungen wie während der aktuellen Phase habe ich immer wieder über die Temperaturdifferenzen zur Stadt Basel und der Region Freiburg gestaunt. Nicht selten blieben die Temperaturen bei leichtem Ostwind nahe dem Gefrierpunkt liegen, bei Niederschlag auch teils noch mit Schnee, während es in den genannten Orten bereits über 10°C mild war. Entscheidend sind da in der Tat die Druckdifferenzen. Was man so "Möhlin-Jet nennt", also im Hochrheintal kanalisierter Ostwind, der je nach Begebenheiten bis in die Stadt Basel reicht, nennt man in Bad Säckingen "Fricktäler". Hier gehen die "Lokalos" davon aus, dass im Fricktal kanalisierter Südostwind kalte Luft aus dem Mittelland adverhiert. Das ist m.E. aufgrund der Orographie nicht so plausibel, da ja der Bözberg nicht unerheblich im Weg steht. Vielmehr handelt es sich um kanalisierten Ostwind aus der Region Waldshut-Schaffhausen-Singen, der die dort liegende, dem Mittelland sehr ähnliche Luftmasse adverhiert.
In der Region Freiburg kann sich demgegenüber nur seltenst kalte Luft halten, sobald ansatzweise eine SW-Strömung vorherrscht. Durch Kanalisierung, also erneut orografische Effekte, wird ähnlich einem Föhneffekte unterstützt durch tatsächlich auftretenden Vogesenföhn ruck zuck Kaltluft zunächst bis auf eine Höhe Offenburg ausgeräumt. Vergleichsweise langsam, wenn auch bundesweit am schnellsten, verlief der Prozess vorgestern abend. Nachmittags drehte der Wind bereits 200m über der Stadt auf SW (erkennbar war dies an den Windkraftanlagen oberhalb der Stadt). Auch die Luft schien dort bereits sehr klar, während es in der Stadt noch dunstig und frostig war. Bis zum späten Abend konnte sich die kalte Luft in der Stadt halten. Ungewöhnlich lange. Das Erstaunliche: das Thermometer der meteorologischen Instituts lag bereits ab dem Nachmittag zeitweise in der warmen Luft. Zeitweise schwappte immer wieder die kalte Luft drüber. Grund: die Messstation steht meines Wissens auf einem Hochhaus in der Innenstadt. Bei mir am Boden in der Weststadt lag die Temperatur hingegen bis 23 Uhr konstant bei -4°C, ehe es gegen Mitternacht mit einer ordnetlichen SW-Böe sprunghaft gegen 8°C marschierte. Stetig im Plus war der Wert des meteorologischen Instituts dann bereits ab dem späten Nachmittag. Das nenne ich mal eine krasse Bodeninversion

.
Anders sieht die Situation hier bei bodennahem N/NW/NO-Wind aus mit aufgleitender Wärme aus Süden. Dann wirkt der Oberrhein wie ein Eispanzerblock, gegen den sich die Erwärmung lange nicht durchstzen kann. Kommt aber leider nicht allzu oft vor, zeigt sich aber wenn, dann gerne im Zusammenhang mit schönen Schneefallereignissen.
Beste Grüße, Thies
Re: Nach frischem Jahresbeginn markante Erwärmung
Verfasst: Fr 7. Jan 2011, 13:43
von Stefan im Kandertal
Mit 7,4°C liegen wir schon wieder bald 2 Grad über dem gerechneten. Wie immer. Sollte man in Warmlagen als feste Korrektur einprogrammieren
So warm sollte es diese Woche gar nie werden. In Mülenen, wo es meistens noch wärmer wird
