Re: Sturmjäger und Kameras
Verfasst: Mi 6. Jul 2011, 00:42
Das steht garantiert in keinem Fotolehrgang, weil es schlicht falsch ist! Den Rest kommentiere ich bewusst nicht.....B3rgl3r hat geschrieben:
PS: Länger als 1/40 gibt immer Matsche wenn du es nicht auf nem Stativ festschraubst
@all
Unter uns Profifotografen gibt es einige Faustregeln, die man zwar in der Berufsschule lernt, aber vermutlich nicht in jedem Internet-Lehrgang stehen.
So gilt generell: Der Wert der Belichtungszeit sollte nie kleiner sein, als der Wert der (vorallem beim Zoomobjektiv) gewählten Brennweite.
Beispiel 1: Beim Kleinbildformat, unter Verwendung des Normalobjektivs (= 50mm) sollte die Belichtungszeit von 1/60 Sek. nicht unterschritten werden. Ansonsten > Stativ verwenden.
Beispiel 2: Ich fotografiere mit dem Zoom zuerst die Landschaft mit einer Brennweite von 90 mm (wähle also eine Belichtungszeit von minimal 1/125 Sek.), sehe aber bei einer Wolke einen kleinen Funnel und zoome ihn mit 210 mm Brennweite heran. Dabei sollte ich nicht vergessen (freihändig fotografierend) die Belichtungszeit auf 1/250 Sek. umzustellen.
Ausnahme: Hat jemand z.B. eine aussergewöhnlich ruhige Hand (z.B. ein Uhrmacher) gilt diese Regel nur bedingt. Dies muss man selber austesten.
Aber Achtung: Bei den meisten modernen Spiegelreflex-Digitalkameras im mittleren Preissegment (also keine Vollformatkameras) muss zur Ermittlung der effektiven Brennweite eines Objektivs der Faktor 1,5 berücksichtigt werden. D.h. ein 50mm-Objektiv hat eine eff. Brennweite von 75mm usw. Zur Ermittlung der minimalen Belichtungszeit ist die effektive Brennweite massgebend.
Zum Thema Bildstabilisator: Mit dem Bildstabilisator kann man natürlich auch den oben erwähnten Brennweitenwert unterschreiten. Doch dies geht zu Lasten der Bildqualität. Bildrauschen und Artefakte sind die Folge; also wenn möglich ausschalten und nur für das Erinnerungsföteli in der feuchtfröhlichen Festrunde verwenden.
Nun zur Wahl der Blende: Oft prahlen Fotografen mit der sog. Lichtstärke ihres Objektivs - 1,6, 1,4, gar 1,2 usw. Damit hat man zwar einen grossen Spielraum (und man kann damit auch geniale Effekte wie highkey usw. begünstigen), doch es bringt auch Nachteile.
So gilt die Faustregel: Je grösser die Blendenöffnung und je kleiner der Blendenwert, desto mehr wird die eingefangene Lichtmenge gestreut. Zudem wird bei ganz kleinen Öffnungen der Blende, d.h. hohen Blendenwerten, das einfallende Licht an den Kanten gebrochen. Beides führt zu unerwünschten Randunschärfen. Man ist auf jeden Fall auf der sicheren Seite, wenn man zwei Blenden vom niedrigsten und eine Blende vom höchsten Wert entfernt einstellt; in der Regel zwischen Blende 5,6 und 11, oder auch 4 und 16.
Blitzaufnahmen sind generell sehr anspruchsvoll.
Bei langen Belichtungszeiten....
...kann sich das Bildrauschen verstärken,
...sind die Konturen vorbeiziehender Wolken verwischt,
...erzeugt die Abstrahlung von Kunstlicht von Siedlungsgebieten einen unerwünschten Effekt
usw.
Bei (zu) kurzen Belichtungszeiten....
...verpasst man bei niedriger Blitzfrequenz evtl. genau den, auf welchen man schon lange gewartet hat.
...besteht die Gefahr von Unterbelichtung
usw.
So gilt die Regel: Je weiter weg das Gewitter, desto geringer ist die sog. Lux-Zahl (Lichtmenge) der Blitze; dafür aber konstanter.
Wenig Licht = längere Belichtungszeiten und/oder offnere Blende.
Je näher das Gewitter, desto heller die Blitze; dafür aber sehr unterschiedlich in der Helligkeit.
Viel Licht = kürzere Belichtungszeiten und/oder grössere Blendenwerte.
Ich persönlich achte bei der Blitzfotografie vorallem.....
...auf einen optimalen Spotterplatz mit guter Sicht
...auf eine niederschlagsfreie Zone im Abstand von ca. 3-5 km zum Hauptkern der Zelle
...auf gute Flucht- und Rückzugsmöglichkeiten, falls die Zelle in meiner Richtung anbaut etc.
...auf die Bildkomposition
...und verwende eine Nikon D90 und eine Fuji Finepix S1, sowie (immer!) ein Dreibeinstativ*, eine Stirnlampe und ein griffbereiter Regenschirm.
* Das Dreibeinstativ mit Mittelsäule, Querstreben, Metallraster und Wechselplatte.
Beispiel:

23.05.2011, 18mm, Bl. 11, 5 Sek.
Mit etwas Glück erwischt man den einen oder anderen schönen Blitz.
Gruss Cyrill