Cyrill hat geschrieben: ↑Mo 30. Mär 2020, 17:31
Nun doch ein Update von mir, weil sich die Ereignisse überschlagen:
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Trump verhöhnte die
"Schwarzmaler und Pessimisten" noch bis vor zwei Wochen und verkündete, es sei alles kein Problem, man habe alles im Griff usw. Dann wurde er etwas leiser, immer mehr - und so kleinlaut wie heute Mittag sah ich ihn noch nie. Er blickte zwar so drein, als habe er es immer schon gewusst...
"...und wir werden diesen Feind besiegen" usw. Aber er gab zumindest zu, dass die USA nach neusten Hochrechnungen
"gut aus der Krise" komme, wenn nur 100'000 Tote zu beklagen wären. Man rechnet mit 250'000 Toten.
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Nochmals: mit unserem Verhalten minimieren wir die Mortalitätsrate!
Diese Zitatteile eines arglosen Präsidenten, der inzwischen zum Glück nicht wiedergewählt wurde, die ich vor 1 1/2 Jahren hier in diesem Thread postete, stimmen mich umso betroffener, wenn ich die heutigen Zahlen in den Medien lese und die 700 Glockenschläge der Nationalen Kathedrale in Washington mir heute vorstelle, die jeweils stellvertretend für 1'000 Coronatote seit Ausbruch der Pandemie in den USA zum Gedenken an die Opfer geläutet werden. Mir reichen die 59 Sekunden schon im Video; stelle sogar nach 10-20 Sekunden ab. Weil ich mir die Zahl von 700'000 Toten rational gar nicht mehr vorstellen "kann" - auch nicht mag, um ehrlich zu sein. Denn die Emotion, man hätte mit geeigneten Massnahmen diese Zahl um ein Vielfaches minimieren können, "köchelt" immer noch in mir - und ich merke, dass auch ich mit der Zeit etwas müde geworden bin, mir nun ständig die neusten Informationen aus dem Netz und aus den Medien "anzutun", die man (wie dieses obige Beispiel zeigt) ja ohnehin hinterfragen muss.
https://www.sueddeutsche.de/panorama/70 ... -1.5431564
Um diese abstrakte Zahl in einer etwas konkretisierenden Weise uns ins Bewusstsein zu führen, sei mir der Vergleich mit der Blitzhäufigkeit in der Schweiz (welche Meteorologen und Sturmjägern eher vertraut ist) erlaubt. Gem. MeteoSchweiz gibt es in unserem Land zwischen 60'000 und 80'000 "Hauptblitz"-Einschläge pro Jahr.
https://www.meteoschweiz.admin.ch/home/ ... hweiz.html
Nehmen wir den Durchschnitt von 70'000. Sodann entsprechen 700'000 Coronatote in den USA also der Anzahl "Hauptblitze" in der Schweiz im Zeitraum von 10 Jahren - was auch immer MeteoSchweiz unter "Nebenblitze", sowie der Unterscheidung verstehen will (was sich meiner Begrifflichkeit bisher eher entzogen hat, da ich lieber von Haupt- und Mehrfachentladungen spreche.... aber das ist ein anderes Thema).
Wenn die Kirche in meiner Nähe zu Mittag und Mitternacht also 12 mal schlägt, entspräche dies etwa der seit Anfang der Pandemie in der Schweiz verstorbenen Anzahl Coronatoten, stellvertretend für jeweils 1'000 Tote pro Glockenschlag.
https://www.bote.ch/nachrichten/interna ... 46,1347927
Die Kunstinstallation von Suzanne Brennan Firstenberg mit den weissen Fähnchen soll einem diese Zahl etwas vor Augen führen (siehe Link).
https://www.stern.de/panorama/video-700 ... 05168.html
Über 4,8 Millionen Menschen sind weltweit an Corona gestorben (siehe Link "Stern") - und dachte man vor einem Jahr noch an eine erste Welle und zweifelte an einer zweiten, scheint die Bevölkerung schon hingenommen zu haben, dass wir uns mitten in der vierten Welle (Deltavariante) befinden und nur vage davon Kenntnis nehmen, wonach bald auch die "Mu"-Variante (5. Welle) von sich reden machen wird. Wenn's ganz dumm läuft, ist sie koinzident mit der kommenden Weihnachtszeit. "Notausgang" Herdenimmunität? Ich hege Zweifel. 1'500 Varianten des Coronavirus hat man nun entdeckt; nur wenige bekommen von der WHO den Status hochinfektiös und sehr gefährlich. Doch die Mutanten, die nicht vorhersagbar sind, werden mit besonderem Augenmerk untersucht, da sie sich um die Herdenimmunität überhaupt nicht kümmern. Trotzdem habe ich mehr Bedenken gegenüber der Informationsimmunität der "Herde", sprich: die Bevölkerung scheint sich aus meiner Warte heraus gesehen immer weniger um die Weisungen des Bundesrates zu kümmern. Bedenklich!!! Dennoch: wo sollen wir denn in Bezug auf den Bundesrat und die fachkompetente Beratung unser Vertrauen setzen, wenn zum Teil Zahlen und Fakten nicht mehr allzu glaubwürdig erscheinen? Kontraproduktiv auch der Versuch einzelner Kantone Impfskeptiker zu ködern mit Gratis-Bratwurst und Anwerbeprämie von CHF 50.- für Freunde und Bekannte, die Überzeugungsarbeit leisten sollen! Solch fragwürdiges Vorgehen kenne ich von Sekten. Das stösst bei mir auf Widerstand, wie zum Glück auch bei einigen weitsichtigen Politikern, die solche Vorstösse für "Chabis" erachten.
Der Erfolg von Überzeugungsarbeit ist immer abhängig von Transparenz (der Informationen) und Argumentation, in welcher die Erwägungen der Skeptiker mit einbezogen werden, in welcher auch um die Meinungsfreiheit und das Recht auf Unversehrtheit (ein in unserem Recht tief verankertes Gesetz) diskutiert werden darf. Verteidigt wird oft das Recht auf Selbstbestimmung, das nun in Pandemiezeiten im Kontrast zum Gemeinwohl stehen kann und letztlich eine ethische Frage beinhaltet. Das grosse Schweigen dazu in unserem Land irritiert mehr, als das es hilft, den Unschlüssigen das längst fällige Vertrauen zurückzugeben.
Ich gehöre nicht zu den in den Medien breit getretenen Impfgegnern, auch wenn ich die Förderung der 2-Klassen-Gesellschaft für absolut verfehlt halte. Diese hat meine eigene Familie bereits in zwei Lager gespalten, wonach die einen mich nur noch sehen wollen, wenn ich geimpft sei. Aber wer mich gut kennt, der weiss, dass ich kein Opportunist bin, weshalb ich auch oft mit gängigen (Mainstream-)Ansichten im Konflikt liege, wenn sie für mich keinen Sinn ergeben. Jedenfalls würde ich niemals für eine offerierte Olma-Bratwurst mit Büürli meine Meinung ändern, selbst wenn sie von Bundesrat Berset persönlich noch eine Unterschrift tragen würde (um es hier etwas ironisch darzulegen). Schliesslich waren die Urschweizer, unsere Nationalhelden, auch keine Opportunisten und hätten sie ihre eigenständige Meinung vor 700 Jahren gegen eine Bratwurst eingetauscht.....naja...
Trotz begründbarer Bedenken, die ich hier nun im Detail nicht auslegen will, habe ich mich letzte Woche spontan zur Impfung entschieden, ohne gedrängt zu werden und ohne hinsichtlich einer Prämie für Bekannte. Aus völlig eigenständigem Entschluss, in Erwägung aller Risiken (bildlich ausgedrückt auch des Eisbergs bei der "Titanic"). Positive Aspekte gibt es viele; aufgrund negativer Erfahrungen mit der Schulmedizin und Medikamenten war ich bisher zurückhaltend. Für und Wider hielt sich lange die Waage, nachdem ich mich auch umfangreich über das Thema informiert hatte. Doch ich erfuhr aus zuverlässiger Quelle von einem genesenen Mann, der nun aber unter den extremen Folgen des sog. "Long-Covid" leidet und im Fernsehen sah ich einen Beitrag über eine Long-Covid-Selbsthilfegruppe, die sich von den Verantwortlichen "vergessen" fühlt.
https://www.longcovidch.info/
Der Verein Long Covid Schweiz hat kürzlich einen offenen Brief an den Bundesrat geschrieben (siehe Link) und man schätzt gegen die 200'000 SchweizerInnen, die von den Spätfolgen der Erkrankung, trotz Genesung, betroffen sind. Ich finde diese enorm wichtig hier im Forum in diesem Thementhread zu publizieren - und ich mache auch keinen Hehl daraus zuzugeben, dass die Liste der Symptome meine Befürchtungen bestärkten, dass ich nach einer allfälligen Erkrankung kaum je wieder gesund werden könnte. Das Pendel der Abwägung, welche Risiken nun für mich mehr wiegen und welche Freiheiten ich wann einbüssen müsste, schlug in Richtung Impfung aus. Mir wurde ein abgesagter Impftermin angeboten. Ich entschied mich 1 1/2 Stunden später. 15 Stunden später wurde ich bereits geimpft.
Der Einstich ist ja ein kleiner Piks. Nicht der Rede wert. Das leichte Brennen im Oberarm einige Stunden später ist Peanuts. Geht nach rd. 24 Stunden vorbei. Doch zwei Tage später begannen extreme Symptome, die eindeutig durch die Impfung hervorgerufen wurden, die sich verstärkten. Gestern waren sie dermassen stark, dass ich nicht mehr aufstehen konnte und mich entschied notfallmässig zum Arzt zu gehen (als es mein Bewegungsapparat für die kurze Strecke zuliess). Ich bekam Medikamente; heute geht es mir schon entschieden besser, wenn auch nicht besonders gut. Warten wir ab; es dauere ein paar Tage, meinte die Ärztin. Im BAG-Paper lese ich nach, dass die Impfreaktion nur in den ersten 48 Stunden auftreten könne. Falsch! Die Leiterin meiner Apotheke bestätigt, dass oft auch (wie bei mir) angeschwollene Lymphdrüsen zu beobachten seien. Bei "Nebenwirkungen" im BAG-Paper steht aktuell nichts davon. Und auf meine Frage an die behandelnden Fachpersonen, weshalb im Vorfeld nicht umfassend informiert werde, hiess es unisono, man wolle die Bevölkerung nicht verunsichern. Soll ich schweigen? Ich empfehle hiermit gar nichts, weder für, noch gegen die Impfung. Falls diese Symptome wieder in den nächsten Tagen verschwinden, dann ist dies sicher das geringere Übel, als an Covid-19 zu erkranken und ein Leben lang an den Spätfolgen zu leiden. Deshalb erachte ich meine Entscheidung nach wie vor als richtig.
Gott hat uns ein Gewissen gegeben, in dem wir uns in der Verantwortung uns selbst und anderen gegenüber sehen können, gar sollten. Doch es heisst "Wissen und Gewissen", wodurch wir handeln und sinnvolle Entscheidungen fällen. Wo Wissen aber ungenügend ist, gar verfälscht wird und wo keine Transparenz herrscht, da kann auch keine Überzeugungsarbeit geleistet werden - und dort sind auch geschenkte Bratwürste & Co. wirkungslos.
https://www.br.de/nachrichten/bayern/br ... ge,SdyL6rf
Rein theoretisch habe ich ein Stück Kuchen vom Bundesrat zugute
..... und eine transparentere Pandemie-Strategie.
Gruss Cyrill
PS: ist wieder länger geworden, hat aber auch einiges an Infos in dem Post...