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Berg-Gewitter(chen) am Wochenende 17.-19.04.2020

Alles zu (Un)wetter relevant für die Schweiz
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Tinu (Männedorf)
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Re: (Alp-)Träume 2020

Beitrag von Tinu (Männedorf) »

Die neusten Läufe sind nun aber tatsächlich ein Schlag in die Magengrube. Unglaublich, wie sich das Szenario innerhalb kürzester Zeit wieder verändert hat (oder eben nicht verändert, je nach Sichtweise). Selbst die Gewitterlage am Wochenende - bis gestern eigentlich im Rahmen der sonst sehr verlässlichen erweiterten Kurzfrist standhaft modelliert - ist auf der Kippe. Das kleine Fensterchen am Samstag geht nun auch immer mehr zu. Am Sonntag dann bereits Bisendröhnung und Ende der Fahnenstange.

Ich frage mich langsam, für was die Modelle eigentlich noch gut sein sollen, wenn sie es nicht einmal mehr fertig bringen, derartige Konstellationen korrekt zu erfassen?
Tinu (Männedorf ZH, 422 m ü. M)
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Federwolke
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Re: (Alp-)Träume 2020

Beitrag von Federwolke »

Nun ja, die Modelle können nicht besser sein als die Ausgangsdaten, mit denen sie gefüttert werden. Wenn xTausend Messdaten aus der höheren Troposphäre (also von dort, wo die Druckgebiete gesteuert werden) von Flugzeugen fehlen, bleibt das nicht ohne Auswirkungen. Da helfen auch ein paar Dutzend zusätzliche Radiosondenaufstiege vor allem aus Europa und Amerika wenig. Genausogut könnte man ein Glas Kirsch in den Bodensee schütten, um die Fische besoffen zu machen.


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Tinu (Männedorf)
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Re: (Alp-)Träume 2020

Beitrag von Tinu (Männedorf) »

Federwolke hat geschrieben: Fr 17. Apr 2020, 09:50 Genausogut könnte man ein Glas Kirsch in den Bodensee schütten, um die Fische besoffen zu machen.
:lol:

Schöner Vergleich.

Wie schätzt du eigentlich die (Nicht)-Gewitterlage am Wochenende ein? Ich werde nicht schlau aus dem Ganzen. Vor allem wundert mich, dass die meisten Modelle den Voralpenrand plusminus auslassen. Stattdessen wird weiter nördlich praktisch über jedem Pfupfhügel ein Signal gesetzt. An übermässigen Schneemengen in den Alpen kanns ja nicht liegen.
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Federwolke
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Re: (Alp-)Träume 2020

Beitrag von Federwolke »

Ich vermute mal (bin ja keine Modellentwicklerin), dass das mit der Modellklimatologie zu tun hat, also die Erfahrungswerte der letzten weiss-nicht-wie-lange-zurück-Jahre, die dem Modell zugrunde liegen. Bisher war ja es meistens so, dass sich Gewitter im April aufs Mittelland beschränkt hatten. Ob die Modelle wissen, dass der Jura komplett und die Voralpen bereits weitgehend schneefrei sind? Anfeuchtung von der Grundschicht her kann man jedenfalls ausschliessen, wie das letzte Wochenende gezeigt hat. Labilität und Feuchte der herangeführten Luftmasse sind aufgrund der unsicheren Zugbahn der Höhenkaltluft fast Nowcastingsache (da wiederum werden die zusätzlichen Sondenaufstiege hilfreich sein).
Zuletzt geändert von Federwolke am Fr 17. Apr 2020, 10:29, insgesamt 1-mal geändert.

Markus Pfister
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Re: (Alp-)Träume 2020

Beitrag von Markus Pfister »

Tja, blöd gelaufen, trotz energiereicher Luft, die endlich mal etwas höhere Taupunkte bringen würde. Dummerweise sind wir genau jetzt unter einem schmalen aber SEHR beständigen Höhenrücken :-(

Von wegen Waschküchen-Wishcasting: Einen weiteren trockenen Sommer akzeptiere ich schlicht nicht!!! Wir befinden uns verdammt nochmal auf einem Planeten mit 71% Wasseroberfläche UND er wird wärmer. PLUS wir sind hier NICHT im Altay, sondern relativ küstennah, sprich: WENN man überhaupt noch, ohne an diversen Checkpoints betteln zu müssen, reisen dürfte, wäre man in wenigen Stunden an der Küste, und zwar in DREI Richtungen. Es geht nicht an, dass diese Konstellation hier in der wärmeren Saison dauerhaft zu mehr Trockenheit führt, im Gegenteil, wir müssten eigentlich regelmässig gewittrig absaufen!

Gruss

Markus

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Willi
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Berg-Gewitter(chen) am Wochenende 17.-19.04.2020

Beitrag von Willi »

Wie schätzt du eigentlich die (Nicht)-Gewitterlage am Wochenende ein?
Um diese Frage zu klären, ist doch ein eigener Thread nicht ganz unangemessen, auch wenn das Floprisiko, angesichts der Vorgeschichte, als beträchtlich einzuschätzen ist.

Cosmo (search.ch) hat bereits für heute (noch?) etwas drin.
Bild

Und auch der Blick an den Himmel Richtung Berge lässt doch minimalste Ansätze von Konvektion zumindest erahnen (oder sind das einfach Schwerewellen?)

Bild


Wie auch immer. Schon nur um den neuen (wirklich supertollen) Zoomradar in Echtzeit zu testen, wären ein paar Pfüpfli am Himmel hochwillkommen.
Gruss Willi
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Tinu (Männedorf)
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Re: (Alp-)Träume 2020

Beitrag von Tinu (Männedorf) »

Markus Pfister hat geschrieben: Fr 17. Apr 2020, 10:29 Tja, blöd gelaufen, trotz energiereicher Luft, die endlich mal etwas höhere Taupunkte bringen würde. Dummerweise sind wir genau jetzt unter einem schmalen aber SEHR beständigen Höhenrücken :-(
Aber dieser Höhenrücken ist ja nun nicht soooooo schmal und greift bis weit über den Alpenraum nach Norden aus. Demnach dürfte es nördlich von uns (Schwarzwald) ebenso wenig Aussichten auf Schauer und Gewitter geben. Stattdessen veranstalten die Modelle dort eine Signalparty, die ich primär auf die Orografie zurückführe.

Das müsste dann aber für die - wesentlich "orografischeren" - Voralpen und Jurahügel im selben Masse gelten. Tuts aber nicht. Die Bedingungen sind ja nun nicht völlig unterschiedlich. Das verstehe ich nicht.

Und zum Waschküchen-Wishcasting:

Da wäre ich aber noch vorsichtig. Klar hatten wir in den letzten Jahren vermehrt trockene Ereignisse. Allerdings kann die zunehmende Tendenz zur Persistenz ja auch auf die andere Seite ausschlagen. Man stelle sich vor: 30 Tage Tief Mitteleuropa oder 30 Tage Vb. Das wäre dann schon ziemlich mit Absaufen verbunden...
Zuletzt geändert von Tinu (Männedorf) am Fr 17. Apr 2020, 10:58, insgesamt 1-mal geändert.
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Tobi (Rheintal, VBG)
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Re: (Alp-)Träume 2020

Beitrag von Tobi (Rheintal, VBG) »

Ich finds langsam auch erschreckend. Die Chancen auf Gewitter stehen schlecht, die Bise wird den Boden weiterhin massiv austrocknen. Kein Landregen weit und breit in Sicht. Es gibt nicht oft dass ich das sage, aber ich hoffe auf einen verregneten Mai. Das wäre auch für den Sommer wichtig, damit allfällige Gewitterlagen nicht wie oft in den letzten Jahren an der fehlenden Feuchte scheitern. :neinei:
Ich werde jedenfalls weiterhin nicht schlau aus den Modellen. :( Selten so eine Großwetterlage gesehen, die von den Modellen so schlecht erfasst wird in der Mittel- aber eigentlich auch in der Kurzfrist.

Tobi (Rheintal, VBG)
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Re: Berg-Gewitter(chen) am Wochenende 17.-19.04.2020

Beitrag von Tobi (Rheintal, VBG) »

Ich werde mich am Abend mal an einer Einschätzung versuchen (für morgen Samstag und möglicherweise Sonntag)... Für heute keine Zeit :-D Überlasse ich den Profis! ;)

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Tinu (Männedorf)
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Re: Berg-Gewitter(chen) am Wochenende 17.-19.04.2020

Beitrag von Tinu (Männedorf) »

Naja, gehen wir das Ganze mal Punkt für Punkt durch.

Die Wetterlage gemäss GFS am Samstagabend (zur besten Gewitter-Sendezeit). Der Höhenrücken über dem Alpenraum ist in der 500hpa-Karte gut erkennbar. Allerdings liegt da nördlich von uns auch eine schmale Tiefdruckrinne:
Bild

Das Feuchteangebot ist bis und mit Sonntagnachmittag gut:
Bild

Das zeigt sich auch an den Taupunkten:
Bild

Die Indices sind entsprechend positiv was Schauer und Gewitter angeht:
Bild

Es kann also eigentlich "nur" dran scheitern, dass der Deckel zu stark ist. Aber genau dafür haben wir bei solchen Lagen ja eigentlich die Hügel und Berge in unseren Gefilden...nur kommen die in den Modellen scheinbar nicht vor.
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