Etwas überrascht war ich, als bis vor wenigen Minuten auf Meteocentrale mit Stufe Rot vor verbreitetem Glatteisregen gewarnt wurde. Das sieht man schliesslich auch nicht alle Tage:
Die Warnung wurde vor wenigen Minuten aktualisiert und die rote Warnstufe entfernt, es wird nun "lediglich" vor verbreiteter Strassenglätte gewarnt. Ähnlich sieht es bei den anderen Wetterdiensten aus, wobei auch hier die Streuung eher gross ist.
Was meint ihr? Ich denke nur schon die obige, wenn auch mittlerweile gelöschte, Warnung bei Meteocentrale deutet auf ein gewisses Gefahrenpotential hin.
Grüsse
Patrick
Re: Glatteisregen? 11.12.2020
Verfasst: Fr 11. Dez 2020, 13:28
von Federwolke
Ein schönes Beispiel dafür, dass jene die sich den Beruf des Meteorologen in Zeiten allgemeiner VerAPPelung noch antun, sich selbst gerne verAPPeln lassen. Wenn ein Modell eine Schneefallgrenze von 1300 m berechnet, dann wird das ohne zu überlegen in die Welt hinausposaunt (so gehört heute Morgen von der Gebührenmeteorologie). Von den Ausnahmefällen, in denen die Faustregeln zur Berechnung der Schneefallgrenze nicht funktionieren, hat man offenbar noch nie etwas gehört. Jetzt muss erst mal die mittlere Schicht angefeuchtet werden, und das dauert. Jedenfalls kommt von dem ganzen Zeugs, welches das Radar anzeigt, so wenig hier unten an, dass man die Schneeflöckchen zählen kann und dabei Gefahr läuft, einzuschlafen. Und wenn dieser Prozess dann mal erledigt ist, heben sich Warmluftadvektion (Durchmischung) und Niederschlagsabkühlung erst mal gegenseitig auf. Würde mich nicht erstaunen, wenn selbst meine Prognose der Schneefallgrenze von 600-1000 m zu hoch angesetzt ist... Und ja, dann kann's unten schon ziemlich schmierig werden - aber Glatteisregen ist das nicht, wenn's in den zuvor gefallenen Schnee tröpfelt. Und ich weiss nicht, wie es andernorts aussieht, aber hier sind die Bäume weiss und die Böden teilweise grün, was darauf hindeutet, dass da noch ordentlich Wärmefluss aus dem Boden wirkt. An ganztags schattigen Hängen und Stellen (z.B. nordseitige Waldränder) würde ich trotzdem aufpassen.
Re: Glatteisregen? 11.12.2020
Verfasst: Fr 11. Dez 2020, 13:34
von Marco (Oberfrick)
Was sicher ist das in Basel leichter Regen fällt bei rund2.5°C.Für andere Regionen bin ich da optimistischer das es schneit.
Re: Glatteisregen? 11.12.2020
Verfasst: Fr 11. Dez 2020, 15:21
von widovnir
Federwolke hat geschrieben: ↑Fr 11. Dez 2020, 13:28
Jetzt muss erst mal die mittlere Schicht angefeuchtet werden, und das dauert. Jedenfalls kommt von dem ganzen Zeugs, welches das Radar anzeigt, so wenig hier unten an, dass man die Schneeflöckchen zählen kann und dabei Gefahr läuft, einzuschlafen.
Vielen Dank für Deine Erklärung. Man kann dies wunderbar auf dem Radar mitverfolgen, wie sich der Niederschlag wortwörtlich über grossen Teilen in Luft auflöst.
Re: Glatteisregen? 11.12.2020
Verfasst: Fr 11. Dez 2020, 15:52
von Jeannette
Zur Zeit wunderschöner Schneefall in Kaiserstuhl mit grossen Flocken, die sitzenbleiben. Endlich auch bei uns hier Winterfeeling
Heute morgen im Wald übrigens auch faszinierendes Haareis. Mein erstes Mal, dass ich das gefunden hab. Bilder liefere ich später nach
Re: Glatteisregen? 11.12.2020
Verfasst: Fr 11. Dez 2020, 19:09
von Matthias_BL
Hello zäme, was mich heute späterer Nachmittag/Abend überrascht hat, waren die doch manchmal ziemlich heftigen Windböen hier im Oberbaselbiet. Die haben es sogar geschafft, die eine oder andere meine grossen Kübelpflanzen umzuwerfen
Interessant nur, dass ich nirgends bei einer Meteoseite etwas zum Thema "Wind" heute zu lesen sah.
Wurde das übersehen, das sich alles auf "Glatteis oder nicht" konzentriert hat?
Grüsse
Matthias
Re: Glatteisregen? 11.12.2020
Verfasst: Fr 11. Dez 2020, 19:23
von Federwolke
Schneefallgrenze je nach Durchgreifen des Westwindes auf 600 bis 1000 m steigend.
... impliziert, dass Westwind (Südwest wäre vielleicht exakter gewesen) durchgreift und an exponierten Stellen auch mal etwas ruppig sein kann. Wer an bekannt empfindlicher Stelle zuhause ist, sollte für diese Zwischentöne in den Wetterberichten sensibilisiert sein. Denn bei komplexer Lage auf jedes lokale Phänomen einzugehen, ist schlicht unmöglich.
Re: Glatteisregen? 11.12.2020
Verfasst: Fr 11. Dez 2020, 20:06
von Jeannette
Hier noch die Bilder zum Haareis, oder auch Eiswolle genannt. Damit das Haareis entsteht braucht es ganz spezielle Bedingungen: Ein Pilz in nassen Totholz, dessen proteinartigen Ausscheidungen die Eisbildung verhindert, eine Temperatur knapp unter 0 Grad und eine hohe Luftfeuchtigkeit ohne Wind. Das Eis wächst quasi aus dem Holz heraus
Re: Glatteisregen? 11.12.2020
Verfasst: Sa 12. Dez 2020, 15:09
von Jeannette
Wer Lust hat sich das ganze noch genauer anzusehen, für den habe ich noch ein Video mit Nahaufnahmen zusammengestellt.
Aufgenommen am 11.12.2020 um 10 bis 12 Uhr im Wald von Fisibach AG und Weiach ZH:
Re: Glatteisregen? 11.12.2020
Verfasst: So 13. Dez 2020, 01:42
von Linth
Federwolke hat geschrieben: ↑Fr 11. Dez 2020, 13:28
Ein schönes Beispiel dafür, dass jene die sich den Beruf des Meteorologen in Zeiten allgemeiner VerAPPelung noch antun, sich selbst gerne verAPPeln lassen. Wenn ein Modell eine Schneefallgrenze von 1300 m berechnet, dann wird das ohne zu überlegen in die Welt hinausposaunt (so gehört heute Morgen von der Gebührenmeteorologie). Von den Ausnahmefällen, in denen die Faustregeln zur Berechnung der Schneefallgrenze nicht funktionieren, hat man offenbar noch nie etwas gehört. Jetzt muss erst mal die mittlere Schicht angefeuchtet werden, und das dauert. Jedenfalls kommt von dem ganzen Zeugs, welches das Radar anzeigt, so wenig hier unten an, dass man die Schneeflöckchen zählen kann und dabei Gefahr läuft, einzuschlafen. Und wenn dieser Prozess dann mal erledigt ist, heben sich Warmluftadvektion (Durchmischung) und Niederschlagsabkühlung erst mal gegenseitig auf. Würde mich nicht erstaunen, wenn selbst meine Prognose der Schneefallgrenze von 600-1000 m zu hoch angesetzt ist... Und ja, dann kann's unten schon ziemlich schmierig werden - aber Glatteisregen ist das nicht, wenn's in den zuvor gefallenen Schnee tröpfelt. Und ich weiss nicht, wie es andernorts aussieht, aber hier sind die Bäume weiss und die Böden teilweise grün, was darauf hindeutet, dass da noch ordentlich Wärmefluss aus dem Boden wirkt. An ganztags schattigen Hängen und Stellen (z.B. nordseitige Waldränder) würde ich trotzdem aufpassen.
Wieder mal herrlich beschrieben von der Frau Federwolke. Aber eigentlich tragisch, wenn unsere staatlich (gut) besoldeten Wetterprofis so ein Unsinn von sich geben..
So was erkenne sogar ich als Amateur. Dabei ist mein Hauptgebiet die Hydrologie (auch Amateur, aber da bin ich verdammt gut echt .