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Starkregen & Gewitter 27. - 29.08.2025

Verfasst: Mo 25. Aug 2025, 17:00
von MHZG
Hallo zäme

Nach herrlichstem Spätsommerwetter (nach angenehm frischen Nächten) kommt in der zweiten Wochenhälfte so richtig Bewegung in die Wetterküche. MeteoSchweiz hat dem kommenden Regenereignis bereits zwei Blogeinträge gewidmet:

1. Teil vom 24. August: https://www.meteoschweiz.admin.ch/ueber ... peten.html
2. Teil vom 25. August: https://www.meteoschweiz.admin.ch/ueber ... bevor.html

Für Starkregen & Gewitter bin ich ja an sich immer zu haben ... als erstmaliger Zuschauer des Weltklasse Zürich Leichtathletik-Meetings am Donnerstagabend, könnte das Timing allerdings auch besser sein. :schirm: - Aber vielleicht ist das Gröbste bis dahin schon durch.

Gruss
Martin

Re: Starkregen & Gewitter 27. - 29.08.2025

Verfasst: Mo 25. Aug 2025, 21:57
von Markus (Horw)
Die wollen jetzt der Athletissima in Lausanne Konkurrenz machen. Wer hat mehr Regen.
Ein Leichtathletikmeeting im Tessin oder so Gegend Varese wäre noch "besser" zum Durchführen.

Re: Starkregen & Gewitter 27. - 29.08.2025

Verfasst: Di 26. Aug 2025, 00:54
von Federwolke
MHZG hat geschrieben: Mo 25. Aug 2025, 17:00 als erstmaliger Zuschauer des Weltklasse Zürich Leichtathletik-Meetings am Donnerstagabend, könnte das Timing allerdings auch besser sein. :schirm: - Aber vielleicht ist das Gröbste bis dahin schon durch.
Wohl eher das Gegenteil dürfte der Fall sein - nach diesem Modell geht's dann erst richtig los:

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Re: Starkregen & Gewitter 27. - 29.08.2025

Verfasst: Di 26. Aug 2025, 21:09
von MHZG
Aus Westen naht bereits ein erstes Amuse-Bouche (das sich auf dem Radar gesünder präsentiert, als in der Icon-NS-Prognose erwartet). Trifft je nach West-Ost Standort vor, oder nach Mitternacht ein. Aber beim Thread-Titel kann man das Füfzgi wohl gerade sein lassen diesbezüglich :-D

Re: Starkregen & Gewitter 27. - 29.08.2025

Verfasst: Mi 27. Aug 2025, 08:48
von Röschu (Bern)
Gemäss dem 03Z-Lauf von ICON-D2 gibt es drei Zonen, die in den nächsten 48 Stunden über unser Land hinwegziehen. Diejenige von morgen Donnerstag ist dabei klar die aktivste und wasserreichste. Der Süden wird enorm bedient:
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Der akkumulierte Niederschlag in den nächsten 36 Stunden zeigt dies deutlich. Beim dunkelsten Fleck werden aktuell über 450mm Regen erwartet. Das ist zwar ennet der Grenze, aber auch im Tessin gibt es reichlich Wasser:

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Ich stelle morgen dann auch den akkumulierten Niederschlag gemäss ICON-D2-RUC (+14h) in den Thread.

Re: Starkregen & Gewitter 27. - 29.08.2025

Verfasst: Mi 27. Aug 2025, 09:23
von Rontaler
Danke Röschu, für deine guten Beiträge. :up:

In der Tat dreht ICON-D2 (zumindest im 3Z-Lauf) total am Rad. AROME modelliert in derselben Zeitspanne etwas weniger, was natürlich immer noch viel ist:

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Re: Starkregen & Gewitter 27. - 29.08.2025

Verfasst: Mi 27. Aug 2025, 09:31
von Röschu (Bern)
Rontaler hat geschrieben: Mi 27. Aug 2025, 09:23 Danke Röschu, für deine guten Beiträge. :up:
Sehr gern, freut mich. :)

Re: Starkregen & Gewitter 27. - 29.08.2025

Verfasst: Mi 27. Aug 2025, 09:54
von Tinu (Männedorf)
Noch mein Beitrag dazu (für das Sturmforum freihaus):

Hier gehts zur Originalversion (nur mit Abo): https://www.tagesanzeiger.ch/wetter-sch ... 3736397382

Ab Mittwoch drohen auf der Alpensüdseite und in den Ostalpen intensive Niederschläge. Auslöser ist der ehemalige Tropensturm «Erin».

Ab Mittwochabend kommen in weiten Teilen der Schweiz sehr intensive Niederschläge auf. Wie Meteo Schweiz mitteilt, dürften vor allem das Tessin und Graubünden besonders stark betroffen sein. Eine problematische Situation erwarten die Meteorologen in Sumvitg, im Lugnez, im Valsertal und in der Region Rheinwald. Dort muss von etwa Mittwochabend bis Donnerstagabend mit bis zu 150 Litern Niederschlag pro Quadratmeter gerechnet werden.

Meteo Schweiz hat für diese Regionen entsprechend eine Unwetterwarnung der Stufe vier (von maximal fünf) herausgegeben. Die erwarteten 24-stündigen Regenmengen übertreffen teilweise das, was normalerweise im Verlauf des gesamten Monats August zusammenkommt. Es muss daher mit Überschwemmungen und Murgängen gerechnet werden.

Gemäss Daniela Roth, Meteorologin bei Meteo Schweiz, könnte die Warnstufe vier je nach Entwicklung in den Prognosemodellen auch noch auf Teile des Tessins ausgeweitet werden.

Ex-Hurrikan trifft auf überwärmtes Mittelmeer

Nur wenige Tage, nachdem ein Höhentief vor allem in der Nordostschweiz für neue Regensummenrekorde gesorgt hatte, steht nun also bereits die nächste Unwetterlage vor der Tür – wobei das Schadenspotenzial aufgrund der brisanten atmosphärischen Konstellation diesmal noch grösser ist.

Massgeblich verantwortlich dafür ist der ehemalige Hurrikan «Erin». Bereits vor etwa einer Woche hatte sich in den Wettermodellen angedeutet, dass dieser Tropensturm in Europa für Probleme sorgen könnte. Der Sturm geriet daher auch früh in den Fokus der hiesigen Wetterdienste.

«Erin» war entlang der US-Ostküste in nordöstlicher Richtung aufs offene Meer und dann Richtung Europa gezogen. Dabei wurde der Sturm in die nordatlantische Höhenzirkulation eingebunden. Er verlor also seinen Status als Hurrikan und wandelte sich in ein aussertropisches Sturmtief um.

Das Problem ist aber, dass ein solcher Hurrikan seine Eigenschaften nicht einfach ablegt, nur weil er anders klassifiziert wird. Hurrikane sind thermische «Kraftwerke», das heisst sie führen enorme Mengen an Energie mit sich. «Erin» verstärkte damit vor einigen Tagen bereits den Jetstream, also das Höhenwindband, welches von Nordamerika nach Europa verläuft.

Am Dienstagnachmittag liegt der Sturm mit seinem Zentrum südlich von Island. Aussergewöhnlich ist dabei weniger der Luftdruck in seinem Kern. Dieser liegt bei etwa 970 Hektopascal, was keineswegs rekordverdächtig ist für einen atlantischen Herbststurm. Speziell am Ex-Hurrikan «Erin» ist aber sein gewaltiger Umfang: Er reicht von Island bis zu den Azoren.

Im Verlauf des Mittwochs wird sich der Sturm zu den Britischen Inseln verlagern. Er greift dabei bis in die westliche Mittelmeerregion aus. Und genau das ist – aus Schweizer Sicht – das Hauptproblem.

Sturm nimmt sehr viel Feuchtigkeit auf

Mit dem Herannahen des Sturms etabliert sich über West- und Mitteleuropa eine kräftige südwestliche Höhenströmung. Dadurch werden zuerst warme und dann zunehmend auch sehr feuchte Luftmassen aus dem Mittelmeer zum Alpenraum gelenkt. Am Dienstag sorgt das in der Schweiz nochmals für sommerliche Temperaturen um 28 Grad. Dieser spätsommerliche Zustand währt aber nur kurz.

Ex-Hurrikan «Erin» stösst auf seiner Vorderseite über dem Norden Spaniens die Bildung eines kleinen Randtiefs an. Dieses wird sich zwischen Mittwoch und Donnerstag voraussichtlich von Südfrankreich nach Norditalien verlagern.

Weil das Mittelmeer mit einer durchschnittlichen Oberflächentemperatur von fast 27 Grad für diese Jahreszeit ausserordentlich warm ist, kann dieses Randtief über dem Meer riesige Mengen an Feuchtigkeit aufnehmen.

Welches Unwetterpotenzial in dieser heranströmenden Luftmasse enthalten ist, zeigt der Blick auf das sogenannte niederschlagbare Wasser. Dabei handelt es sich um ein meteorologisches Mass für die Wassermenge, die eine Luftsäule vom Boden bis zur Tropopause in etwa 15 Kilometer Höhe «halten» kann. Ab rund 30 Millimeter wird es kritisch, Werte um 50 Millimeter kommen nicht allzu häufig vor. Gemäss Meteo Schweiz wird aber genau das beim anstehenden Wetterereignis der Fall sein. «Solche Werte sind aussergewöhnlich für unsere Breiten», sagt Daniela Roth.

Damit aber noch nicht genug. Am Donnerstag zieht noch eine kräftige Kaltfront – ausgehend vom Haupttief über den Britischen Inseln – zu den Alpen. Diese Front sorgt für einen dynamischen Hebungsprozess. Das bedeutet: Die Luft wird zum Aufsteigen gezwungen, es entstehen Schauer und Gewitter.

Erfahrungsgemäss können die Niederschlagsmengen bei derartigen Wetterlagen noch deutlich höher ausfallen, wenn Gewitter in den Regenbändern eingelagert sind. Regional ist es also sehr wahrscheinlich, dass noch mehr Regen fallen wird, als es die Wettermodelle berechnen.

Wegen der starken südwestlichen bis südöstlichen Höhenströmung besteht vor allem in den Südalpen die Gefahr, dass sich über einen längeren Zeitraum hinweg immer wieder kräftige Schauer und Gewitter über mehr oder weniger denselben Regionen entladen. Wenn das eintreten sollte, wäre die Unwetterlage ähnlich wie im Sommer und Herbst 2024. Damals gab es grosse Schäden im Tessin und Misox.

Föhn hält im Osten dagegen

Etwas geringer fallen die Niederschlagsmengen auf der Alpennordseite aus. Vor allem in der Zentral- und Ostschweiz kommt wegen der südwestlichen Winde vorübergehend der Föhn auf. «Dieser wird die Niederschläge dort etwas zurückhalten», sagt Daniela Roth. Spätestens mit Annäherung und Durchzug der Kaltfront am Donnerstag wird es aber auch in den Föhnregionen kräftig regnen.

Gemäss aktueller Einschätzung wird sich das Wetter erst am Samstag etwas beruhigen. Schon im Verlauf des Sonntags schickt ein atlantisches Sturmtief dann aber die nächste Kaltfront zum Alpenraum. Wie viel Niederschlag diese Front auslösen wird, lässt sich derzeit noch nicht genau abschätzen.

Re: Starkregen & Gewitter 27. - 29.08.2025

Verfasst: Mi 27. Aug 2025, 10:30
von widovnir
Vielen Dank für eure Beiträge. Eindrücklich fand ich noch, wie relativ gut das Ereignis bereits vor einer Woche für den Süden prognostiziert wurde.

Re: Starkregen & Gewitter 27. - 29.08.2025

Verfasst: Mi 27. Aug 2025, 11:13
von Markus Pfister
Die Vorhersagen waren in der Tat in den letzten Tagen sehr konsistent, vor allem die Ensemble-Mittel. Allerdings gibt es erhebliche Differenzen bei der Niederschlagsverteilung zwischen Mittelmeerküste und Alpensüdseite. So macht Icon CH2 bei Genua unten fast nichts:

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Quelle: Meteoschweiz via Metmaps

Während Arome an der Küste sehr wohl Aktivität sieht (und zwar in sämtlichen Perturbationen):

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Quelle: Meteofrance via Metmaps

Dies ist sehr entscheidend für die genauen Tessiner Mengen. Wasser, das bei Genua aus der Atmosphäre ausgefällt wird, fehlt bei der Windrichtung in den unteren Schichten dann im Tessin. IFS Wind 850hPa:

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Quelle: Ecmwf via Metmaps

Der Abbau des Geopots und der Temperaturrückgang auf 500 hPa ist kräftig und progressiv, also eher kein Deckel an der Küste:

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Quelle: Ecmwf via Metmaps

Der Hauptlauf von Arome sieht denn auch bis zu 480 mm/12h im Bereich Pontivrea, Sassello, San Pietro d'Olba. Ein gefährliches Setup! CAPE und Meerestemperaturen maximal in der Jahreszeit:

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Quelle: Meteofrance via Metmaps

Auch Nowcasting spricht eher für ein geteiltes Szenario Ligurien & Alpensüdseite, es gewittert ja bereits südlich von Savona!

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Quelle: Eumetsat via Metmaps

Auf der Alpennordseite könnte ein wiederholter "Gridone-Heidiland-Express" Starkregen und Blitze bis zum Alpstein voran bringen. Dies weil der Zustrom von Feuchte allfällige Föhn-Effekte auf der Nordseite manchmal schlicht überwältigt/überkompensiert. Auch die übrige Alpennordseite könnte von Frankreich her immer wieder gut mit Gewittern bedient werden. Labil bleibt es vermutlich, weil wie erwähnt das Geopot deutlich sinkt während des Events.

Gruss

Markus