@Markus Pfister: Super Beitrag merci!
Anbei wie immer freihaus noch mein Artikel zum Thema. Ich gehe weniger auf das Unwetterpotenzial ein, eher auf den markanten Umschwung. Bemerkenswert waren übrigens die Hitzewerte in der Ostschweiz am Samstag (die gingen irgendwie unter). 32,5 Grad in Bad Ragaz sind am 20. September m.E. sehr beachtlich. Originalversion gibts hier:
https://www.tagesanzeiger.ch/wetter-sch ... 3698276190
Temperatursturz steht bevor: Auf Hitze folgen Bise und Schnee in den Bergen
Der Sommer ist am Wochenende nochmals zur Höchstform aufgelaufen, es wurden über 30 Grad gemessen. Doch damit ist jetzt Schluss.
In den kommenden Stunden vollzieht das Wetter in der Schweiz eine Kehrtwende: Es kommt zu einem markanten Temperatursturz. Die hochsommerliche Wärme der letzten Tage wird von einer Kaltfront vertrieben. Danach fliessen herbstlich kühle Luftmassen zur Schweiz. Bis zur Wochenmitte sinkt die Schneefallgrenze auf der Alpennordseite voraussichtlich gegen 1500 Meter – oder sogar noch tiefer.
Uns erwartet also ein enormer Gegensatz zu den für die Jahreszeit aussergewöhnlichen Wetterverhältnissen, die noch am Samstag und Sonntag herrschten. Mit einer kräftigen südwestlichen Höhenströmung strömten extrem warme Luftmassen aus dem westlichen Mittelmeerraum heran.
In der Ostschweiz stieg das Thermometer dadurch gebietsweise deutlich über 30 Grad, so zum Beispiel in Bad Ragaz. Dort wurden am Samstag 32,5 Grad gemessen. In Chur gab es 32,3 Grad. Das sind für die Jahreszeit sehr hohe Werte. Gemäss Regula Keller, Meteorologin von Meteo Schweiz, spielte der Föhn dabei eine massgebliche Rolle. Heiss war es auch im Wallis. In Visp stieg das Thermometer auf 30,4 Grad. Nur knapp verpasst wurde die Hitzemarke in Basel (29,1 Grad) und Delémont (ebenfalls 29,1 Grad). In Zürich zeigte das Thermometer 28 Grad.
Kaltfront bringt Gewitter und Abkühlung
Damit hat der Sommer sein Pulver nun aber verschossen. Das in den letzten Tagen dominierende Hochdruckgebiet verlagert sich nach Osteuropa. Gleichzeitig nähert sich ein gut ausgeprägtes Höhentief von der Biskaya her dem europäischen Kontinent. Das Tief schickt eine Kaltfront zur Schweiz. Diese wird das Land am Sonntagabend von West nach Ost überqueren.
Im Bereich der Kaltfrontpassage kann es am Sonntagabend durchaus nochmals heftig «krachen». In der Atmosphäre ist viel Energie und Feuchtigkeit vorhanden. Die Front sorgt für einen Hebungsantrieb, es bilden sich also Schauer und Gewitter. Diese könnten gebietsweise kräftig ausfallen und mit ruppigen Windböen und Platzregen verbunden sein. Vor allem auf der Alpensüdseite regnet es lokal ergiebig. Gemäss Regula Keller sind im Tessin durchaus 100 Liter Regen pro Quadratmeter in 24 bis 36 Stunden möglich.
Mit der Verlagerung des Höhentiefs Richtung Osten werden immer kühlere Luftmassen angezapft. Gemäss Regula Keller sinkt die Schneefallgrenze am Montag zunächst auf etwa 2500 Meter, im Verlauf des Dienstags dann unter 2000 Meter.
Am Mittwoch könnte es gebietsweise sogar noch tiefer herabschneien (um 1500 Meter). Der Grund dafür ist, dass sich über dem Alpenraum eine sogenannte Gegenstromlage aufbaut. Das bedeutet: In der Höhe fliessen mit südlichen bis südöstlichen Winden feucht-milde Luftmassen heran. Auf der Alpennordseite kommt hingegen die Bise auf, der Wind weht also aus nordöstlicher Richtung.
Das hat zur Folge, dass die milden Luftmassen in der Höhe auf die kühlere Bisenluft aufgleiten. Das löst Niederschläge aus. Je nach Intensität dieser Niederschläge kann vor allem in den vom Wind geschützten Tallagen der Alpen die Temperatur stärker sinken. Entsprechend wird auch die Schneefallgrenze heruntergedrückt. Nicht selten schneit es bei solchen Wetterlagen bis auf den Talboden herab.
Ob dies allerdings Mitte kommender Woche tatsächlich passieren wird, ist unsicher. Regula Keller rechnet eher nicht damit. «Die Luftmasse ist zwar recht kühl für die Jahreszeit, aber die Böden sind noch sehr warm.» Auch die Niederschlagsintensität ist noch mit Fragezeichen behaftet und kann sich je nach Zugbahn des Höhentiefs noch verändern oder verlagern.
Vorgewarnt seien aber all jene, die am Dienstag oder Mittwoch mit dem Auto oder Motorrad über die Alpenpässe fahren möchten. Es muss mit schwierigen Verhältnissen auf der Strasse gerechnet werden.
Mit Bise deutlich kühler
Klar ist hingegen, dass es im Flachland der Alpennordseite nicht schneien wird. Von einem frühen Wintereinbruch im Mittelland kann also nicht die Rede sein. Auch ohne Schnee müssen sich die Flachländer jedoch auf eine trübe, nasse und kühle Wetterwoche gefasst machen. Die Höchstwerte liegen tagsüber bei 11 bis 13 Grad. Die Bise wird dafür sorgen, dass sich das Ganze noch um einiges kühler anfühlt. Klimatologisch betrachtet sind derartige Kaltlufteinbrüche in der zweiten Septemberhälfte übrigens völlig normal.