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Liparische Inseln

Verfasst: Do 3. Nov 2005, 20:15
von grafur Rifferswil
Hallo Zusammen

Ich erlaube mir hier einen (Bilder-)Reisebericht ins Forum zu stellen. Ich hoffe, es hat niemand was dagegen ;-)!

Anfangs Oktober dieses Jahres war ich für zwei Wochen auf den liparischen (=äolische) Inseln unterwegs, welche nördlich von Sizilien liegen (Karte). Das Archipel zählt sieben bewohnte Inseln: Alicudi, Filicudi, Lipari, Panarea, Salina, Stromboli und Vulcano. Die letzten fünf genannten Inseln habe ich besucht. Alle Inseln haben vulkanischen Ursprung, wobei nur noch Stromboli und Vulcano aktiv sind.

Angefangen hat die Reise auf der Insel Stromboli (nachdem ich natürlich per Zug/Schiff die Inseln erreichte ;-) ).
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Da man mit der Fähre früh morgens die Insel erreicht, kann man bei herrlichem Wetter den Sonnenaufgang über Sizilien bestaunen.
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Vom Dorfplatz aus hat man einen wunderbaren Ausblick über das Dörfchen und die kleine Insel Strombolicchio, welche heute die Überreste eines ehemaligen Vulkanschlots bildet.
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Auf den Vulkan bin ich natürlich ebenfalls. Seit dem letzten grossen Ausbruch 2002/2003 ist es jedoch nur noch erlaubt, ihn mit einem ortskundigen Bergführer zu besteigen. Man marschiert abends los und kommt ca. um 19 Uhr auf 920m Höhe an. Unterwegs konnte ich diese Beobachtung machen: Sonnenstrahlen werden an den Wolken reflektiert und treffen so in unterschiedlichen Winkeln aufs Meer.
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Von ganz oben hat man einen herrlichen Ausblick auf den Krater, welcher ein wenig versetzt tiefer liegt.
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Ich musste nicht lange warten, bis ich die erste Eruption vor die Linse kriegte. Hier meine beste Aufnahme:
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Nach zwei Tagen gings weiter auf die nächste Insel: Vulcano. Sie ist die zweite noch aktive Vulkaninsel des Archipels. Die beiden Vulkane Stromboli und Gran Cratere (Vulcano) unterscheiden sich aber in ihrer Aktivität. Der Gran Cratere ist schon seit über 100 Jahren ruhig, gilt aber deswegen als sehr gefährlich. Dass der Vulkan noch aktiv ist, zeigen die zahlreichen dampfenden Fumarolen. Schwefelgestank liegt überall in der Luft.
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Der Kraterdurchmesser beträgt ungefähr 500m.
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Nach weiteren zwei Tagen gings auf die Insel Salina, mit ca. 27qkm die zweitgrösste des Archipels. Auf ihr liegt der Monte Fossa del Felci, mit 962m die höchste Erhebung der liparischen Inseln. Von dort oben hat man eine herrliche Sicht auf den Zwillingsberg Monte dei Porri (860m) und die Inseln Filicudi und Alicudi (ganz im Hintergrund). Die anderen Inseln Lipari und Vulcano im Süden sieht man nicht (Wald und eine fast so hohe Erhebung im Süden liegen in der Sicht).
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Salina gilt als die 'grüne Insel'. Dies darum, weil sie die einzige Insel des Archipels ist, die eine natürliche Süsswasserquelle besitzt. Zudem ist Salina auch nicht primär vom Tourismus abhängig. Kapern- und Weintraubenanbau bilden die Beschäftigungs- und Einkunftsquelle der ca. 2300 Einwohner.

Im Nordwesten der Insel liegt das verschlafene Dörfchen Pollara. Man sagt, von hier stammen die überhaupt besten Kapern der Welt! Ebenfalls Berühmtheit besitzt Pollara wegen der schönen Sonnenuntergänge, die hier zu bestaunen sind. Leider war ich nie bei Sonnenuntergang dort.
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Das Wahrzeichen der Insel Salina bildet der Felsbogen Punta Perciato.
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Nach weiteren zwei Tagen gings dann nach Lipari. Mit ca. 10000 Einwohner und knapp 40qkm bildet sie die grösste und auch besiedeltste aller Inseln. Vom Süden hat man eine herrliche Aussicht auf die Nachbarinsel Vulcano. Im Hintergrund sieht man bereits Sizilien. Nur Wolken versperren die Sicht auf den Vulkan Ätna.
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Abends, ein wenig nördlicher, sieht die Westküste Liparis und Vulcano so aus:
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An der Ostküste liegt das 5000-Einwohnerstädtchen Lipari.
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Die Fauna ist nicht besonders üppig. Grössere Tiere sind nicht anzutreffen. Im Frühling und im Herbst trifft man häufig Zugvögel an, wer Glück hat sie auch Flamingos. Flamingos habe ich nicht gesehen, dafür dieses wunderschöne Exemplar einer Gottesanbeterin.
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Das Wetter war in diesen zwei Wochen sehr gut und ebenfalls warm. 24 - 27 Grad lag locker drin. Gewitter gab's auch ein paar. Ein Blitz brachte ich lieder nie vor die Linse, dafür diese schöne Gewitterwolke.
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Im Norden der Insel hat man einen herrlichen Ausblick auf die Nachbarinsel Salina mit dem Monte Fossa del Felci.
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Optimale Reisezeit ist Frühling oder Herbst. Im Sommer (ca. Juni bis ca. September) sind die Inseln z.T. hoffnungslos überfüllt. Freie Hotelzimmer oder Privatunterkünfte haben dann Seltenheitswert. Einzig die Tragflügelboote und Autofähren verkehren zwischen den Inseln nicht mehr so häufig wie in der Hochsaison. Ich hatte allerdings keine Probleme.

Insgesamt blieb ich sechs Nächte auf Lipari, ehe ich von dort den Heimweg antrat. Ein letztes Schauspiel bot sich am Abendhimmel über Lipari. Die Sonnenstrahlen brachen sich an den Wolken auf, ein schwacher "Regen"bogen war zu sehen.
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Morgens um ca. 7 Uhr erreichte ich dann Napoli, kurz bevor die Sonne hinter dem Vulkan Vesuv aufging.
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Damit bin ich am Ende meines (Bilder-)Reiseberichts. Wer noch mehr Bilder sehen will, soll doch mal hier reinschauen.

Gruss Urs
- Editiert von grafur (Gattikon ZH) am 03.11.2005, 20:21 -

Liparische Inseln

Verfasst: Do 3. Nov 2005, 22:35
von Federwolke
Hoi Urs

*schwärm* meine Lieblingsinseln :-) Danke für die schönen Bilder, ich fühle mich (fast) wie zuhause. Jedenfalls bekomme ich beim Betrachten ziemlich das Reissen...

Eine Frage: Hast du den auch gesehen, oder noch besser gehört?
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Dieses liparische Original tingelt mit seiner Karre von Insel zu Insel und preist mit dem unüberhörbaren Ruf "pesce freeeeeeeescoooooooo!!!" seine Fische an.

Das mit dem Bergführer-Obligatorium am Stromboli ist übrigens nicht erst seit 2003 so, nur wurde es vorher nicht so streng ausgelegt (oder kontrolliert), möglicherweise gab es auch gar keine Gesetzesgrundlage dafür - sprich: Das "Verbot" diente lediglich dem Umsatz der ansässigen Bergführer. Weisst du etwas darüber, wie es inzwischen damit aussieht? Da ich schon mehrmals oben war (zunächst mit, als ich die Wege dann gut kannte auch ohne Führer), würd es mich ziemlich angurken, wenn man sich nun eine Busse einfängt :-/

Grüessli

Liparische Inseln

Verfasst: Fr 4. Nov 2005, 10:32
von grafur Rifferswil
Hallo Fabienne

Ja, diesen Fischer habe ich gesehen bzw. gehört :-)! Nur habe ich ihn nicht fotografiert. Danke fürs Bild.

Danke für die Korrektur des Bergführerobligatoriums. Es ist heute also tatsächlich so, dass dieses Verbot auch kontrolliert wird. Als ich nämlich hochging mit einem Berführer, wir waren schon fast ganz oben, konnte ich miterleben wie zwei andere Besteiger (ohne Führer) gerade von der Finanzpolizei angehalten und zurückgeschickt wurden. Ich staunte nicht schlecht, als ich da plötzlich "Polizisten" auf dem Stromboli sah :O . Eine Busse gabs aber trotzdem nicht.

Gruss Urs

Liparische Inseln

Verfasst: Fr 4. Nov 2005, 12:18
von Federwolke
Hoi Urs

Merci für die Info. Da wird also sehr gut für das einheimische Gewerbe geschaut. Dann weiss ich ja jetzt, welchen Weg ich nächstes Mal nehmen muss (überall können die ja nicht stehen...) ;-)

Und sonst warte ich halt, bis ich mir einen Privatführer leisten kann (mit einer Gruppe geh ich nicht mehr hoch, da hat man zu wenig Zeit und Freiheiten zum Fotografieren - und vor allem meinen manche "Profis", sie könnten einen Vulkanausbruch mit dem Blitz fotografieren und machen einem so die Langzeitbelichtungen kaputt. Das Beste war der höhnische Kommentar eines wild herumblitzenden Deutschen, als er mich fotografieren sah: "Ey guggt mal, die Kleene hat sogar ein Stativ hochgeschleppt!" :=().

Tja, ein solches Bild wird DER wohl zuhause nicht auf dem Film gefunden haben:

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(September 1997, Scan ab Dia, Belichtungszeit 20 Sek. bei ISO 200)

Grüessli

Liparische Inseln

Verfasst: Fr 4. Nov 2005, 14:57
von thorsten
da würd der olle deutsche ganz schön blöd in die röhre gugge, wenn er dein bild sehen würde :=(

tolles bild!

gruss
thorsten

Liparische Inseln

Verfasst: Fr 4. Nov 2005, 14:57
von grafur Rifferswil
Hoi

Ja, das stimmt. Es gab auch ein paar "Photographen", die es mit Blitzen versucht haben. Ich möchte ja nicht wissen, wie diese Bilder geworden sind. Gut, mit deinem Bild kann ich natürlich auch nicht mithalten! Ohne Stativ ging eine Langzeitbelichtung nicht gut. Danke für das super Bild!

Gruss Urs

Liparische Inseln

Verfasst: Fr 4. Nov 2005, 15:43
von Balz BL
@Fabienne

Vergiss das einfach, ohne Führer da hinaufgehen zu wollen! Wir haben es Mitte Oktober versucht, und du kannst dich darauf verlassen, dass dich der Beamte von der Guardia di Finanza entdeckt (egal welchen Weg du nimmst).
Die Busse beträgt übrigens €206.- pro Person, welche sich auf über 400 m.ü.M. begibt. Immerhin war die Polizei von unserer professionelle Berggängerausrüstung (inkl. Stirnlampen, Kleidung und Verpflegung) so beeindruckt, dass er auf das Einkassieren verzichtete...

Balz

Liparische Inseln

Verfasst: Fr 4. Nov 2005, 15:58
von Stefan (Luzern)
Wenn es schon mal einen Thread ueber Stromboli gibt moechte ich Euch meine Bilder natuerlich auch nicht vorenthalten :-) :
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Weitere Bilder gibt es unter http://www.stromboli.org/europe/italy/s ... 002_en.php

Vertiefte Geologische und Vulkanologische Informationen gibt es im Uebrigen unter http://www.stromboli.net

En Gruess, Stefan

Liparische Inseln

Verfasst: Fr 4. Nov 2005, 16:14
von Federwolke
Wow Stefan

Das ist der Grund, warum ich da noch mal nachts hinauf möchte. Damals hatte ich nämlich noch keine Ahnung, mit welchen Belichtungseinstellungen man arbeiten muss. Direkt angucken wie bei einer Digicam ging damals auch noch nicht ;-)

An Balz:

Merci für die Info, die scheinen ja im Moment ziemlich scharf zu sein. Nix mehr für arme Studis :-(
Nun ja, vielleicht legt sich das irgendwann wieder... :( Ich hab ja Zeit, der Stromboli erlöscht zum Glück nicht so schnell ;-)

Grüessli

Liparische Inseln

Verfasst: Fr 4. Nov 2005, 16:43
von Stefan (Luzern)
@ Fabienne: Meines war ebenfalls eine analoge Kamera (Bild von 2002). Aber Du kannst mir glauben, dass es nicht das erste Bild war, das ich auf Stromboli gemacht habe... War wohl schon etwa mein sechster Besuch dort... Und sicher nicht der letzte. Warte ebenfalls darauf, bis sie die scharfen Hunde abziehen...