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Phänomen oder Hirngespinst??

Verfasst: Do 21. Jun 2007, 17:29
von Amboss
Guten Abend zusammanen

Mir brennt schon seit langem eine Frage unter den Fingern welche mich schon seit Jahren beschäftigt. Und zwar gehts um das Thema "Naheinschläge".

Bevor ich das seltsame Phänomen erkläre, schildere ich wie ich einen Naheinschlag erlebe, damit ihr den Unterschied erkennt.

Also: Zuerst ein grelles, blendendes Aufleuchten, gleichzeitig ein knackendes scharf zerreissendes Geräusch gefolgt von einem Explosiven, wuchtigen Knall. Danach noch längeres Rumpeln und Nachhallen. So in etwa würde ich einen Naheinschlag beschreiben.

Nun zum Gewitter letzter Nacht. Als es bereits weiterzog und die Blitzrate auf ca. 1mal pro Minute zurück ging (allerdings zu dieser Zeit immer noch recht nahe Einschläge <300m) passierte folgendes:
Grelles aufleuchten (man hätte lesen können), im selben Moment begann dieses knackende Geräusch UND DANN PASSIERTE NICHTS MEHR!!! kein Knall, kein Donner, kein Rumpeln gar nichts.
Vor und nach diesem Ereigniss blitze es min. 1min nicht. Das Geräusch tönte hohl und schien seinen Ursprung in der unmittelbaren Umgebung zu haben.

Was war das, ein Fangentladung ohne Zündung der Hauptladung? Eine Teilentladung??? Ich kanns mir nicht erklären :O

Ich arbeite übrigens in einem Hochspannungslabor zur Entwicklung von Blitzschutzeinrichtungen. Wir können 1 MV Spannung erzeugen und Stossströme von bis zu 200kA (zur Blitzsimulation)!!! Will damit einfach sagen, dass ich durchaus etwas von Blitzen verstehe und mir auf viele Dinge einen Reim bilden kann. Doch hier bin ich echt ratlos!

Hat jemand von euch etwas ähnliches beobachtet? Würde mich brennend interesserieren!

Gruss an euch alle

Denis

Phänomen oder Hirngespinst??

Verfasst: Do 21. Jun 2007, 20:49
von Stefan Hörmann
Original von Amboss
Guten Abend zusammanen

Mir brennt schon seit langem eine Frage unter den Fingern welche mich schon seit Jahren beschäftigt. Und zwar gehts um das Thema "Naheinschläge".

Bevor ich das seltsame Phänomen erkläre, schildere ich wie ich einen Naheinschlag erlebe, damit ihr den Unterschied erkennt.

Also: Zuerst ein grelles, blendendes Aufleuchten, gleichzeitig ein knackendes scharf zerreissendes Geräusch gefolgt von einem Explosiven, wuchtigen Knall. Danach noch längeres Rumpeln und Nachhallen. So in etwa würde ich einen Naheinschlag beschreiben.

Nun zum Gewitter letzter Nacht. Als es bereits weiterzog und die Blitzrate auf ca. 1mal pro Minute zurück ging (allerdings zu dieser Zeit immer noch recht nahe Einschläge <300m) passierte folgendes:
Grelles aufleuchten (man hätte lesen können), im selben Moment begann dieses knackende Geräusch UND DANN PASSIERTE NICHTS MEHR!!! kein Knall, kein Donner, kein Rumpeln gar nichts.
Vor und nach diesem Ereigniss blitze es min. 1min nicht. Das Geräusch tönte hohl und schien seinen Ursprung in der unmittelbaren Umgebung zu haben.

Was war das, ein Fangentladung ohne Zündung der Hauptladung? Eine Teilentladung??? Ich kanns mir nicht erklären :O

Ich arbeite übrigens in einem Hochspannungslabor zur Entwicklung von Blitzschutzeinrichtungen. Wir können 1 MV Spannung erzeugen und Stossströme von bis zu 200kA (zur Blitzsimulation)!!! Will damit einfach sagen, dass ich durchaus etwas von Blitzen verstehe und mir auf viele Dinge einen Reim bilden kann. Doch hier bin ich echt ratlos!

Hat jemand von euch etwas ähnliches beobachtet? Würde mich brennend interesserieren!

Gruss an euch alle

Denis
Hallo Denis,

da Du der Elektriker unter uns bist zunächst eine Frage. Was passiert wenn die Entladung direkt in den Blitzableiter geht? Ich habe schon einmal direkte Einschläge erlebt und konnte dabei nur ein extrem helles, blechernes und sehr kurzes Schebbern hören, ohne großen Donner danach. Ich könnte mir vorstellen, dass dies dann der Fall ist wenn die Entladung direkt in den Blitzableiter stattfindet, womöglich von einer sehr tiefen Wolkenbasis aus mit nur sehr geringer horizontaler Ausdehnung des Entladungskanals. Damit ist die Distanz des möglichen gesamten Schalls zu Deinen Lauschen sehr gering und nur sehr kurz zu hören.

Phänomen oder Hirngespinst??

Verfasst: Do 21. Jun 2007, 21:49
von Chrigu Riggisberg
Damit ist die Distanz des möglichen gesamten Schalls zu Deinen Lauschen sehr gering und nur sehr kurz zu hören.
Ja, aber dafür doch umso lauter, nicht wahr? Es müsste ein richtiger Knall sein. Bei einem normalen Donner handelt es sich um die Druckwelle. Durch den Blitz wird die Luft derart stark erhitzt, dass diese sich in alle Richtungen ausdehnt, und zwar (meistens?) schneller als die Schallgeschwindigkeit (330 m/s). Je kürzer die Distanz zum Ursprung dieser überhitzten Luft ist, desto lauter der Knall.

Nun meine Idee: Das war ein Blitz mit niedriger Stromstärke, der es nicht schaffte, die Luft so zu erhitzen, dass sich diese mit Überschall ausdehnen konnte. Ist dies überhaupt möglich? Keine Ahnung. Zum Glück ist dies ein Forum, wo man auch den grössten Schwachsinn schreiben kann, ohne gehängt zu werden. ;-)

Gruss Chrigu

Phänomen oder Hirngespinst??

Verfasst: Do 21. Jun 2007, 21:52
von Amboss
Sali Stefan

Zu Deiner Frage: Der Blitzableiter ist im Prinzip nicht anderes, als eine Metallstange auf dem höchsten Punkt des zu schützenden Objektes. Diese Stange ist über einen, in der Regel 8mm, Rundkupferdraht direkt mit dem Erdpotential verbunden. Das heisst, er führt von der Metallstange auf eine im Boden vergrabene Kupferplatte oder Wasserleitung.
Da der elektrische Strom IMMER den Weg des kleinsten elektrischen Widerstandes sucht, schlägt der Blitz in den Ableiter ein. Das heisst, er sucht sich eine Bahn aus, die ihn möglichst wenig Überwindung kostet, den Ladungsausgleich zwischen Wolke und Erde zu vollbringen.
Dazu kommt, dass der Blitzableiter durch seine spitze Ausführung eine enorme Konzentration der Feldstärke zur Folge hat. An Spitzen, Kanten und Ecken ist die Konzentration sehr stark, an runden Teilen dagegen eher schwach. Deshalb schlägt der Blitz liebend gerne in Kamine, Dachfirsten, Strommasten, Fahnenstangen, Bäume usw. ein.
Aber Achtung, das soll keine Garantie sein, dass der Blitz nicht sonst wo einschlagen kann!!!! ;-)

Ich hoffe, dass ich Dich nicht gleich überrannt habe mit meiner Ausführung ;-)

Zu dem Blitz letzte Nacht: Klar, wenn er aus dem oberen Stockwerk der Wolke kommt, legt er einen sehr langen Weg zurück und braucht dem entsprechend viel Power. Die Folge ist ein lauter Donner, der sich scheinbar von einem entfernt (was er ja in Tat und Wahrheit auch macht)

Trotzdem, es war sehr merkwürdig. Wenn es entewder ein schwacher Blitz war, oder eine Teilentladung, so hats doch extrem geleuchtet. Vor unserem Haus führt unmittelbar die Tramlinie durch, ob da was mit der Fahrleitung war. Tatsache ist, das es extrem leise war, und das obwohl das Geräusch bereits einen Sekundenbruchteil (praktisch zeitgleich) nach dem Blitz einsetzte

Phänomen oder Hirngespinst??

Verfasst: Do 21. Jun 2007, 21:58
von Amboss
@Chrigu

Ja es muss sowas gewesen sein. Wenn wir im Labor "schwache" Stromimpulse erzeugen (5kA bei ca. 60kV Spannung) ist der Knall recht leise. Dazu muss allerdings gesagt sein, dass der Lichtbogen nur in der Funkenstrecke zündet (der Impuls wird direkt in den Prüfling eingegeben mittels Litzen). Je kleiner die Ladespannung, umso kürzer der Lichtbogen (damit er überhaupt zündet).
Wenn wir allerdings einen Impuls mit 200kA bei 100kV Ladespannung erzeugen, bläst es dich fast aus den Schuhen ;-)

So ähnlich wird das "in echt" wohl auch sein :-)

Grüsse euch

Phänomen oder Hirngespinst??

Verfasst: Do 21. Jun 2007, 23:11
von Heiziger
Bei nem Versuch von 200kA und 100kV möcht ich gern ma dabei sein :-O .
Zapft Ihr direkt von Gösgen ab, oder was? ;-) .

Könnts nicht was mit der Fahrleitung vom Tram gewesen sein?
Hab mal nen Kurzschluss von nem Trolleybus am Tag miterlebt.
Trotzdem das die Sonne schien, merkte man den Funken deutlich. Also, der erhellte auch die Umgebung vom Bahnhof.
Es hat auch so komisch geknallt. Eben, wie du gesagt hast, hohl.
Aber das war ein verdammt lauter Knall. Naja, ich stand ca. 5m vom Pantographen weg.

Greez Pat

Phänomen oder Hirngespinst??

Verfasst: Fr 22. Jun 2007, 01:15
von Renata
Hallo zusammen
( Da man Schwachsinn bringen kann, ohne Gehängt zu werden) werde ich die Beobachtungen von
gestern Abend versuchen zu formulieren.
1. An der Strasse hat es mehrere Laternen. Nur eine steigt immer wieder aus. ( Wackelkontakt ausgeschlossen, da sie ansonsten einwandfrei funktioniert)
2. Blitz bleibt sehr lange " stehen", und der erwartete Knaller bleibt aus. Das ganze ohne einen Tropfen Regen.

Ich werde älter, und wer weiss vielleicht auch verückt!
Eine ruhige Nacht wünscht
Renata

Phänomen oder Hirngespinst??

Verfasst: Fr 22. Jun 2007, 07:11
von Amboss
@Heiziger

Nein, wir zapfen natürlich nicht vom KKW ab. Wir haben eine normale 400V Speisung. Der wird mittels Hauseigenem Trafo auf 100kV hochtransformiert, der Ladestrom beträgt nur 30mA. Damit werden dann HS Kondensatoren geladen welche die Energie auf einen "Chlapf" freisetzen. So entsteht für wenige Mikro (millionstel!!!) Sekunden ein gewaltiger Stromstoss! Deshalb können wir nur Impulse erzeugen, welche dem Blitz sehr ähnlich sind.
Die Entladungsenergie bringt impossante Erscheinungen mit sich, zumindest was die Geräusche betrifft :-)

Phänomen oder Hirngespinst??

Verfasst: Fr 22. Jun 2007, 09:13
von Heiziger
@ Amboss
Jo, war auch ein Joke mit dem KKW ;-) .
Das müssen aber recht fette Teils sein diese Kondensatoren, wenn die über 100kV aushalten müssen!
Hab schon mal ne Entladung mit 35V und 10000uF auf Kurzschluss erlebt. Scheppert ganz doll!
Aber sone Entladung mit 100kV muss ja ganz anders sein :-O .

Greez Pat

Phänomen oder Hirngespinst??

Verfasst: Fr 22. Jun 2007, 10:30
von Mickey, Berneck, 430
Nur mal eine kurze Rechnung, ein Blitz entält gar nicht soviel Energie, wie man immer meint:

Gehen wir mal von den 100kV aus und den 200kA. Das ergibt dann bei einer Blitzdauer von 5 Mikrosekunden 100kWs = knapp 30 Wh. Soviel braucht eine 30 Watt Energiesparlampe in einer Stunde... Ein richtiger Blitz hat, soviel ich weiss, bis zu einigen wenigen 10 kWh Energie...

Da die Leistung (nicht die Energie!) eines Blitzes aber bis zu 1'000 GW (1'000 Gigawatt, das wäre ca. 1'000 Mal die Leistung eines AKW's) beträgt, ist diese Leistung kaum aufzunehmen durch technische Geräte.

Zur aufgeworfenen Frage kann ich als Elektroingenieur leider ebenfalls nur Vermutungen anstellen... beobachtet habe ich solche Sachen auch schon. Ich könnte mir solche Phänomene durch den eigenen Standort und akkustischen Phänomenen erklären. Aus meiner Studienzeit weiss ich, dass z.B. durch Überlagerung der Schallwellen eine Auslöschung (=Interferenz) der Schallwellen an einem bestimmten Standort auftreten können. Das heisst, dass eine starke Schallwelle von einer anderen, z.B. von einer Mauer zurückgeworfenen Schallwelle quasi ausgelöscht werden kann. Was meint ihr zu der Theorie?

Ups, da musste ich doch glatt noch einen Rechnungsfehler korrigieren...