Jaja, die kleingeistigen Alpenrepubliken...
Verfasst: Sa 22. Dez 2007, 13:52
Eine gewisse Verwandschaft zwischen Österreichern und Schweizern ist nicht zu verleugnen. Wobei 75 % Ablehnung hierzulande, das ist schon heftig:

Ich hingegen freue mich auf neue Radwege, die sich in der kommenden Saison für mich auftun. Endlich muss ich nicht mehr auf die verkehrsreichen Hauptstrassen, wenn ich über die Grenze willNur die Österreicher feierten nicht
Die neuen Schengen-Länder Ostmitteleuropas freuen sich auf die neue Reisefreiheit
Mit der Schengen-Osterweiterung fielen gestern um Mitternacht die Schlagbäume in neun neuen Mitgliedsländern. In 24 Staaten herrscht fortan Reisefreiheit ohne Passkontrollen.
«Slovensko bez hranic» – die Slowakei ohne Grenzen: Unter diesem Motto feierten Hunderte Menschen trotz Minustemperaturen am Übergang Berg/Bratislava-Petrzalka, nur 60 Kilometer östlich von Wien, die neue Reisefreiheit. Die Slowaken fielen sich in die Arme, eine Musikkapelle spielte die Europa-Hymne, ein Damenballett im Nikolauskostüm führte ein grenzüberschreitendes Tänzchen auf. Ähnliche Szenen spielten sich auch an den Grenzen zu Ungarn, Tschechien und Slowenien ab.
18 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs wähnen sich viele Osteuropäer jetzt erst richtig in Europa angekommen. «Jetzt sind wir keine Bürger zweiter Klasse mehr», sagte eine alte Frau, die den grössten Teil ihres Lebens in der kommunistischen Tschechoslowakei verbrachte. Der slowakische Regierungschef Robert Fico hat den neuen Schengenraum schon abgemessen: «Es ist faszinierend, dass man nun 4000 Kilometer zurücklegen kann ohne Reisepass.»
Skepsis und Furcht
Katerstimmung hingegen auf der österreichischen Seite: Hier feierten fast nur Politiker und Honoratioren, der Mehrheit der Österreicher war nicht zum Feiern zumute: 75 Prozent lehnen die Schengen-Erweiterung ab oder beurteilen sie sehr skeptisch. Trotz mobiler Kontrollen und Schengen-Elektronik fürchten sie um ihre Sicherheit und vor allem um ihre Ruhe. Mit fast verzweifeltem Pathos appellierte der Wiener Kanzler Alfred Gusenbauer an seine verzagten Landsleute: «Schengen ist nicht Kriminalität, nicht Unsicherheit, nicht Angst. Schengen ist ein Symbol für Freiheit der Völker, Sicherheit und Stabilität.»
Während Gusenbauer und Fico Sekt mit Erdbeeren tranken, wetterte Jörg Haider, er sehe «überhaupt keinen Grund zum Feiern». Vielmehr sei mit einem «massiven Anstieg der Kriminalität» zu rechnen. Und die rechtsextreme FPÖ liess verlauten, nun drohe Wien die «dritte Türkenbelagerung».
Lange Wartezeiten fallen weg
Zu einem kleinen Schengen-Gipfel zwischen Gusenbauer und seinem ungarischen Amtskollegen Ferenc Gyurcsany kam es auch an der österreichisch-ungarischen Grenze: Nickelsdorf/Hegyeshalom, genau an der Nahtstelle zwischen alten und neuen EU-Ländern, hat sich mit rund 15 Millionen Grenzübertritten jährlich und 6000 Lastwagen täglich zum grössten Transit-Drehkreuz Ostmitteleuropas entwickelt. Nickelsdorf/Hegyeshalom war bislang gefürchtet wegen stundenlanger Wartezeiten, die jetzt wegfallen. Vielleicht bereitet den Wienern die Schengen-Durchlässigkeit doch noch eine verspätete Freude: Trotz ihrem Groll gegen die östlichen Nachbarn fahren sie in Scharen an Wochenenden und Feiertagen in das preisgünstige Ungarn zum Einkaufen, zum Zahnarzt oder zur Kur.
Die Steiermärker wissen die Schengen-Öffnung mehr zu schätzen als die Bewohner der anderen Grenzregionen, weshalb an der slowenischen Grenze die Feiern stimmungsvoller abliefen als anderswo. Der Grund: Sie bekamen den Krieg in Slowenien 1991 hautnah zu spüren, als jugoslawische Mig-Bomber über Graz donnerten.
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