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Starkniederschläge 07.-08.09.2010

Verfasst: Di 7. Sep 2010, 06:36
von Silas
Hallo zäme

Ich staune Bauklötze: Habt ihr gesehen, was sich da anbahnt? GFS 18Z und wohl v.a. der 00Z Lauf haben die Niederschläge weiter hinaufgerechnet. Schaut einmal selbst, was für Summen da schon nur in 24h (erste Karte) und dann auch in 48h (zweite Karte) prognostiziert werden!

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Quelle: http://www.wetter3.de

Das kann ja heiter werden.

Gruss Silas

Ps.: Sorry für den äusserst minimalistischen Einstieg; doch leider muss ich gleich los zum Triathlon (in der Hoffnung, es hält noch bis Mittag durch in der Region Thun) :) .

Re: Starkniederschläge 7. bis 8. September 2010

Verfasst: Di 7. Sep 2010, 07:22
von Benny Bottmingen
In Basel gab es um 6:10 Uhr bereits ein erstes kleines Gewitter.

Re: Starkniederschläge 7. bis 8. September 2010

Verfasst: Di 7. Sep 2010, 07:38
von Stefan im Kandertal
Jo mal abgesehen vom Regen. Hier ist seit 36h oft bis zu 3 Grad wärmer als im östlichen mittelland. Heute stellen wir auch den Aargau um 2 Grad in den Schatten. ;)

Tmin heute 13,2°C. Schuld nicht etwa Wolken. Nein, Taupunkt alleine ist bis zu 2 Grad höher als die Takt im zürcher Unterland :unschuldig:. 13,6°C aktuell bei 96% Feuchte. So feuchtwarm wars im Sommer kaum einmal. Das wirkt sich auch alles längst auf den mittelwert aus, der in 24h über 2 Grad höher ist als im nördlichen/östlichen Mittelland. Und gestern das Tagesmittel rund 1,5K höher ;). Begonnen hats eigentlich schon Samstags, aber noch nicht so deutlich. Wahnsinn. Ob sogar der Septembermittelwert hier höher ausfällt als im TG und ZH Unterland? :lol:

Vielleicht heute sogar auch wärmer als Basel Stadt? Baselland habe wir längst hinter uns.

Ja mal sehen wie nass es nun noch wird. Aber mal vorneweg. NW, N, NO CH heute nicht erwarten es werde merklich über 15°C. Ich sehe da eher schwarz. 1. haben die aktuell eh am kältesten und 2. ist je nördlicher je mehr mit Regen zu rechnen.

Re: Starkniederschläge 7. bis 8. September 2010

Verfasst: Di 7. Sep 2010, 11:19
von Tinu (Männedorf)
@Silas

Gut beobachtet!

Die hohen Regenmengen dürften vor allem daher kommen, dass die Kaltfront aus Westen über Mitteleuropa ins Schleifen gerät. Das Ganze kommt mir irgendwie bekannt vor. Es passt ins Muster des Sommers.

Die Entwicklung– wie sie in den Modellen dargestellt wird – ist sehr interessant. Der Alpenraum liegt im wesentlichen eingeklemmt zwischen einem Höhentief über Polen und einem weiteren Höhentief über den Britischen Inseln. Dazwischen krümmt sich ein schmaler Höhenrücken fast schon grotesk quer über den Kontinent. Die Warmfront – ausgehend vom britischen Höhentief – hat die Schweiz gestern Abend und im Verlauf der Nacht überquert und schon vereinzelt für Niederschlag gesorgt (irgendwie auch ein Indiz dafür, dass der Herbst da ist: Warmfronten bringen wieder Regen...).

Speziell ist nun, wie sich diese komplexe Konstellation (vermutlich) weiter verhält. Zum Zeitpunkt Dienstag 12 UTC sieht eigentlich alles noch ziemlich "normal" aus. Die beiden Höhentiefs wie auch der schmale Höhenrücken sind gut erkennbar. Auch die Position von Warm (rot)-, und Kaltfront (blau) lässt sich m.E. gut ausmachen:

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In der Folge wird das Hereinschwenken des Höhentroges aber durch zwei Faktoren gebremst: Einerseits durch das sich nach Süden ausdehnende Hoch über Skandinavien, andererseits durch den Höhenrücken über Mitteleuropa, der durch die stetige Zufuhr von fast schon subtropisch anmutenden Luftmassen aus Süden/Südwesten gestützt wird. Das führt dazu, dass sehr feuchte Luftmassen vorderseitig des Britischen Höhentrogs zu liegen kommen. Diese Luftmassen werden in der Folge aber nur sehr schleppend ausgeräumt, weil die zum Trog gehörende Kaltfront anfängt zu schleifen, d.h. phasenweise fast stationär wird. Es bildet sich also eine eigentliche Luftmassengrenze über Mitteleuropa aus, auf welche die Modelle mit gehörigen NS-Signalen reagieren.

Die Feuchtekarte zeigt eindrücklich, wie die feuchtwarme "Pampe" zwischen den treibenden Wettersystemen nach Mitteleuropa gelenkt wird:
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Auf Mittwoch bildet sich dann vorderseitig des Höhentroges über Westeuropa ein Bodentief aus. Vorher erreicht die Föhnströmung über den Alpen ihren Höhepunkt:
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Dieses Bodentief "zieht" dann die kältere Luft, resp. die Kaltfront ostwärts und beendet gegen die Mittagszeit die Föhnströmung über dem Alpenraum. Über dem östlichen Alpenraum kommt es gemäss der GFS-Darstellung dann auf Donnerstag sogar zu teils ziemlich intensiven Aufgleitniederschlägen bei hoher Schneefallgrenze, die der Abtropfung der Höhenkaltluft in den Mittelmeerraum und der dortigen Bildung eines Bodentiefs geschuldet sind:
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Interessant ist in diesem Zusammenhang übrigens die Herkunft der feucht-warmen Luftmasse, die ab heute im Vorfeld des Höhentiefs über den Britischen Inseln miteinbezogen wird. Siehe Auszug aus der DWD-Synop:
Mit dem schleifenden Übergreifen der Kaltfront verstärken sich im Südwesten die
Niederschläge. Da dort die Schichtung leicht labil ist (Hebung ist am Rande des
westeuropäischen Höhentiefs ohnehin vorhanden) kann der Regen dort konvektiv
verstärkt sein. Eingalagerte Gewitter sind nicht auszuschließen. Hinzu kommt,
dass in diesen Prozess Reste tropischer Luft aus dem Seegebiet südlich von
Neufundland (bevor der Hurrican "Danielle" die Region überquert hatte) mit
einbezogen werden
.
Daw wäre doch jetzt eine Aufgabe für unsere Trajeks-Spezialisten. @Alfred, auf gehts!

Re: Starkniederschläge 7. bis 8. September 2010

Verfasst: Di 7. Sep 2010, 11:36
von Badnerland
Die Warmfront bzw. der Warmsektor brachte heute Nacht übrigens auch (Warmlufteinschub-?) Gewitter mit sich. Wurde so gegen 3 Uhr rausgedonnert, Blitzfrequenz unmittelbar bei mir in der Nähe war gering, jedoch flackerte es nordwestlich von hier an den Vogesen regelmässig. Aufgrund der hohen Luftfeuchte und niedrigem Gewölk leider keine Chance auf Blitzfotos gehabt.

Gruss Benni

Re: Starkniederschläge 7. bis 8. September 2010

Verfasst: Di 7. Sep 2010, 12:01
von Tinu (Männedorf)
@Benni

Das ist auch nicht weiter verwunderlich, bei dieser Luftmasse. Es hat gestern Abend auch über dem Jura und im Bereich der Voralpen ein paar Mal "gezuckt", soweit ich mich erinnern kann.

Re: Starkniederschläge 7. bis 8. September 2010

Verfasst: Di 7. Sep 2010, 12:21
von Stefan im Kandertal
Feuchtwarm östlich von Bern? Eher unverändert feuchtkalt. Meim TP bis 1,5 Grad mehr als viele Mittelland Takt ;-). Halte 20 Grad noch für machbar. Schon mehr als 18 sinds. Tropisch deluxe. Also 12er TP sind ja wohl kaum feuchtwarm. Heute morgen im Osten gar um 10 Grad Taupunkte.

Re: Starkniederschläge 7. bis 8. September 2010

Verfasst: Di 7. Sep 2010, 12:27
von Stefan im Kandertal
Ah ja. Taupunkt 15,7. Temp 19.0 Es haut einen fast um. Ok nun haben die Taupunkte auch sonst recht angezogen. Mal sehen ob unsere Regenwaldluft auch viel Regen bringt. So. Genug angegeben mit warm usw. :-D. Nicht übel nehmen gell.

Re: Starkniederschläge 7. bis 8. September 2010

Verfasst: Di 7. Sep 2010, 14:39
von Alfred
Sali zäme, Hoi @Tinu

Dein Wunsch sei mir Befehl!

Natürlich nicht den Südwesten von de, sondern von Zürich und zwar ab Mi. 8. Sep. 12:00Z bis um 00:00Z am Doonnerstag; 120 Stunden retour,
Höhen über Zürich [920, 900, 850, 800, 750, 700, 650, 600 und 500 hPa].

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Gruss, Alfred

Re: Starkniederschläge 7. bis 8. September 2010

Verfasst: Di 7. Sep 2010, 14:53
von Severestorms
Vielen Dank Tinu für die umfangreiche Analyse der aktuellen Wetterlage.

Diese spezielle Konstellation führt in Süd(ost)frankreich immer wieder zu quasistationären Zellkomplexen (meist V-förmiges MCS) mit den bekannten Folgen (Starkniederschläge, Sturzfluten, Hochwasser, etc.).

Weitere Infos dazu im entsprechenden Thread: Starkniederschläge Südfrankreich 06.-08.09.2010

Gruss Chrigi