FCST: Cut-Off / KLT Sonntag 12.09.2010/Montag 13.09.2010
Verfasst: Fr 10. Sep 2010, 15:55
Hoi zäme
Zitat aus dem aktuellen Wetterbericht von Meteoschweiz:
Am Sonntagabend steht der Abtropfungsprozess, der später unseren Kaltlufttropfen gebären wird in den Startlöchern. GFS und ECMWF zeigen zu diesem Zeitpunkt (ich habe Sonntag 12 UTC gewählt) brüderliche Einigkeit was die Darstellung der Grosswetterlage angeht. Die Schweiz und der Alpenraum liegen im Einflussbereich eines Keils, der sich von Mitteleuropa bis Skandinavien erstreckt. Im Westen nähert sich ein an sich eher unspektakulärer Höhentrog (blauer Pfeil auf der Karte). Dieser Trog hat es wahrlich nicht einfach. Er muss einerseits gegen den Keil über Mitteleuropa ankommen, andererseits rückt ihm von Westen her ein kräftiges und stabiles Azorenhoch auf die Pelle:

In der Nacht zu Montag schnürt sich der Höhentrog dann ab und wird durch das nach Osten expandierende Azorenhoch gegen den Alpenraum gedrückt. Bereits zu diesem Zeitpunkt zeigen die Modelle aber signifikante Unterschiede. Während der Abschnürungsprozess bei GFS erst ansetzt hat sich die Höhenkaltluft bei ECMWF bereits vom Langwellentrog abgekoppelt. Trotz der farblich-konzeptionell unterschiedlichen Darstellung von GFS und ECMWF kann man dies gut erkennen, wenn man zum Beispiel im Höhendruckfeld auf die 568er gpdm-Linie achtet. Weiterhin fällt auf, dass die Zugrichtung des Cut-Offs von den Modellen bereits hier unterschiedlich berechnet wird. ECMWF lässt den "Tropfen" klar westlich der Schweiz über Frankreich ziehen, während GFS einen relativ klaren Kurs Richtung Eidgenossenschaft favorisiert:

In der Folge wird die unterschiedliche Zugbahn noch deutlicher sichtbar. GFS schickt den Kaltlufttropfen direkt zum Alpenraum, ECMWF lässt ihn in über Südfrankreich ins westliche Mittelmeer abtropfen:

Diese (verhältnismässig geringen) Unterschiede haben jedoch erhebliche Konsequenzen auf unser Wetter. Zunächst einmal wirkt sich die abweichende Position des Kaltlufttropfens entscheidend auf die Luftmasse aus, die am Montag über der Schweiz zu liegen kommen wird. Im Falle der Version GFS würde nach einer eher unspektakulären Kaltfrontpassage in der Nacht auf Montag sehr rasch relativ kühle Luft zu uns gelangen. Das ist insofern logisch, weil wir im Bereich der "Achse" des Tropfens lägen, was die potenzielle Wetteraktivität per se reduziert. GFS berechnet zum Zeitpunkt Montag 06 UTC Temperaturen von 4 bis 6 Grad auf 850hpa-Niveau, was sich in eher frischen Montags-Maxima von ca. 13 bis 16 Grad auswirken würde.
Bei der Version ECMWF aber sieht die Sache anders aus. Durch die klar westlichere Zugbahn des Kaltlufttropfens kämen weite Teile der Alpennordseite auf die wetterwirksamere Vorderseite des Troges zu liegen. Es käme zur Advektion wärmerer Luftmassen, was sich wiederum im 850er-Temperaturniveau abbildet: ECMWF macht auf der Alpennordseite – zum selben Zeitpunkt wie GFS – 8 bis 11 Grad. Die Temperaturen auf 1500 Meter über Meer sind also annähernd doppelt so hoch:

Das wiederum wirkt sich auf die Intensität der prognoszierten Niederschläge aus. GFS berechnet wegen der Lage des KTLs für weite Teile der Alpennordseite nur sehr marginale Niederschläge, höhere Signale kommen nur im Stau der Ostalpen zustande. ECMWF hingegen macht in der wärmeren und damit potenziell instabileren Luftmasse kräftigere und sogar konvektiv durchsetzte Niederschlagssignale mit Schwerpunkt eher in der Westschweiz:

Deutlich werden die Auswirkungen der von den beiden Modellen berechneten Varianten auch beim Blick auf das Theta-E-Feld. Während GFS die vom Tropfen ausgehende Kaltfront zum Zeitpunkt Montag 12 UTC längst an die Alpen gelegt hat, kommt ebendiese bei ECMWF nicht mal in die Nähe der Schweiz!:

Fazit: Ein langer Text und man ist doch nicht schlauer. Ich liebe diese Cut-Offs. Sie sind die Narren der Meteorologie!
Zitat aus dem aktuellen Wetterbericht von Meteoschweiz:
Was ist es, das im (vermeindlich) sicheren Vorhersagezeitraum bis 72 Stunden eine derartige Unsicherheit hervorruft? Richtig, es ist der Cut-Off eines Höhentroges, resp. ein Kaltlufttropfen. Und wie alle Vertreter seiner Art bringt auch dieser Cut-Off ein extrem hohes Potenzial an Unsicherheit mit sich, mit dem vor allem unsere Meteorologenzunft zurecht kommen muss. Zieht man die beiden grossen Globalmodelle – GFS und ECMWF – für einen Vergleich heran, sieht man sehr schön, wo das Problem liegt.Am Montag unsichere Entwicklung, wahrscheinlich nur noch teilweise sonnig, ...
Am Sonntagabend steht der Abtropfungsprozess, der später unseren Kaltlufttropfen gebären wird in den Startlöchern. GFS und ECMWF zeigen zu diesem Zeitpunkt (ich habe Sonntag 12 UTC gewählt) brüderliche Einigkeit was die Darstellung der Grosswetterlage angeht. Die Schweiz und der Alpenraum liegen im Einflussbereich eines Keils, der sich von Mitteleuropa bis Skandinavien erstreckt. Im Westen nähert sich ein an sich eher unspektakulärer Höhentrog (blauer Pfeil auf der Karte). Dieser Trog hat es wahrlich nicht einfach. Er muss einerseits gegen den Keil über Mitteleuropa ankommen, andererseits rückt ihm von Westen her ein kräftiges und stabiles Azorenhoch auf die Pelle:

In der Nacht zu Montag schnürt sich der Höhentrog dann ab und wird durch das nach Osten expandierende Azorenhoch gegen den Alpenraum gedrückt. Bereits zu diesem Zeitpunkt zeigen die Modelle aber signifikante Unterschiede. Während der Abschnürungsprozess bei GFS erst ansetzt hat sich die Höhenkaltluft bei ECMWF bereits vom Langwellentrog abgekoppelt. Trotz der farblich-konzeptionell unterschiedlichen Darstellung von GFS und ECMWF kann man dies gut erkennen, wenn man zum Beispiel im Höhendruckfeld auf die 568er gpdm-Linie achtet. Weiterhin fällt auf, dass die Zugrichtung des Cut-Offs von den Modellen bereits hier unterschiedlich berechnet wird. ECMWF lässt den "Tropfen" klar westlich der Schweiz über Frankreich ziehen, während GFS einen relativ klaren Kurs Richtung Eidgenossenschaft favorisiert:

In der Folge wird die unterschiedliche Zugbahn noch deutlicher sichtbar. GFS schickt den Kaltlufttropfen direkt zum Alpenraum, ECMWF lässt ihn in über Südfrankreich ins westliche Mittelmeer abtropfen:

Diese (verhältnismässig geringen) Unterschiede haben jedoch erhebliche Konsequenzen auf unser Wetter. Zunächst einmal wirkt sich die abweichende Position des Kaltlufttropfens entscheidend auf die Luftmasse aus, die am Montag über der Schweiz zu liegen kommen wird. Im Falle der Version GFS würde nach einer eher unspektakulären Kaltfrontpassage in der Nacht auf Montag sehr rasch relativ kühle Luft zu uns gelangen. Das ist insofern logisch, weil wir im Bereich der "Achse" des Tropfens lägen, was die potenzielle Wetteraktivität per se reduziert. GFS berechnet zum Zeitpunkt Montag 06 UTC Temperaturen von 4 bis 6 Grad auf 850hpa-Niveau, was sich in eher frischen Montags-Maxima von ca. 13 bis 16 Grad auswirken würde.
Bei der Version ECMWF aber sieht die Sache anders aus. Durch die klar westlichere Zugbahn des Kaltlufttropfens kämen weite Teile der Alpennordseite auf die wetterwirksamere Vorderseite des Troges zu liegen. Es käme zur Advektion wärmerer Luftmassen, was sich wiederum im 850er-Temperaturniveau abbildet: ECMWF macht auf der Alpennordseite – zum selben Zeitpunkt wie GFS – 8 bis 11 Grad. Die Temperaturen auf 1500 Meter über Meer sind also annähernd doppelt so hoch:

Das wiederum wirkt sich auf die Intensität der prognoszierten Niederschläge aus. GFS berechnet wegen der Lage des KTLs für weite Teile der Alpennordseite nur sehr marginale Niederschläge, höhere Signale kommen nur im Stau der Ostalpen zustande. ECMWF hingegen macht in der wärmeren und damit potenziell instabileren Luftmasse kräftigere und sogar konvektiv durchsetzte Niederschlagssignale mit Schwerpunkt eher in der Westschweiz:

Deutlich werden die Auswirkungen der von den beiden Modellen berechneten Varianten auch beim Blick auf das Theta-E-Feld. Während GFS die vom Tropfen ausgehende Kaltfront zum Zeitpunkt Montag 12 UTC längst an die Alpen gelegt hat, kommt ebendiese bei ECMWF nicht mal in die Nähe der Schweiz!:

Fazit: Ein langer Text und man ist doch nicht schlauer. Ich liebe diese Cut-Offs. Sie sind die Narren der Meteorologie!











