Ralph (Nordspot) ist in England geschäftlich unterwegs, nahm sich heute aber die Zeit für ein Stormchasing vor Ort. Ich und Ben übernahmen das Nowcasting.
Wir haben kurz vorher noch einmal telefoniert und er teilte mir mit, dass er etwas südlich von Oxford im Core einer gewaltigen Zelle war, mit jeder Menge Blitze und zwei Naheinschlägen. Doch nach seiner Rückkehr schreibt er sicher einen spannenden Chasingbericht mit Fotos.
Ich versuche mal die Situation zu erläutern:
Im Verlauf des Nachmittags schob sich ein flacher Kurzwellentrog über die Britischen Inseln nach Osten.

Einer von der zum Islandtief gehörenden Okklusion abgespreizten Warmfront, folgte eine kräftige, wetteraktive Kaltfront, die England in den Abendstunden passierte. Während des Tages war die Insel in der Südhälfte wolkenlos.
In der Vorhersage (+18 h) wurden stattliche -3 LI und CAPE um die 1000 J/kg gerechnet, was GFS am Nachmittag sogar nach oben korrigierte (-4 LI, 1100 J/kg).


Auf der obigen Bodendruckkarte sieht man deutlich den nach NO vorschiebenden Keil vom Azorenhoch, ein weiterer Antriebsfaktor, aber auch ein Garant für ein kurzes Event. Die Luft dahinter trocknet schnell ab und bildet eine (trockenadiabatische?!) Barriere; auf der 700 hPa-Karte als westlichen Korridor, hinter dem Feuchtepaket, gut sichtbar.

Die Verteilung der Taupunkte, abhängig u.a. von der Feuchtigkeit, begrenzen die Regionen, wo sich Gewitter bilden können.

In diesem Fall sehr vielversprechend.
Die Vertikalbewegung zeigt zwar (auf 700 hPa) keine Maximalwerte....

.... doch wird dies (meines Wissens) durch eine ausgeprägte Vorticityadvektion (300 hPa) etwas kompensiert.

Fazit: bandartiges, konvektives System, leicht schleifende KF, ohne präfrontale Linie, mit Warmluftzufuhr aus SW, was zu V-Shape-artiger Auslöse (vorwiegend im Landesinnern) führt.
Zunächst war GFS etwas zurückhaltend; doch das Update kam am Nachmittag:

Die CIN-Werte waren auch optimal.....

.... und dennoch war das Nowcasting sehr anspruchsvoll.
Ralph meldete sich aus Birmingham (auf Sat24-Bild, roter Punkt in der Mitte).


Nach Nordosten oder Westen? Doch die Zellen zerfielen relativ rasch...

Ich erwartete in der wolkenfreien Gegend mit der längsten Sonneneinstrahlung (zwischen Birmingham und London) auf einer gedachten W>O Triggerlinie die nächste Auslöse und riet, auf der M 40 in die Region (leicht südlich von) Oxford zu fahren.
Dies war in Ralphs Sinn, denn er sah dort bereits Quellungen, die ich auf dem Sat-Bild (30 Min Verzögerung) noch nicht erkennen konnte.
Bingo!

Ralph, hat Spass gemacht! Ich hoffe hiermit Dein Chasing genügend (aus wettertechnischer Sicht) dokumentiert zu haben. Bin gespannt auf die Fotos. Gute Fahrt!
Gruss Cyrill







