20.05.2012: Gewitter Mitteleuropa
Verfasst: So 20. Mai 2012, 06:32
Guten Morgen
Gegenüber gestern haben sich einige Faktoren massgeblich geändert, wonach in Zentraleuropa die Gewitterwahrscheinlichkeit stark ansteigt. Nach wie vor haben wir es mit einer recht massiven Südströmung zu tun, die nördlich des Alpenbogens für Föhneinfluss sorgt. Die abgetrocknete Luftmasse unterbindet in der Nordost- und Zentralschweiz die Bildung von Schauern und Gewitter, fördert hingegen in der Westschweiz und entlang des Juras eben solche, durch die Bildung lokaler Bodenkonvergenzen.
Bezüglich der Grosswetterlage darf davon ausgegangen werden, dass der sich allmählich abschwächende Kaltlufttropfen, welcher seit Tagen uns beschäftigt, durch seine langsame Verlagerung nach Osten einen verstärkten Einfluss auf die für Gewitter nötigen Hebungstendenzen besitzt. Zudem wird der vertikale Temperaturgradient steiler, was das konvektive Potential fördert.
Von Südfrankreich, entlang der westlich angrenzenden Zone des Juras, bis hinauf nach Mitteldeutschland erstreckt sich eine schwache Tiefdruckrinne, welche unterstützend wirkt, wie auch ein aus der Jetachse leicht abgespaltener Jetarm mit nahezu 100 knt. auf 300 hPa. Die Westschweiz kommt also in den Bereich des "left exit" dieses Jets zu liegen, was zusätzlich die Hebungsprozesse begünstigt.
Auf dem 700 hPa-Niveau wird reichlich angefeuchtete Mittelmeerluft advehiert, welche die ideale Grundlage ist, die in den Modellen gerechneten rd. 800 - 1'400 ML50 CAPE zu bilden, was u.a. von der Sonneneinstrahlung, bzw. dem Cloudcover abhängt.
Zwar klaffen die Modelle von GFS und WRF wieder auseinander und es dürfte nicht ganz einfach sein sich zu entscheiden; wenn überhaupt dies nötig ist. Denn das Grundszenario innerhalb einer - wenn auch schwachen Rinne - ähnelt sich in vielen belegbaren Fällen. Es bleibt nur die Frage, a.) ob die Gewitter in vereinzelt isolierten (kurzlebigen) Zellen sich entladen, oder sich zu konvektiven Linien vereinen; b.) ob nach GFS die Gewitter die Westschweizer Grenze über den Jura bis ins südwestliche Mittelland schaffen, oder nach WRF diese aus dem Rhonetal in nördlicher Richtung an Pontarlier vorbei bis an den Vogesensüdfuss triggern.
U.a. rechnet GFS an der deutsch- und belgisch-französischen Grenze mit starken Gewittern (inkl. Hagel) in mehreren Staffeln, weshalb ich noch vor der Entscheidung stehe mich im Saarland zu positionieren. Doch Ostfrankreich im Bereich nördlich von Lyon, Pontarlier usw. scheint mir ebenso spannend zu werden. In dieser Region spricht der Superzellenparameter von HiRLAM mit vier Stufen an *händereib*
Für welchen der beiden Targets ich mich entscheide ist noch nicht klar und wird Bestandteil des Nowcasts sein.
Kärtchen:
Position KLT

Schwache Tiefdruckrinne

Konvergentes Bodenwindfeld

Frontverlauf

Hebungszonen / Vertikalbewegung

ThetaE

Ordentliche CAPE

Kaum gedeckelt

FQn 850 hPa (später nach Nordosten sich verlagernd)

"left exit"-Bereich des linken Jetarms (300 hPa), leicht aus der Achse, aber mit einer deutlich markierten Höhendivergenz

Oder etwas anders dargestellt

Aloha!!!!

Mögliche Superzelle bei HiRLAM etwas früher gerechnet.... evtl. etwas zu früh?!

usw., usw.
Ich hoffe damit mal einen breiten Überblick verschafft zu haben. Die Diskussion ist eröffnet. Bin mal gespannt, was ihr zur Lage meint.
Gruss Cyrill
Gegenüber gestern haben sich einige Faktoren massgeblich geändert, wonach in Zentraleuropa die Gewitterwahrscheinlichkeit stark ansteigt. Nach wie vor haben wir es mit einer recht massiven Südströmung zu tun, die nördlich des Alpenbogens für Föhneinfluss sorgt. Die abgetrocknete Luftmasse unterbindet in der Nordost- und Zentralschweiz die Bildung von Schauern und Gewitter, fördert hingegen in der Westschweiz und entlang des Juras eben solche, durch die Bildung lokaler Bodenkonvergenzen.
Bezüglich der Grosswetterlage darf davon ausgegangen werden, dass der sich allmählich abschwächende Kaltlufttropfen, welcher seit Tagen uns beschäftigt, durch seine langsame Verlagerung nach Osten einen verstärkten Einfluss auf die für Gewitter nötigen Hebungstendenzen besitzt. Zudem wird der vertikale Temperaturgradient steiler, was das konvektive Potential fördert.
Von Südfrankreich, entlang der westlich angrenzenden Zone des Juras, bis hinauf nach Mitteldeutschland erstreckt sich eine schwache Tiefdruckrinne, welche unterstützend wirkt, wie auch ein aus der Jetachse leicht abgespaltener Jetarm mit nahezu 100 knt. auf 300 hPa. Die Westschweiz kommt also in den Bereich des "left exit" dieses Jets zu liegen, was zusätzlich die Hebungsprozesse begünstigt.
Auf dem 700 hPa-Niveau wird reichlich angefeuchtete Mittelmeerluft advehiert, welche die ideale Grundlage ist, die in den Modellen gerechneten rd. 800 - 1'400 ML50 CAPE zu bilden, was u.a. von der Sonneneinstrahlung, bzw. dem Cloudcover abhängt.
Zwar klaffen die Modelle von GFS und WRF wieder auseinander und es dürfte nicht ganz einfach sein sich zu entscheiden; wenn überhaupt dies nötig ist. Denn das Grundszenario innerhalb einer - wenn auch schwachen Rinne - ähnelt sich in vielen belegbaren Fällen. Es bleibt nur die Frage, a.) ob die Gewitter in vereinzelt isolierten (kurzlebigen) Zellen sich entladen, oder sich zu konvektiven Linien vereinen; b.) ob nach GFS die Gewitter die Westschweizer Grenze über den Jura bis ins südwestliche Mittelland schaffen, oder nach WRF diese aus dem Rhonetal in nördlicher Richtung an Pontarlier vorbei bis an den Vogesensüdfuss triggern.
U.a. rechnet GFS an der deutsch- und belgisch-französischen Grenze mit starken Gewittern (inkl. Hagel) in mehreren Staffeln, weshalb ich noch vor der Entscheidung stehe mich im Saarland zu positionieren. Doch Ostfrankreich im Bereich nördlich von Lyon, Pontarlier usw. scheint mir ebenso spannend zu werden. In dieser Region spricht der Superzellenparameter von HiRLAM mit vier Stufen an *händereib*
Für welchen der beiden Targets ich mich entscheide ist noch nicht klar und wird Bestandteil des Nowcasts sein.
Kärtchen:
Position KLT

Schwache Tiefdruckrinne

Konvergentes Bodenwindfeld

Frontverlauf
Hebungszonen / Vertikalbewegung

ThetaE

Ordentliche CAPE

Kaum gedeckelt

FQn 850 hPa (später nach Nordosten sich verlagernd)

"left exit"-Bereich des linken Jetarms (300 hPa), leicht aus der Achse, aber mit einer deutlich markierten Höhendivergenz

Oder etwas anders dargestellt

Aloha!!!!

Mögliche Superzelle bei HiRLAM etwas früher gerechnet.... evtl. etwas zu früh?!

usw., usw.
Ich hoffe damit mal einen breiten Überblick verschafft zu haben. Die Diskussion ist eröffnet. Bin mal gespannt, was ihr zur Lage meint.
Gruss Cyrill






