Chasing vom 29.05.03
Verfasst: Do 29. Mai 2003, 22:09
Hallo Wetterfreaks!
Der heutige Tag wäre beinahe zum „Frusttag“ geworden, zwar gabs einige stationäre Gewitter, aber alle waren zu weit weg und meist in unzugänglichem Gelände, wie ich schon mehrfach schrieb: dort wo Fuchs und Hase sich gut Nacht sagen. Diese Gewitter waren nicht mein Ding.
Sowieso, ich chase eigentlich nur, wenn ich sehe, dass ein Gewitter in ein paar Kilometer Entfernung vorbeischrammt, so war es auch diesmal.
Kurz nach 18 Uhr bildeten sich nördlich von Bern erste Cumuli. Der Wind drehte südwestlich von Bern auf SW, nördlich vom Grauholz (kleiner Hügelzug) dürfte er weiterhin aus NW geweht haben, so dass sich direkt über dem Hügelzug eine lokale Kovergenz bilden konnte.
Hier ein erstes Bild von 18:28 Uhr von Zuhause (südlich von Bern) - Blick Richtung Nord:

Nur 5 Minuten später sah es so aus. Der Turm hinten-rechts sollte sich zum CB weiterentwickeln:

Ich packe meine Sachen und los geht’s, sowas lässt man sich nicht entgehen: Nun also ein "Walter-sches Chasing" gehe bevor auf dem Radar was zu sehen ist und suche die dunkelste Wolkenbasis!
Hier die Zelle vom All aus gesehen, das kleine, weisse runde Tüpfli in der Schweiz ist die Berner-Zelle:

Das Gewitter lag verkehrstechnisch optimal an einem Autobahnkreuz (Schönbühl). Erste grosse Tropfen fallen. Vereizelt stehen nach der Autobahnausfahrt Autos unter Brücken oder haben unter Bäumen parkiert, es gab wohl schon seit ein paar Minuten grosse Tropfen mit Hagel vermischt.
Schnell ein Platz mit Aussicht suchen....ja, das Freibad am Moossee (200 Meter neben der Autobahnausfahrt) bietet sich an. Freie Parkplätze sind kein Problem, denn wer will bei aufziehndem Hagelgewitter schon ins Bad?
So, Standort bezogen, nun geht’s richtig los! Der Himmel ist dunkel aber die Sicht noch gut, am anderen Ufer ists noch trocken:

Der Regen wird immer intensiver und der Anteil der kleinen Hagelkörner nimmt zu. Beachte drei Details: 1.) Am anderen Seeende ists noch immer trocken, der See ist flach, auf unserer Seite ist der See durch die Hagelkörner aufgewühlt. 2.) Die fallenden Hagelkörner (Durchmesser meist um 5mm) sind zu erkennen. Auf dem Rasen "hüpften" die Körner wieder in die Höhe, aber dies ist leider nicht zu erkennen. 3.) Sicht nimmt ab:

Jetzt wolkenbruchartiger Regen, überall kleine Hagelkörner:

Die Sicht ist massiv reduziert, jetzt Wolkenbruch mit Hagelschlag. Das ist das letzte Bild von diesem Standort, denn plötzlich standen ich und mein Rucksack mitten in einem Bach und der erste Outflow-Böen machten sich bemerkbar:

Starker Regen und Hagelschlag. Die Regenintensität lässt in der Folge nach, die Hagekörner werden weniger, dafür immer grösser. Es knallt ganz ordentlich. Die einzelnen Körner zerschellen auf dem Steinboden.

Der Hagelschlag endet, 5 Minuten später auch der Regen und die Böen. Beachte folgendes Detail: Die vielen, kleinen Körner stammen von der "Wolkenbruch"-Phase, die einzelnen grösseren Körner sind am Ende des Gewitters gefallen.

Hier einzelne Hagelkörner im Vergleich zu einem 1.-Fr. Stück. Durchmesser der Münze 2.5cm, die grössten Körner erreichten ca. 2cm:

Hier noch ein Radarloop von 1800-1900 Uhr: Berner Zelle:
-> erste Echos: 1840 Uhr
-> Ankunft am Ort: 1850 Uhr
-> Fotos: 1855 -1905 Uhr

Insgesamt eine kleine, kurzlebige, aber intensive Zelle (erreicht "extreme Intensität" was in etwa >100mm/h enspricht). Nur 300 Meter gegen Norden und Osten waren die Strassen wieder trocken. Die "Walter-sche Chasingvariante" (ohne Radar) nur Augenbeobachtung scheint günstig für Hagel zu sein
Grüsse Philippe
- Editiert von Carlo am 29.05.2003, 22:17 -
Der heutige Tag wäre beinahe zum „Frusttag“ geworden, zwar gabs einige stationäre Gewitter, aber alle waren zu weit weg und meist in unzugänglichem Gelände, wie ich schon mehrfach schrieb: dort wo Fuchs und Hase sich gut Nacht sagen. Diese Gewitter waren nicht mein Ding.
Sowieso, ich chase eigentlich nur, wenn ich sehe, dass ein Gewitter in ein paar Kilometer Entfernung vorbeischrammt, so war es auch diesmal.
Kurz nach 18 Uhr bildeten sich nördlich von Bern erste Cumuli. Der Wind drehte südwestlich von Bern auf SW, nördlich vom Grauholz (kleiner Hügelzug) dürfte er weiterhin aus NW geweht haben, so dass sich direkt über dem Hügelzug eine lokale Kovergenz bilden konnte.
Hier ein erstes Bild von 18:28 Uhr von Zuhause (südlich von Bern) - Blick Richtung Nord:

Nur 5 Minuten später sah es so aus. Der Turm hinten-rechts sollte sich zum CB weiterentwickeln:

Ich packe meine Sachen und los geht’s, sowas lässt man sich nicht entgehen: Nun also ein "Walter-sches Chasing" gehe bevor auf dem Radar was zu sehen ist und suche die dunkelste Wolkenbasis!
Hier die Zelle vom All aus gesehen, das kleine, weisse runde Tüpfli in der Schweiz ist die Berner-Zelle:

Das Gewitter lag verkehrstechnisch optimal an einem Autobahnkreuz (Schönbühl). Erste grosse Tropfen fallen. Vereizelt stehen nach der Autobahnausfahrt Autos unter Brücken oder haben unter Bäumen parkiert, es gab wohl schon seit ein paar Minuten grosse Tropfen mit Hagel vermischt.
Schnell ein Platz mit Aussicht suchen....ja, das Freibad am Moossee (200 Meter neben der Autobahnausfahrt) bietet sich an. Freie Parkplätze sind kein Problem, denn wer will bei aufziehndem Hagelgewitter schon ins Bad?
So, Standort bezogen, nun geht’s richtig los! Der Himmel ist dunkel aber die Sicht noch gut, am anderen Ufer ists noch trocken:

Der Regen wird immer intensiver und der Anteil der kleinen Hagelkörner nimmt zu. Beachte drei Details: 1.) Am anderen Seeende ists noch immer trocken, der See ist flach, auf unserer Seite ist der See durch die Hagelkörner aufgewühlt. 2.) Die fallenden Hagelkörner (Durchmesser meist um 5mm) sind zu erkennen. Auf dem Rasen "hüpften" die Körner wieder in die Höhe, aber dies ist leider nicht zu erkennen. 3.) Sicht nimmt ab:

Jetzt wolkenbruchartiger Regen, überall kleine Hagelkörner:

Die Sicht ist massiv reduziert, jetzt Wolkenbruch mit Hagelschlag. Das ist das letzte Bild von diesem Standort, denn plötzlich standen ich und mein Rucksack mitten in einem Bach und der erste Outflow-Böen machten sich bemerkbar:

Starker Regen und Hagelschlag. Die Regenintensität lässt in der Folge nach, die Hagekörner werden weniger, dafür immer grösser. Es knallt ganz ordentlich. Die einzelnen Körner zerschellen auf dem Steinboden.

Der Hagelschlag endet, 5 Minuten später auch der Regen und die Böen. Beachte folgendes Detail: Die vielen, kleinen Körner stammen von der "Wolkenbruch"-Phase, die einzelnen grösseren Körner sind am Ende des Gewitters gefallen.

Hier einzelne Hagelkörner im Vergleich zu einem 1.-Fr. Stück. Durchmesser der Münze 2.5cm, die grössten Körner erreichten ca. 2cm:

Hier noch ein Radarloop von 1800-1900 Uhr: Berner Zelle:
-> erste Echos: 1840 Uhr
-> Ankunft am Ort: 1850 Uhr
-> Fotos: 1855 -1905 Uhr

Insgesamt eine kleine, kurzlebige, aber intensive Zelle (erreicht "extreme Intensität" was in etwa >100mm/h enspricht). Nur 300 Meter gegen Norden und Osten waren die Strassen wieder trocken. Die "Walter-sche Chasingvariante" (ohne Radar) nur Augenbeobachtung scheint günstig für Hagel zu sein
Grüsse Philippe
- Editiert von Carlo am 29.05.2003, 22:17 -