30.05.2014: Schwache Kaltfront aus Norden / Wasserhosen
Verfasst: Mi 28. Mai 2014, 02:31
Hoi zäme
Eigentlich handelt es sich bei meinem Versuch einer Wettervorhersage für den kommenden Freitag, 30.05.2014, um zwei Events, die sich zeitlich und örtlich unterscheiden, synoptisch aber zur selben Episode gehören, weshalb sie hier in einem Thread zusammengenommen sind.
In erster Linie geht es um einen relativ beachtlichen Kaltluftausbruch aus arktischen Regionen in Richtung Mittelmeer, wobei die Kaltluftzunge sich von Norden her über Mitteleuropa an die Alpen heran tastet, eine zunächst markante Kaltfront vor sich her schiebend, die dann an den nördlichen Voralpen bereits verwellt.
Die Kaltfront, welche am nördlichen Ende einer Tiefdruckrinne zwischen Estland und Zypern okkludiert, erstreckt sich U-förmig quer über Europa, westlich auf Höhe Südengland endend. Nach der momentanen Kartenlage (sowohl GFS als auch WRF) kommt sie um 06z etwas südlich von Stuttgart, also quer über BaWü zu liegen, wobei sie entlang des südlichen Trograndes eines relativ persistent geostationären Kaltlufttropfens oszilliert und offenbar nur langsam vorankommt - u.a. nach gewissen Modellen sogar sehr niederschlagsarm.
Bis hierhin betrachtet, wäre dieses Event kaum der Rede wert, zumal um diese Zeit weder dynamische Hebung von einem durchschwenkenden Trog z.B., noch Morgenkonvektion usw. festzustellen ist und ehrlich gesagt eine 4/4-Bedeckung mit zu erwartender Nimbostratus-Bewölkung um diese Zeit bei dieser Aussicht keinen Chaser in die bisige Kälte lockt.
Doch ich meine hier ein interessantes Detail in den Karten entdeckt zu haben, bei dem es in erster Linie um die Frontvorderseite geht. Es entsteht eine Konvergenzzone genau in Längsrichtung des Bodensees (immer noch 06z gerechnet), wonach einige Vertikalbewegungs-Parameter mit Negativwerten (Hebung) voll anschlagen. Diese Konvergenz scheint aber nicht durch ein klassisches aufeinander zu fliessen verschiedener Luftmassen zu entstehen, sondern meiner Meinung nach durch die Ablenkung des Windes am Rande einer isotropischen Fläche (vgl. isotropische Hebung); im vorliegenden Fall westlich nach NW drehend und über dem Bodensee-Nordufer mit der Nord-/Nordostbise konvergierend. Bei einem LCL von < 400 m, einer RH im Bereich 850-700 hPa von rd. 95%, einem TP von 10° Grad Celsius und einer möglicherweise genügend hohen T-Differenz des Bodensees zur Umgebungsluft (ankommende Kaltluft), könnte es zwischen 08 00 Uhr und 10 30 Uhr morgens zu Funnel- und vielleicht zu Wasserhosen-Bildungen über dem Bodensee, oder im Uferbereich kommen. Zwar ist die Scherung nicht optimal und die sonst unterstützenden Höhenwinde (Auftrieb) fehlen, doch mein Bauchgefühl sagt mir trotzdem, dass das eine oder andere Zipfelchen dem aufmerksamen Betrachter nicht entgehen wird. Vielleicht erinnert sich jemand an einen vergleichbaren Fall; und sonst war es einen Versuch wert
Hier noch ein paar Kärtchen (+ 66 h, vt 06z, 30.05.2014):
KF okkludiert an nördlichen Ende der N>S-Tiefdruckrinne im Osten bei Estland. Sie liegt u-förmig quer über Nord- / Mittel-Europa:

Kaltluftzunge in Richtung Zentralalpen und nördliche Schweizer Landesgrenze:

Entlang des südlichen Trograndes eines massiven Kaltlufttropfen erstreckt sich die zu dieser Zeit noch markante Kaltfront:

Im westlichen Teil der Frontalzone entsteht Hebung (-10 hPa / h auf 700 hPa, orange eingefärbt), was nicht die Folge von Konvektion, Aufgleitvorgängen o.a. ist......

...sondern infolge einer Konvergenz am Rande einer isotropischen Fläche, in dessen Folge Hebung erzwungen wird (s. 10m-Wind / Bodenkonvergenz):


Hebungszonen:

Spannend:

Ablenkung auf der warmen Seite der verwellenden Front (Windpfeile im Bereich Bodensee, auf der Theta-w-Karte):

Die Kaltluft aus dem hohen Norden...:

DWD-Grafik, Stand vt 12z:

Tatsächlich Schnee in den Bergen. In der Nacht auf den 31.05.2014 fallen die T-min. auf etwa 1° Grad Celsius an exponierten Stellen sogar im Flachland; Bodenfrostgefahr. Die Nullgradgrenze (nach GFS) bewegt sich in der Ostschweiz und in Westösterreich zwischen 1200 und 1400 Metern.
Dies mal zum Teil 1 (Gewitter N-Italien folgt). Nun bin ich mal gespannt, ob ihr meine Meinung und Einschätzung teilt, oder mit konstruktiven Einwänden aus der Lage das Maximum heraus holt....
Gruss Cyrill
Eigentlich handelt es sich bei meinem Versuch einer Wettervorhersage für den kommenden Freitag, 30.05.2014, um zwei Events, die sich zeitlich und örtlich unterscheiden, synoptisch aber zur selben Episode gehören, weshalb sie hier in einem Thread zusammengenommen sind.
In erster Linie geht es um einen relativ beachtlichen Kaltluftausbruch aus arktischen Regionen in Richtung Mittelmeer, wobei die Kaltluftzunge sich von Norden her über Mitteleuropa an die Alpen heran tastet, eine zunächst markante Kaltfront vor sich her schiebend, die dann an den nördlichen Voralpen bereits verwellt.
Die Kaltfront, welche am nördlichen Ende einer Tiefdruckrinne zwischen Estland und Zypern okkludiert, erstreckt sich U-förmig quer über Europa, westlich auf Höhe Südengland endend. Nach der momentanen Kartenlage (sowohl GFS als auch WRF) kommt sie um 06z etwas südlich von Stuttgart, also quer über BaWü zu liegen, wobei sie entlang des südlichen Trograndes eines relativ persistent geostationären Kaltlufttropfens oszilliert und offenbar nur langsam vorankommt - u.a. nach gewissen Modellen sogar sehr niederschlagsarm.
Bis hierhin betrachtet, wäre dieses Event kaum der Rede wert, zumal um diese Zeit weder dynamische Hebung von einem durchschwenkenden Trog z.B., noch Morgenkonvektion usw. festzustellen ist und ehrlich gesagt eine 4/4-Bedeckung mit zu erwartender Nimbostratus-Bewölkung um diese Zeit bei dieser Aussicht keinen Chaser in die bisige Kälte lockt.
Doch ich meine hier ein interessantes Detail in den Karten entdeckt zu haben, bei dem es in erster Linie um die Frontvorderseite geht. Es entsteht eine Konvergenzzone genau in Längsrichtung des Bodensees (immer noch 06z gerechnet), wonach einige Vertikalbewegungs-Parameter mit Negativwerten (Hebung) voll anschlagen. Diese Konvergenz scheint aber nicht durch ein klassisches aufeinander zu fliessen verschiedener Luftmassen zu entstehen, sondern meiner Meinung nach durch die Ablenkung des Windes am Rande einer isotropischen Fläche (vgl. isotropische Hebung); im vorliegenden Fall westlich nach NW drehend und über dem Bodensee-Nordufer mit der Nord-/Nordostbise konvergierend. Bei einem LCL von < 400 m, einer RH im Bereich 850-700 hPa von rd. 95%, einem TP von 10° Grad Celsius und einer möglicherweise genügend hohen T-Differenz des Bodensees zur Umgebungsluft (ankommende Kaltluft), könnte es zwischen 08 00 Uhr und 10 30 Uhr morgens zu Funnel- und vielleicht zu Wasserhosen-Bildungen über dem Bodensee, oder im Uferbereich kommen. Zwar ist die Scherung nicht optimal und die sonst unterstützenden Höhenwinde (Auftrieb) fehlen, doch mein Bauchgefühl sagt mir trotzdem, dass das eine oder andere Zipfelchen dem aufmerksamen Betrachter nicht entgehen wird. Vielleicht erinnert sich jemand an einen vergleichbaren Fall; und sonst war es einen Versuch wert
Hier noch ein paar Kärtchen (+ 66 h, vt 06z, 30.05.2014):
KF okkludiert an nördlichen Ende der N>S-Tiefdruckrinne im Osten bei Estland. Sie liegt u-förmig quer über Nord- / Mittel-Europa:

Kaltluftzunge in Richtung Zentralalpen und nördliche Schweizer Landesgrenze:

Entlang des südlichen Trograndes eines massiven Kaltlufttropfen erstreckt sich die zu dieser Zeit noch markante Kaltfront:

Im westlichen Teil der Frontalzone entsteht Hebung (-10 hPa / h auf 700 hPa, orange eingefärbt), was nicht die Folge von Konvektion, Aufgleitvorgängen o.a. ist......

...sondern infolge einer Konvergenz am Rande einer isotropischen Fläche, in dessen Folge Hebung erzwungen wird (s. 10m-Wind / Bodenkonvergenz):


Hebungszonen:

Spannend:

Ablenkung auf der warmen Seite der verwellenden Front (Windpfeile im Bereich Bodensee, auf der Theta-w-Karte):

Die Kaltluft aus dem hohen Norden...:

DWD-Grafik, Stand vt 12z:

Tatsächlich Schnee in den Bergen. In der Nacht auf den 31.05.2014 fallen die T-min. auf etwa 1° Grad Celsius an exponierten Stellen sogar im Flachland; Bodenfrostgefahr. Die Nullgradgrenze (nach GFS) bewegt sich in der Ostschweiz und in Westösterreich zwischen 1200 und 1400 Metern.
Dies mal zum Teil 1 (Gewitter N-Italien folgt). Nun bin ich mal gespannt, ob ihr meine Meinung und Einschätzung teilt, oder mit konstruktiven Einwänden aus der Lage das Maximum heraus holt....
Gruss Cyrill








