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Warme SW-Lage, isolierte Gewitter Nacht 29./30.05.2015

Verfasst: Sa 30. Mai 2015, 08:51
von Willi
In der vergangenen Nacht gab es entlang des Jurasüdfusses einzelne Giftzwerge.
http://www.sturmforum.ch/forum_uploads/ ... e_frei.jpg

Auch übers Wochenende bleibt ein marginales Risiko für die eine oder andere Entwicklung, bis dann am Montag ein Streifschuss die Gewittertätigkeit vorübergehend aufleben lässt. Gerne überlasse ich anderen konkretere Einschätzungen zur Gewittertätigkeit beim meteorologischen Übergang zum Sommer.

Gruss Willi

Re: Warme SW-Lage, isolierte Gewitter ab 29.05.2015

Verfasst: Sa 30. Mai 2015, 11:39
von Joachim
Hoi

Hier die Bilanz der Freitagnacht ... neben paar gewittrigen Schauern im TI (schwerpunkt Bosco Gurin) ...vor allem längs der Voralpen Blitze und von West nach Ost zunehmend Niederschlag, max. 9mm Sattel/Einsiedeln ...>10 mmm FL-Oberallgäu.

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Die inneren Alpen (VS+GR) blieben blitzfrei ... noch zu viel Schnee in den Hochlagen... dort erst August der Gewittermonat.

Heute passiert wohl nix, am So. isol. ts, Mo. schon mehr, Montagnacht "rambazamba"

Grüsslis

Joachim

Re: Warme SW-Lage, isolierte Gewitter ab 29.05.2015

Verfasst: Sa 30. Mai 2015, 12:22
von Federwolke
Wenn der Giftzwerg die einzige Zelle im Mittelland ist, die ordentliche Blitzaktivität aufweist und genau über ein von mir betreutes Festgelände zieht, dann hat sie natürlich meine volle Aufmerksamkeit ;) Interessant auch, dass die Zelle genau über dem betreuten Ort die höchste Blitzrate aufwies und ihr 5 km nach dem Überqueren des Festgeländes der Stecker gezogen wurde. Murphy lässt grüssen...

Im von Willi oben verlinkten Radarzoom ist die Ursache der interessanten Entwicklung entlang der Südufer der Jurarandseen zu finden. Eingeblendet sind die Böenspitzen, welche an den Jurasüdfuss-Stationen bis zu 70 km/h erreichten. Damit habe ich nun auch endlich den Beweis in der Hand, wie und warum die von mir in früheren Arbeiten erwähnten Zellen im Zuge von Kaltfronten ausgerechnet im Flachland der Broye-Ebene und im Grossen Moos entstehen. Den neuen technischen Möglichkeiten mit allen notwendigen Daten auf einem Bild (Zoomradar 2015) sei Dank!

Die ersten Echos tauchten um 22:45 MESZ auf:

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Quelle: Donnerradar Zoom Archiv (kostenpflichtig)

Man achte auf die linienförmige Struktur, die sich vom Südufer des Neuenburgersees durch das Seeland bis zum Weissenstein ausbildet. Ungefähr eine Viertelstunde zuvor meldeten die Stationen am Jurasüdfuss (Mathod, Neuchâtel, Cressier, etwas zeitversetzt auch Grenchen) die ersten Joran-Böen. Bis zu diesem Zeitpunkt handelte es sich um einen trockenen Kaltfront-Durchgang, der sich einzig durch eine schwache Druckwelle am Juranordfuss bemerkbar machte (keine Niederschläge über der gesamten Jurakette). Der Fallwind aus Nordwest zog über die Seen, wo wegen des kühlen Wassers die Schichtung noch stabil war. Auf dem Festland angekommen, schob sich der Wind unter die warme Luft des Mittellandes und schon fing die Suppe an zu kochen. Nach 10 Minuten (22:55 MESZ) die ersten zwei Blitze zwischen Estavayer und Payerne. Um 23:05 war klar, dass der Zwerg giftig wird und die Zugbahn mit wenigen km Durchmesser genau das betreute Festgelände treffen würde. Vorwarnzeit 15 Min, nicht gerade optimal :-?

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Überhaupt darf sich das Wetter dieses Freitags als Merkwürdigkeit im Meteorologen-Gehirn festbrennen. Modell-Outputs und MOSse waren sich weitgehend einig, dass am Nachmittag im westlichen Mittelland 22 Grad und Böen von 35-40 km/h erreicht werden. Geworden sind es 23 bis 25 Grad mit verbreitet Böen von knapp 50 km/h, an der exponierten Station Fribourg gar 66 km/h und auf der Stockeren bei Mühleberg 74 km/h. Bemerkenswert die Böigkeit bei einem Mittelwind von 15-20 km/h, welche Faktor 3 bis 4 erreichte. Dies wohlverstanden bei leicht bewölktem Himmel und keinen Schauern weit und breit. Was war vorher da? Huhn (stärkere Durchmischung) oder Ei (stärkere Erwärmung)? Immer wieder eindrücklich, wie mit dem Sonnenuntergang der Wind plötzlich abstellt.

Noch ein Gedanke, der mir bei der gestrigen Lage kam: Möglicherweise unterschätzen die Modelle das bodennahe Feuchteangebot nach den Hochwassern von Anfang Mai im westlichen Mittelland. Ich vermute mal, dass mit etwas weniger "Benzin" gestern Abend eine schwächere Entwicklung möglich gewesen wäre. Gilt es für die anstehende erste hochsommerliche Hochdruck- bzw. Flachdruckperiode im Hinterkopf zu behalten.

Re: Warme SW-Lage, isolierte Gewitter ab 29.05.2015

Verfasst: Sa 30. Mai 2015, 13:41
von Joachim
Hoi zäme

Trigger durch Joran und SW (Payerne) gegen 20h52 bis 20h54 UTC eindrücklich!

Bodenfeuchte und entsprechend grosse Variabilität des bodennahen Taupunktes erklären auch die alte Regel...dass die ersten Gewitter im Frühling/Frühsommer die Zugbahn vom ganzen Sommer bestimmen.

Grüsslis

Joachim

Re: Warme SW-Lage, isolierte Gewitter ab 29.05.2015

Verfasst: Sa 30. Mai 2015, 20:05
von deleted_account
Von gestern auf heute Nacht war ich auf dem Creux-du-Van und wollte eigentlich die Milchstrasse fotografieren.
So sehr war ich dann überrascht als ich gegen 22 Uhr erste CB's sah, welche ich vorerst noch als "optische Täuschung" abgetan habe. :lol:

Schon kurze Zeit danach hat es geblitzt und das Schauspiel ging los.
Hier meine Ausbeute von letzter Nacht:

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Gruss
Dominic

Re: Warme SW-Lage, isolierte Gewitter ab 29.05.2015

Verfasst: So 31. Mai 2015, 02:46
von Marco (Hemishofen)
@ Fabienne + Joachim: vielen Dank für die spannende Interpretation dieser tatsächlich etwas merkwürdigen weil nicht alltäglichen Zellauslöse :up:

@ Dominic: sehr schöne Bilder, v.a. die Farbtöne, ein Bisschen unscharf (lange Belichtung oder Stativ daheim vergessen?)

Mir ist eine kleine Zelle aufgefallen, die vom Haslital übers Urner Reusstal und dann Sardona-Gebiet bis Sarganserland gezogen ist, Ansätze von left mover (vgl. mit Höhenströmung 500hPa, overlay Windvektoren aus COSMO-7). Windprofil eher unauffällig, wenngleich aber nur bedingt repräsentativ für die Verhältnisse über den Alpen:

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Re: Warme SW-Lage, isolierte Gewitter ab 29.05.2015

Verfasst: So 31. Mai 2015, 09:19
von Joachim
Hoi

@Marco: Folgt Zelle nicht der Topographie...unter Vermeidung der noch schneebdeckten Hochalpen, resp. ist 500hPa (oder besser 600/700 hPa)_Wind nicht auch orographisch anders: Anpassen des Windfeldes an Alpenkörper?

Grüsslis

Joachim

Re: Warme SW-Lage, isolierte Gewitter ab 29.05.2015

Verfasst: So 31. Mai 2015, 20:27
von deleted_account
@Marco: Nein, Stativ nicht vergessen aber es war schwer den Fokus entsprechend einzustellen (kaum Lichtquellen gehabt). :)
Leider erst im Nachhinein gemerkt und war auch nicht darauf vorbereitet. War ja nicht das letzte Gewitter in diesem Jahr. Danke für Dein Kommentar :)

Re: Warme SW-Lage, isolierte Gewitter ab 29.05.2015

Verfasst: So 31. Mai 2015, 20:44
von Federwolke
Off Topic
Bei unpassendem Fokus wäre aber nicht der Blitz scharf, während die Umgebung verwischt ist wie im letzten Bild ;) Ich schätze mal Verwackelung durch Wind, kann auch mit Stativ passieren.

Re: Warme SW-Lage, isolierte Gewitter ab 29.05.2015

Verfasst: So 31. Mai 2015, 20:54
von deleted_account
Off Topic
Federwolke hat geschrieben:
Off Topic
Bei unpassendem Fokus wäre aber nicht der Blitz scharf, während die Umgebung verwischt ist wie im letzten Bild ;) Ich schätze mal Verwackelung durch Wind, kann auch mit Stativ passieren.
Das stimmt, daran habe ich grad nicht gedacht. War auch ziemlich windig dort oben. Solange die wichtigen Dinge auf dem Foto gut zu erkennen sind, ist doch alles im grünen Bereich :mrgreen: