Hallo zusammen
@Uwe/Eschlikon
Folgender Satz verstehe ich nicht:
48 Milliarden Franken, für gerade einmal 4% Gesamtstromverbrauch
Warum 4% Gesamtstromverbrauch? Nach deiner Rechnung wären 100% Stromverbrauch gedeckt!
Du darfst dich aber nicht von der grossen Zahl irritieren lassen. Mit der heutigen Technologie ist der Solarstrom in sonnenreichen Gegenden (z.B. Sahara, Süditalien) bald mit den Kernkraft-Strom konkurrenzfähig. D.h. der Preis pro kWh wird bald gleich gross sein. Woraus sich schliessen lässt, dass man eine ähnliche Franken-Zahl für Kernkraft-Strom für die Gesamtbevölkerung in der CH erhalten würde. Vergiss nicht, dass KK-Strom sehr teuer ist, weil u.a. einiges für die Sicherheit aufgewendet werden muss!!!
Ein zweites Zitat von dir Uwe:
Der Clou ist aber, dass sowohl Solar- (wie auch Wind-)Energie witterungsabhängig ist. Das bedeutet, für jedes KW Solarstrom muss gleichzeitig ein KW herkömmlicher Strom (aus AKW/Wasserkraft) bereit gestellt werden.
Ein AKW, oder fachlich korrekter: KKW (denn es wird mit den AtomKERNEN "gebastelt"), wird rein nur um den Dauerstrom zu decken genutzt. Man kann ein Atomkraftwerk in der Nacht nicht stärker laufen lassen. Deine Aussage stimmt nur in Bezug auf Wasserkraft. Denn diese Kraftwerke werden genutzt, um Stromspitzen auszunutzen und zu speichern. Die von Crosley zitierte Speicheranlagen haben genau die gleiche Funktion! Es ist aber wichtig zu verstehen, dass es keine Rolle spielt, ob man nun irgendwo ein Salzspeicherkraftwerk baut oder direkt neben der Solaranlage. In Birr wird das sicher nicht gebaut.. da würde ich einen Besen fressen.
Von marktwirtschaftlicher Sicht geht es bei Speicherkraftwerken irgendeiner Art darum, den billigen Strom zu Zeiten geringen Stromverbrauchs zu verwenden und Energie zu speichern, die man dann zu teuren Preisen bei Zeitpunkten grossen Stromverbrauchs zu verkaufen und also ins Netz einzuspeisen. Du kannst also auch ohne Solarkraftwerk ein Salzspeicherkraftwerk in Eschlikon aufbauen. Ich würde dir aber raten, genau zu rechnen, wann der ROI eintrifft. Denn ich kenne mich bei der Technologie auch nicht aus und weiss somit nicht, was für Investitionen da nötig sind.
Noch ein Zitat von dir Uwe:
Warum "wurstelt" jede Region, jede Gemeinde oder jede Interessengemeinschaft für sich? Wäre es nicht besser, man würde sich zusammen setzen und gemeinsam überregionale Lösungen suchen?
Nein, es ist besser, wenn jeder für sich wurstelt. Denn Solarenergie kann man nicht punktuell "sammeln". Es braucht also eine dezentrale Kraftwerkstruktur. Deshalb ist gut, wenn mal in diese Technologie investiert wird! Dadurch wird die Branche gefördert und die Preise von den aktuellen Produkten sinken. In nächster Zeit wird in diesem Sektor viel gehen und bald wird der Solarstrom konkurrenzfähig zum Kernkraft-Strom.
Allgemein kann man zusammenfassen: Ein KKW alleine ist unbrauchbar. Ein Wasserkraftwerk alleine ist unbrauchbar. Erst bei verknüpfung der beiden durch ein Stromnetz wird effizient elektrische Energie hergestellt und gespeichert!
Noch zu den KKWs:
KKWs haben 2 Nachteile:
1. Uran ist endlich und wir sind vom Ausland abhängig, dass wir Uran erhalten.
2. Das Abfallprodukt der KKWs ist radioaktiv.
Punkt 1 ist Tatsache und diktiert uns in einen langsamen Ausstieg aus der Kernspalt-Technologie (bis in 100-200 Jahren, soweit ich weiss).
Punkt 2 ist aber lange nicht so schlimm, wie er durch die KKW-Gegner dargestellt wird. Mit einem guten Endlager liessen sich die Abfälle gut uns sicher unterbringen. Die NAGRA schon viele taugliche Orte vorgeschlagen. Es geht darum, dass man tief im Erdboden eine Sandschicht findet, die seit Jahr-Millionen unverändert ist. Sand hat die Eigenschaft Flüssigkeit zu binden. Die NAGRA hat solche Schichten gefunden, wo zudem Versteinerungen von über 40Mio Jahren eingelagert waren - also ideal um als Endlager für radioaktiven Müll zu dienen. Würde man nun also hochradioaktiven Abfall dort vergraben, wäre schon nach 1000Jahren eine deutliche Besserung eingetroffen. Im Vergleich zum Alter der Sandschicht ist das aber ein extrem kurzer Moment.
KKWs haben 1 grosser Vorteil:
Es fällt fast kein CO2 als Abfallprodukt an (nur zum Transport des Urans und zum Verbuddeln des radioaktiven Abfalls).
Für die Natur ist das natürlich ein entscheidendes positives Argument. Die Klimaerwärmung wäre um ein vielfaches grösser, wenn wir diese Technologie nicht hätten und anstelle dessen mehr Kohle verbrennen würden.
Für Interessierte zu radioaktiver Strahlung kann ich diesen Artikel - geschrieben von Walter Rüegg - empfehlen:
http://www.electrosuisse.ch/display.cfm/id/127833
Ich bin auf politischer Ebene immer noch verzweifelt am Politiker suchen, die eine ähnliche Meinung wie ich haben. Nämlich PRO Solarkraft und PRO KKW.
Ich möchte so wenige Verbrennungsmotoren wie möglich und so viel nahezu CO2-neutrale Energie wie möglich. Dazu gehört eben neben Solarkraft, Wasserkraft auch die Kernspaltung. Solange die Solarkraft nicht das entscheidende an Energie produzieren kann, muss man sich eben mit KKW aushelfen. Das Ziel muss sein, so wenig Energie wie möglich zu verbrauchen und dass möglichst wenig CO2 freigesetzt wird.
@Marco (Winterthur)
Dann müsste jedes neu gebaute Gebäude denn Minder Energie Standart erfüllen (auch Industriegebäute) würde soweit gehe das man so weit möglich eine autonome Energie und Warmwassererzeugung im Haus oder Überbauungen vorschrift würde das nur noch ein Bruchteil externer Strom eingespeisst werden muss
Ich gebe dir völlig recht und unterstütze solche Vorschriften! Natürlich muss man nicht nur die Energiegewinnung fördern, sondern auch Vorschriften machen, um den Bedarf zu senken! Das ist nämlich mindestens so gut investiert wie in Solarkraft und KKWs!!!
Die Energieproblematik ist ein schwieriges Thema und wird uns sicher das ganze Jahrhundert beschäftigen. Mit dem Bau vom Solarkraftwerk in Birr profitiert die Solarbranche und indirekt auch die dazugehörige Forschung. Es ist ein Schritt in die richtige Richtung, wenn man als Ziel den schonenden Umgang mit der Natur hat.
Grüsse
Jonas