Marco und Willi waren fixer diesmal (aber nur ein bisschen...). Naja, muss ja nicht immer die selbe Tinu-Leier sein.
Ich stelle dennoch meinen bereits verfassten Forecast-Text rein. Er überschneidet sich so ziemlich mit dem bereits gesagten:
Obwohl es langsam etwas eintönig wird, steht uns heute bereits die nächste potenzielle Gewitterlage ins Haus.
Interessanterweise haben wir – zumindest im Groben – wieder eine sehr ähnliche Ausgangslage wie bereits am Montag und am Mittwoch. Es handelt sich vereinfacht gesagt um das dritte Setup der Grosswetterlage Trog Westeuropa innerhalb von nur fünf Tagen. Allerdings unterscheidet sich die heutige Situation bei genauerem Hinsehen in vielerlei Hinsicht von den beiden vorher gegangenen.
Sehen wir uns die Ausgangslage an. Ich verwende wieder nur die GFS-Karten von wetter3.de, weil eine Varianz in den Modellen so kurz vor einem Ereignis ohnehin nur im kleinräumigen Bereich vorhanden ist.
Zum Zeitpunkt Freitag 12 UTC erkennen wir die uns mittlerweile in diesem Juli vertraut gewordene Konstellation. Über Westeuropa liegt ein Höhentrog mit Kern über Schottland. Im Vorfeld dieses Troges wird, wie bereits am Montag und Mittwoch, warm-feuchte Luft aus Südwesten nach Mitteleuropa transportiert.
Allerdings ist die herangeführte Luftmasse im Alpenraum weniger heiss, als bsp. am Mittwoch. Das hat primär damit zu tun, dass der Alpenraum bereits relativ deutlich im Bereich der Trogvorderseite liegt, die heissesten Luftmassen kommen also östlich von uns über Tschechien, Österreich und der Slowakei zu liegen. Theoretisch kann man bei dieser Ausgangslage heute im Alpenraum auch nicht mehr von einer Hochdrucklage sprechen, es ist eine klassische Trogvorderseite, wobei der Alpenraum bereits deutlicher im Trogeinfluss liegt, als noch zu den selben Tageszeiten am Montag und Mittwoch.
Interessant ist auch, dass die Zyklogenese des Bodentiefs über den britischen Inseln bereits ihr Reifestadium erreicht hat. Man erkennt das daran, dass sich Höhentief und Bodentief zum Zeitpunkt 12 UTC bereits weitgehend überlappen. Aber das nur am Rande.
Interessant aus unserer Sicht (und vor allem aus Sicht der Gewitterfans) ist zuerst die Situation am Freitagabend. Die Situation erscheint mir hier etwas doppelbödig. Einerseits liegt der Alpenraum deutlich im Bereich der Trogvorderseite. Ein Blick auf die Vertikalschnitte zeigt, dass in den Nachmittags- und Abendstunden über unseren Köpfen kein Absinken, sondern grossräumige Hebung berechnet wird. Durch die kräftige Sonneneinstrahlung kann sich in der nach wie vor relativ feuchten Luftmasse viel potenzielle Energie aufbauen. Weil der Höhentrog nicht sonderlich steil, sondern überaus flach zum Alpenraum steht, wird auch der Föhn kaum eine Rolle spielen, mit der Situation am Mittwoch ist die Föhnströmung jedenfalls nicht vergleichbar.
Diese Faktoren sprechen also eindeutig für eine grossflächige Gewitterauslöse. Allerdings muss man auch Abstriche machen. Der Höhenjet liegt zwar nicht ungünstig, allerdings sind erneut eher West-und Südwestdeutschland bevorteilt. Die zum Trog gehörige Kaltfront befindet sich am Freitagabend noch zu weit westlich, um grosse Wirksamkeit entfachen zu können. Es läuft also wieder auf eine präfrontale Auslöse hinaus.
Eine grossflächige Auslöse bis ins Flachland hinaus ist bei dieser Ausgangslage m.E. am Freitagabend wohl nicht zu erwarten. Allerdings spricht vieles dafür, dass das Potenzial mittels orographisch bedingter Auslöse durchaus abgerufen werden kann. Die Windfelder sind m.E. nicht schlecht, es gibt auch Anzeichen für ein durchaus interessantes konvergentes Windfeld am Alpenrand:
Ich tippe deshalb mal wieder auf die klassische Voralpenschiene. Zuerst Auslöse über dem Berner Oberland und dem Napfgebiet, dann Verlagerung nach Nordosten. Das in den letzten Tagen durchaus zuverlässige UKMO stützt diese These:
In der Nacht auf Samstag dürfte sich das Ganze dann etwas beruhigen, bevor die Kaltfront am Samstagvormittag- und nachmittag die Schweiz erreicht und wohl grossräumig Niederschlag bringt. Samstag und Sonntag dürften dann auch die Temperaturen wieder einmal in einen eher moderaten Bereich sinken, weil uns die Trogachse vermutlich erstmals seit langem wieder überqueren wird und somit kühlere und stabilere Luftmassen einfliessen.
![Bild](https://www.sturmforum.ch/forum_uploads/incoming/20100716_103132_Tinu_Maennedorf_frei.gif)
Tinu (Männedorf ZH, 422 m ü. M)
Gewitter und Sturm = erhöhter Pulsschlag
Föhn-fasziniert