@ Chrigi: vielen Dank einmal mehr für deine Recherchen und den Eintrag in die Datenbank des Sturmarchivs.
Ich hab auf dem Foto versucht, die Blickrichtung der Aufnahme zu eruieren. Dabei ist mir aufgefallen, dass es
in Trüllikon keine Strasse gibt, deren Name ungefähr mit demjenigen auf dem Schild zusammenpasst. Kann es
sein, dass Herr Brunner das Bild in Benken an der Nüsatzstrasse gemacht hat, und nicht in Trüllikon? Die
Blickrichtung wäre in diesem Fall wahrscheinlich Richtung Ost (man sieht einen Waldstreifen im Hintergrund),
und das würde dann mit der exakten Position "Trüllikon" doch wieder hinhauen. Ist also in jedem Fall nur ein
Detail auf der Mikroskala und nicht Matchentscheidend.
Hier noch etwas Futter für unser gemeinsames Archiv, da gibt's ein paar ganz feine Details zu analysieren
Large scale: Trog und Front schon lange durch, Rückseitenwetter mit einfliessender mid-level dry air auf 700hPa
im Zusammenhang mit Subsidenzinversionen. In den tieferen Schichten einheitliche (Kalt-) Luftmasse, an sich
nur geringe Labilitätswerte, die aber in einer recht dünnen Schicht konzentriert sind ("fat" CAPE).
Rechnet man etwas mit den
METARs aus Donaueschingen und Zürich-Kloten rum so findet die Wolkenbasis recht
weit oben auf 1300-1700m, die Stuttgart Sondierungen hingegen gibt 890hPa/1100m an, was schon näher an die
optisch eher tiefe Basis auf dem Foto rankommt. Die Milchbüechli-Rechnung mit den T2m-Td2m-Werten
(SPREAD*400ft=Basis über Grund) ergibt auch ~1300m als Basis, hingegen lagen die SwissMetNet Schaffhausen
SPREAD-Werte bei geringeren 6-8K, das wären dann im "besten Fall" 900m ü. M.
--> weitere COSMO-7 Analysen 12 UTC:
tt500 rh700 thetae700 cape-ml cin-ml
Beobachtungsdaten, zuerst mal NOAA-19 Satbild und unser PKC-loop (instantaneus estimated precipitation, 1x1km, 5min) als Einstieg.
Schauerlinie am Alpenrand, ein paar munzige Sprützli im Weinland, später ZH/AG:
Und jetzt wird's ganz interessant, werfen wir einen Blick auf die VERA-Analysen des
IMGW der Uni Wien.
Relativ betrachtet ein lokales theta-e Maximum stromaufwärts am Hochrhein zwischen Rafzerfeld und Schaffhausen,
Wind und Feuchte bewirken eine schöne Feuchtekonvergenz (die roten Flächen), die im relevanten Zeitraum schön
der Thur entlang ESE-wärts laufen - passt alles gut zusammen, hier die plots:
Als Ergänzung und plastische Illustration der Bodenströmung hier noch die streamlines
11UTC 12UTC 13UTC . Wunderschön!
Das alles schafft gute Randbedingungen für die mögliche Entstehung eines solchen "cold air funnels". Über die kleinräumigen Prozesse,
die letztendlich zur Ausbildung desselben führen, kann man nur spekulieren: vorticity und helicity sind die Stichworte ... diese Grössen
sind räumlich und zeitlich sehr variabel und mit operationellen Beobachtungssystemen nicht flächendeckend quantifizierbar. Numerische Modelle
können allenfalls qualitative Hinweise zur Grössenordnung geben. Schlussendlich bin ich der Meinung, dass so ein Gebilde immer auch
ein konvektiv getriggertes Zufallsprodukt sind.
Gruss Marco
P.S.: nomen est omen, eine passendere Ortschaft als TRÜLLikon hätte sich der Rüssel nicht aussuchen können
