Aktuell baut sich über Europa eine markante Frontalzone auf, wie wir sie seit längerem nicht mehr gesehen haben. Die Frontalzone stellt die Grenzlinie zwischen polaren Luftmassen und subtropischen Luftmassen auf der Nordhalbkugel dar. In der Darstellung der GFS-Karten lässt sie sich gut anhand der 552er-Geopotenzial-Linie ausmachen. Die Frontalzone läuft aktuell im Prinzip von der amerikanischen Ostküste bis nach Sibirien hinein und das sehr markant. Heute (noch) mit zyklonaler Struktur über Mitteleuropa.

Bis am Donnerstag wird die Frontalzone noch ausgeprägter, weil das Azorenhoch sich zusehends nach Mitteleuropa ausdehnt und die Gegensätze sich so weiter verschärfen. Über Mitteleuropa nimmt die Frontalzone nun leicht antizyklonalen Charakter an:

Wieso ist das von Relevanz? Solche Konstellationen haben ein hohes Potenzial für starke Windentwicklungen über Europa, weil sich – vereinfacht gesagt – Wellen und Randtiefs entlang dieser Frontalzonen sehr schnell bewegen können und oftmals optimale Voraussetzungen für eine kräftige Zyklogenese vorhanden sind. Oder noch einfacher gesagt: Durch den scharfen Trennstrich zwischen warm und kalt können Sturmtiefs entlang dieser Frontalzone "reiten", bekommen Nahrung aus dem Warmsektor und können sich intensiv vertiefen. Zudem erhalten sie optimale Unterstützung durch das sehr ausgeprägte Höhenwindband.
Eine erstes Resultat dieser Konstellation droht vor allem Norddeutschland morgen Donnerstag. Eine Welle steuert entlang der Frontalzone nach Skandinavien hinein, der Gradient verschärft sich dabei speziell über Norddeutschland markant. Schön zu erkennen auf der Theta-E-Karte ist einerseits die Welle über der Nordsee (blauer Pfeil) sowie der ausgeprägte Warmsektor entlang der Frontalzone (roter Pfeil):

Die Konsequenzen sind entsprechend. Ziemlich ruppiger Herbststurm im Norden mit Gefahr schwerer Sturmböen:

Allerdings muss erwähnt werden, dass sich aus der Welle wohl kaum ein richtiges Sturmtief entwickeln wird. Das liegt m.E. vor allem daran, dass die Baroklinität eher schwach ist. Das heisst, dass die Flächen gleichen Druckes (Isobaren) und gleicher Temperatur (Isothermen) fast parallel zueinander liegen. Für eine Sturmtiefentwicklung müssten sich diese aber stärker schneiden.
Die Schweiz bleibt von dieser Entwicklung weitgehend verschont, da wir durchwegs südlich der Frontalzone im Einflussbereich des Azorenhochausläufers liegen. Aufs Wochenende hin kippt die Frontalzone und es kommt zur einer Austrogung über ME, die Frontalzone schiebt sich zum Alpenraum vor, büsst dabei jedoch ihre aktuell zu beobachtende Dynamik weitgehend ein.
Also: Wer am Donnerstag Lust und Zeit auf einen zünftigen, primär Frontalzonen-getriggerten Herbststurm hat, ab an die Ostsee!











