Moin moin Stefan
Danke für Deine Antwort. Sie wirft natürlich eine Reihe von Fragen auf, die ich gerne von Profis beantwortet hätte; sind sie doch elementar, gerade in etwas schwer einschätzbaren Lagen wie diese (vgl. Estofex: gab Lvl 1), für eine genauere Vorhersage, sowie für ein erfolgreiches Chasing. Immerhin gelang mir gestern eine "Punktlandung" und ein Core-Punch mit der spontan entstandenen Zelle bei Arbon; d.h. örtlich und zeitlich die Auslöse richtig eingeschätzt. Item...
...ich möchte lernen, um künftig noch bessere Ergebnisse erzielen zu können und betrachte dies natürlich auch als Herausforderung.
Leider habe ich im Moment nicht so viel Zeit die gestrige Lage genauer zu erörtern. Wenn Du aber Lust und Zeit hast, würde ich gerne anhand der vorliegend beispielhaften Lage in "Wissenswertes" eine Diskussion führen; alleine schon wg. der von Dir angesprochenen Bedingungen betreffend "Überdrucknase" und zum Begriff "Cold pool".
Soviel mal vorweg:
- Das von Dir angesprochene Genuatief (s. 500 hPa Karte) und die gekrümmte Keilachse (Bodenhoch) mit resultierendem leichtem Nordföhn kommt häufig vor, jedoch eher seltener mit einem überlagerten KLT. Erwartungsgemäss strömte die Höhenkaltluft aus NW ein, was auch im Nowcast aus den ANETZ- bzw. Sondierungsdaten erkennbar war - im Vertikalprofil differierten die Winde in den verschiedenen Levels (aus W bis NNW) nicht sonderlich, woraus ich schliesse, dass die vereinzelten Zellen nicht durch Bodenkonvergenzen entstanden sind. Nach meiner Beurteilung trat auch die (in den Karten angezeigte) erwartete Windscherung reduziert auf. Vielmehr schätze ich den thermischen Aspekt höher ein (weshalb die Zellen auch uferseitig des Bodensees entstanden und über das Appenzell ins Rheintal "schwappend" dort allsbald wieder verhungerten).
Interessant war aber vorallem ein extrem kühler und starker Ostwind (kurz vor 17 00 Uhr bei Rorschach), während der Zellbildung bei Arbon und vor Ankunft der Zelle, welcher weder modelliert, noch in den aktuellen ANETZ-Daten erkennbar war. Wenn es sich hier um Inflow handelt, war er schon ziemlich heftig. Handelt es sich aber um ein lokales Windphänomen im Zusammenhang mit dem bereits vorhandenen Cold pool, dann komme ich schon ins Grübeln.
- D.h. nach meinem Wissen unterscheidet sich ein Cold pool zu einem Kaltluftsee, selbst wenn sie ähnlich klingen und grundsätzlich das Absinken kalten Luft identisch ist. Während ein Kaltluftsee, durch orografische Bedingungen eingeschlossen, vorwiegend bei verstärkten Inversionlagen ensteht (insofern auch mikroskalig und nicht modeliert auftreten kann), wird ein Cold pool im Zusammenhang mit der Krümmung / Deformation von Rossby-Wellen (d.h. mesoskalig) erzeugt.
Lit.
http://amsglossary.allenpress.com/gloss ... formation1
"A cold pool will initially spread out toward and under warmer air because of higher pressure under the cold, denser air. "
D.h. das gestrige Zusammenspiel des Kaltlufttropfens mit dem ankommenden Höhenkeil dürfte diesen Cold pool erzeugt haben, insbesondere, wenn es heisst...
"An internal Rossby radius of deformation can be defined for fluids with a gradient of potential temperature ...."
Sodann hätte doch bereits in den Modellen, speziell in den Theta-E-Karten, aber auch im PVU-Parameter, dies erkennbar sein sollen - oder nicht?
Während ein Kaltluftsee, im Zusammenhang mit einer Inversion, ein deutliches Zeichen für stabile Schichtungen ist, heisst es in der mir zur Verfügung stehenden Literatur, dass beim Cold pool unter Umständen (durch die Temperaturdifferenz der ihn umgebenden Warmluft) instabile Schichtungen vorhanden sein können, welche zu konvektiven NS-/Gewitterzellen führen.
War dies gestern der Fall? Müsste man auch diesen inflowartigen Ostwind in diesem Zusammenhang sehen? Führten die Schauer ursächlich zum Cold pool, oder unterstützten sie "lediglich" die allmähliche Stabilisierung? usw.
Fragen über Fragen...
Vielleicht hast Du ja mal Lust und Zeit zu antworten...
Gruss Cyrill