Ich verlinke hier mal noch die von Klipsi aufgenommene Wasserhose vom 15.09.2013, 14 40 MESZ in Monterosso al mare (nördl. von La Spezia) - Italien:
http://www.sturmforum.ch/viewtopic.php?f=12&t=8922
Zudem möchte ich hier die Wasserhosen von Grignano bei Triest vom 17.09.2013 um 07 10 MESZ erwähnen (Bilder unten), für die ich eine Chasingtour geplant hatte (Vorbereitungszeit 15.-16.09.2013; s. Reanalyse unten), welche ich aber am 16.09.2013 um ca. 22 20 MESZ aus diversen Gründen und in einer knappen 51% / 49%-Entscheidung absagte, obwohl mein Bauchgefühl nach Abschluss des Kartenstudiums für eine Tour war.
Ergänzung der MODERATION: © Victoria Bouchè / Quelle:
Il Piccolo
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Il Piccolo
Weitere Bilder:
http://ilpiccolo.gelocal.it/foto-e-vide ... -1.7760430
Ich hatte ein ungefähres Zeitfenster von 06z (+ / - 1 h) berechnet, was sich bereits aus den Umständen von Beobachtbarkeit bei Tagesanbruch und danach einsetzender Bora ergab. Bei einer Fahrzeit von rd. 8 1/2 bis 9 Stunden, inkl. Tankstop bei Brescia oder Padova, ohne Verkehr, hätte ich keine Minute verlieren und spätestens am 16.09.2013, um 22 00 MESZ, mich auf den Weg machen müssen. Ich kam erst um 21 10 MESZ aus einer Besprechung und die Verfügbarkeit der WRF-ARW-Karten vom 15z-Lauf, vor allem der 10m-Winddaten, war erst um 21 50 MESZ gewährleistet. Die Vernunft siegte; mir war das Risiko zu gross, diesen Event allenfalls zu verpassen, zumal bei Triest um 07 00 MESZ morgens bereits die erste Rushhour-Welle einsetzt.... Schon etwas ärgerlich in Anbetracht der Fotos, doch es gab ja u.a. noch zwei wesentliche Unsicherheitsfaktoren, die in mir Zweifel aufkommen liessen:
a.) Es war keine klassische Vb-Lage, sondern eine eher seltene Vc-Situation, in der ich viel weniger Erfahrung besitze.
b.) Das 10m-Bodenwindfeld zeigte eine untypische Signatur einer hauptsächlichen Nordkomponente (statt SE), was mit einem von der ankommenden KF gesteuerten, über die Alpen nach Süden kaskadierenden Kaltluftausbruch zusammenhing. Untypisch deshalb, weil normalerweise bei einem nach Osten in die Nordadria wandernden Vb-Tief die Strömungsverhältnisse tiefer liegender Luftmassen, nach der Überwindung des karnischen Hauptkamms und der südlichen karnischen Alpen, etwas anders verlaufen und eine für die Wasserhosen- und Tornadogenese förderliche Südostströmung entlang der kroatischen Küste infolge advehierter Warmluft einsetzt.
Unschwer ist zu erkennen, dass das von GFS im 18z-Lauf des Vortages modellierte Bodenwindfeld für den 06z-Termin am 17.09.2013 mich nicht gerade in Euphorie versetzte......
..... und ich deshalb (wie erwähnt) auf die etwas höher aufgelösten WRF-Daten von Janek gespannt wartete, für die ich mich aber auch nicht sofort erwärmen konnte:
Ab 09z-Termin dann zunehmend NNE-/NE-Wind mit einsetzender Bora; ein Konvektionskiller in dieser Gegend, mit unserem Föhn vergleichbar:
Auf den 500 hPa-Bodendruckkarten sieht man, wie das Genuatief im Verlauf der Episode auf die Vc-Zugbahn nach Osten, sogar beinahe nach ESE vom durchschwenkenden Trog weggedrückt wird und die Genueser Bucht gerade mal in einem relativ eng bemessenen Zeitfenster sich für die Wasserhosengenese anbietet - wenn überhaupt:
Die Tropopauseneinbuchtung, die am südlichen Ausläufer in zwei Äste gesplittet ist, zeigt die potentielle Vorticity im upper-level-Bereich, was wiederum ein sehr gutes Zeichen war.....
...und mir in Verbindung mit dem Relative Vorticity-Panel bei Janek ein wichtiges Puzzleteil lieferte:
Anhand der Strukturen vor allem auf 500 hPa-Niveau, mit pos. und neg. RV auf engem Raum, war da ziemlich Dynamik zu erwarten, weshalb WRF in dieser Zone auch eine ziemlich markante, konvektive Entwicklung bei Slowenien rechnete:
Höhenjet:
Etwas CAPE:
LI -3.......
.... also auch GFS rechnete mit Gewitter...
.... und das GFS-gestützte Lightning Wizard hatte in der Genueser Bucht auf den 06z-Termin ein slight risk für Tornados im Angebot.....
... oder quasi alternativ ein slight risk für Wasserhosen.....
Zwar sieht man auf der letzten Karte sogar ein höheres Wasserhosenrisiko bei La Spezia an der Westküste Italiens zur selben Zeit und der westliche Ast der Tropopauseneinbuchtung zeigt ja, dass auch diese Seite mit absinkender, polarer Höhenkaltluft versorgt wird. Auch die modellierten Scherungswerte, bezogen auf das vertikale Windprofil, waren mit 50 Knoten (0-6 km) und satten 35 m/s (0-1 km) doch äusserst verlockend und Laps-Rates von gg. 16° Grad Celsius / km (SFC - 500 m AGL) versprachen etwas Vertikalbewegung, auch wenn diese Zone eine CAPE-Wüste war und konvektive Entwicklungen zur Wasserhosengenese nicht zwingend sind.
Aber bei Lamma war zu sehen, dass um 06z der Kaltluftausbruch auf 10m-Niveau bereits längst eingesetzt haben muss, mit relativ starken Winden bis Bf 06 und die wenn schon spannende, aber etwas schwache Bodenkonvergenz irgendwo offshore sich befinden würde. Die Cinque Terre war also kein Thema.
Wenn schon war die 09z-Termin-Variante ein Thema, welche ich auch berechnete und mein Standort etwa bei Ravenna gewesen wäre. Doch ich befürchtete, dass sich alles offshore abspielen würde. Jedenfalls habe ich im Mittelmeer bei Lightning Wizard noch nie so viele farbige Kringel (high risk) auf einem Haufen gesehen:
In Anbetracht des suboptimalen Bodenwindfeldes in der Genueser Bucht, was mich zum Zögern veranlasste, und trotz ausreichender Vorticity usw., fragte ich mich, weshalb es mit der Wasserhose funktionierte und möchte hier anhand der Veraflex-Analysekarte meinen Verdacht aufzeigen:
Grundvoraussetzung, wie mir in dieser Vc-Lage erscheint, war der Frontverlauf in West-Ost-Richtung um 06z, nördlich der Bucht, der aus der dichten Drängung der Isothermen in der modellierten Theta-E-Karte bei GFS zu erkennen ist:
Fast zeitgleich erzeugt der nach Osten vorrückende Höhenkeil über dem Alpenhauptkamm im Bereich des Karnischen Hauptkamms einen Druckanstieg von über 2 hPa / h (Termin 04z)
Um 05z, also zur Zeit der Wasserhose, greift die Drucktendenz nach Süden aus, aber westlich über die südlichen Karnischen Alpen und östlich über die Karawanken und die Julischen Alpen, was im Bereich der Ebene bei Udine ein durch die orografischen Bedingungen unterstütztes, microskaliges Leetief erzeugt, mit einem Kerndruck von 998 hPa:
In diesem Skalenbereich greifen natürlich grob aufgelöste Modelle nicht. So vermute ich, dass durch thermische Prozesse und der Druckflanken, trotz Vc-Lage, sowie durch die upper-lever-Unterstützung die Bedingungen für Wasserhosen geschaffen wurden und das entsprechende Sat.-Bild vom 17.09.2013, 06z, zeigt die reale Situation:
Gruss Cyrill