Kaiko (Döttingen) hat geschrieben:Sali Chris
Interessanter Fall im Baselland. Bin neugierig auf weitere Infos...
Danke Kai und auch danke Matthias für eure Informationen!
Der Augenzeuge meinte in seinem ersten Bericht, dass der Regen extrem war und die Sturmböen ungefähr 10 Minuten lang wüteten. Ob der Wind gleichzeitig mit dem Regen kam oder versetzt ist in Abklärung. Weiter meinte er, dass am Sonntag im nahen Wäldchen Holz geräumt wurde, das sei für einen Sonntag ungewöhnlich. Auch hier erhoffe ich mir noch mehr Informationen. Er selbst habe bisher nur einen kleinen geknickten Baum gesehen.
Mir ist bei der Radaranimation aufgefallen, dass sich Lampenberg in der Zeit von 21.40 Uhr bis 22.10 Uhr permanent am Rande des Starkniederschlags befand, ab 22.00 Uhr sogar von diesem nördlich, östlich und südlich umschlossen wird. Die Mittagssondierung von Payerne würde m.E. nasse Downbursts begünstigen (dünner Trockeneinschub auf 625 hpa, sonst viel CAPE und sehr feuchte Grundschicht). Sollte die Beobachtung von 22.10 bis 22.20 Uhr stammen und die Sturm-/Orkanböen Schäden verursacht haben, dann tippe ich auf einen wet microburst. Falls hingegen die stärksten Böen von keinem oder nur von leichtem Regen begleitet waren und/oder die Schäden (wenn überhaupt) vereinzelt auftraten, dann glaube ich eher an ein Zusammenfliessen starker Outflowböen. Das würde auch das Niederschlagsloch zwischen 22.00 und 22.10 Uhr erklären.
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Noch ein Nachtrag zur Zelle zwischen Aargau und Lenzburg:
Die Frage nach der Superzelle stellt sich natürlich aufgrund meiner Beobachtung. Die Höhen- und Scherwinde allgemein waren an diesem Tag ohne jeden Zweifel gering und die Entwicklung von Superzellen unwahrscheinlich.
Zu meiner Beobachtung:
Die Zelle sah von meinem Standort organisiert aus mit über längere Zeit (mind. ½ Stunde) deutlich getrenntem Auf- und Abwind. Ich gehe daher davon aus, dass der Aufwind der Zelle zumindest für eine gewisse Zeit rotiert hat (also mit Mesozyklone). Dazu passt auch die Struktur des Aufwindbereichs (tellerförmig abgegrenzte Wallcloud).
Meine Einschätzung:
Vermutlich kam lokal günstige Scherung durch den Outflow der Limmattaler Zelle zustande. Gemäss der Definition einer Superzelle muss die Rotation hochreichend und persistent (d.h. mind. 15 Minuten lang vorhanden) sein. Ob das der Fall war, kann mangels Rotationsbeobachtung und mangels entsprechender Radardaten nicht beurteilt werden. Tatsache ist, dass die Zelle nach dem fulminanten Start – für mich etwas überraschend – ihre Organisation relativ schnell wieder verloren hat (zumindest visuell). Auch die Radaranimation spricht gegen eine Superzelle, die Entwicklung hatte eher Multizellen-Charakter.
Gruss
Chris