Hi zusammen,
anbei noch der angekündigte Bildbericht zu der kräftigen Hochrheinzelle vom vergangenen Samstag. Inzwischen bin ich auch davon überzeugt, dass die Gewitterzelle zumindest zeitweise von einer Mesozyklone begleitet wurde, die bei Bad Säckingen vom Jura kommend über den Hochrhein zog und sich dann rasch über dem Schwarzwald abschwächte, als diese von einer multizellenartigen zweiten Entwicklung eingeholt wurde.
Die Gewitterjagd begann für mich in Adelhausen, führte über Rheinfelden nach Schwörstadt, wo es einen kurzen Zwischenstopp gab, dann weiter nach Bad Säckingen und endete in Murg, wo ich mich endgültig von der Zelle überqueren liess. Es war keine einfache Jagd, da ich ein wenig zu lange auf dem Dinkelberg stehen blieb und aufgrund der anderen nur schwachen Entwicklungen westlich von mir nicht damit rechnete, dass sich die Zelle so gut weiterentwickeln würde. So fuhr ich quasi die gesamte Zeit nur wenige Kilometer vor dem Core nach Osten, zeitweise fiel bereits kurzzeitiger heftiger Regen und starke Böen kamen auf. Hin und wieder gelang es, soweit vor den Core zu kommen, dass ein paar Bilder aufgenommen werden konnten. Doch dabei handelte es sich jeweils nur um sehr wenige Minuten. Bei Murg beschloss ich, dass das Spiel nach der Hochrheinüberquerung ein Ende haben müsste.
Beiliegend nun ein paar Bilder der eigentlich recht erfolgreichen Jagd:
Bevor ich losfuhr gab es ca. 45 Minuten vor der Gewitterentstehung eine kleine Horse Shoe Vortex, aufgenommen über Schopfheim, Blick Richtung Jura:
Los ging es wie bereits beschrieben bei Adelhausen auf dem Dinkelberg nahe Rheinfelden. Soeben entstand die Zelle über dem Hochrhein zwischen Grenzach und Rheinfelden. Aus einer unscheinbar wirkenden, gedeckelten Quellbewölkung bei eher gemässigten Tempraturen entstand die Zelle fast wie aus Nichts und bildete innerhalb von 2 oder 3 Minuten einen schönen Kern:
Ich registrierte dabei fast nur Erdblitze. Wolkenblitze konnte ich kaum sehen. Gleichzeitig kam es zu sehenswerten Lichtspielen mit der Abendsonne:
Die Zelle selbst verstärkte sich unterdessen weiter. Direkt über mir kam es nun ebenfalls zu Strukturen, die an eine Basis erinnerten. Ich glaube aber inzwischen, dass es sich bei den Strukturen in der Mitte rechts und oben im folgenden Panorama um ein ausgeprägtes Inflowband handelte:
Die Zelle hatte eine durchaus sehenswerte Struktur, obwohl ich an ihrem Nordrand stand. Daher blieb ich noch ein wenig an Ort und Stelle und nahm noch ein paar Bilder auf, unter anderem solche Spielereien von meinem Wagen mit dem Inflowband, das als optische Täuschung schon fast als riesige Absenkung hätte wahrgenommen werden können. Dabei wurde ich zunehmend aufmerksam auf die Strukturen im linken unteren Bildbereich des ersten Bildes: Dort wurde nun die Vorderseite der Zelle in Richtung Jura sichtbar und die sah schon ziemlich nach „Weiterentwicklung“ aus.
Und da die Zelle wie auch die Erdblitze näher kamen, es anfing dicktropfig zu regnen beschloss ich weiterzufahren und bei Rheinfelden die Zelle abzufangen, um die Vorderseite sehen zu können. In Rheinfelden angekommen wurde es etwas hektischer. Der Core war fast über mir und die Basis offensichtlich über dem Jura positioniert.
Nun hätte ich das Chasing abbrechen können oder weiterfahren. Ich entschied mich Letzteres und fuhr nach Osten. Bei Schwörstadt gelang es mir kurz vor die Zelle zu kommen. Diese sah nun ziemlich imposant aus und zeigte Strukturen, die an etwas Gröberes erinnerten. Der Hauptaufwind war aber immer noch nur bedingt sichtbar und über dem Jura positioniert:
Dann wurde ich hinter Schwörstadt rasch von starken Böen eingeholt und fuhr daher weiter nach Bad Säckingen, in der Hoffnung etwas deutlicher vor die Zelle zu gelangen. An der Ortseinfahrt angekommen wurde es nun richtig interessant:
Dabei vermutete ich hier eine Wall Cloud zu sehen. Sie war äußerst dynamisch, ständig waren sehr tiefe sehr bewegliche Frakti zu erkennen. An einen längeren Stopp war jedoch, wie ihr euch denken könnt, an dieser Stelle nicht zu denken. Also fuhr ich durch die Ortschaft und blieb dann zwischen Murg und Bad Säckingen stehen. Endlich war Zeit zum Durchatmen und für einige Bilder der inzwischen aus meiner Sicht sehr sehenswerten Zelle. Eindeutig zu erkennen waren eine leicht rotierende Aufwindbasis, ich befand mich fast unter der Wall Cloud und ein massiver Core war näherte sich von Westen her:
Anbei eine weitere Aufnahme der mutmasslichen Superzelle, die gerade den Hochrhein überquerte:
Nur zwei oder drei Minuten später befand sich der Aufwindteller quasi über mir. Das Ding rotierte im Zentrum ziemlich massiv, die Wall Cloud war beeindruckend:
Und nochmals eine Aufnahme, bei der man den „runden Teller“ über der Wall Cloud etwas besser sehen kann:
Ich wollte es noch nicht dabei belassen und fuhr noch etwas weiter nach Osten, wo ich mich in Murg unter einer Brücke positionierte. Von dort aus nahm ich die letzten Bilder der Meso auf:
Gleich danach setzten starke Böen und Platzregen ein, es hagelte auch ein wenig:
Insgesamt war der Durchzug an dieser Stelle nicht allzu heftig, aber durchaus unwetterartig, insbesondere da wieder viel Wasser in kurzer Zeit herunterkam. Ich fuhr deshalb bald weiter und bemerkte dann eine weitere, eher linienartige multizellulare Formation, die sofort hinter der Zelle folgte. Das war ein eher unerwarteter Core Punch, der die Superzelle eher noch überbot:
Nach einem Blick auf das Radar war mir allerdings klar, dass das Hagelrisiko eher gering war. Also fuhr ich seeeehr langsam durch die Zelle und war fast allein auf weiter Flur. Fahren war, schon da es kaum Bäume um mich herum gab zwischen Schwörstadt und Bad Säckingen kein Problem.
So, das war es erst einmal. Jetzt bin ich auf die kommenden Tage gespannt, ehe es etwas herbstlicher wird. Die letzten vier Wochen waren durchaus spannend. In den letzten beiden Jahren gab es solche langen Gewitterepisoden kaum. Interessant finde ich, dass man hier in diesem Jahr bei sehr vielen stärkeren Zellen, auch wenn die Bedingungen in den Modellen manchmal nicht allzu förderlich erscheinen, berechtigterweise über eine Meso spekulieren darf.
Beste Grüsse, Thies