Hoi Ralph, eindrückliche Schilderungen...nordspot hat geschrieben:Moin
Melde mich dazu mal auch zu wort. Bin selber mal in einer solchen Situation gewesen, und habe das Auto tatsächlich versenkt. Es war Anfang 1984, ich wohnte nahe Durban, Südafrika. Der Tropensturm Demoina hatte gerade "landfall" gemacht und meine Freundin, meine Schwester und der junge Hund waren mit mir unterwegs von zuhause in die nahegelegene Kleinstadt um Getränke und ein Video zu holen. Tron war grad rausgekommen und den wollten wir unbedingt sehen. Auf dem weg in die Stadt ging es durch eine Furt, normal immer ein kleines Rinnsal, diesmal reichte das Wasser fast bis zum Schweller des Autos, egal dachten wir, weitergefahren, eingekauft und dann wieder auf den Rückweg gemacht. An der Furt wieder angekommen,war der Fluss weiter angestiegen, aber als Führerscheinneuling traut Man sich ja alles zu. Nach 10 Metern schon schwappte das Wasser an die Türen und die Räder hatten keinen Grip mehr weil das Auto anfing zu schwimmen und Flussabwärts zu treiben. Dann ging der Motor aus weil er Wasser angesaugt hatte. Es war mucksmäuschenstill, nur der Scheibenwischer lief noch, die zwei Mädels sagten kein Wort und der kleine Hund war regungslos vor Angst. Ich blaffte die Zwei an "Alle raus, schnell" Meine Freundin versuchte die Türe zu öffnen, aber das Wasser drückte sehr, so kurbelten sie die Scheiben runter und kletterten aufs Dach, meine Schwester mit dem verängstigten Hund unterm Arm und meine Freundin den Sixpack und die Flasche Schaumwein in der Plastiktüte dabei (wichtig) Über den Kofferraumdeckel dann gingen die Zwei, bis zur Brust im Wasser an Land, zum Glück war dort weniger Strömung und alles ging gut. Ich sass noch im Auto mit der braunen Brühe inzwischen bis zum Bauchnabel, es schwappte durch die offenen hinteren Fenster herein nun. Die Mädels standen am Ufer und schrien und gestikulierten un der Hund kläffte. " Ok, ich gehe jetzt auch" dachte ich mir, drehte noch die Zündung aus (wie sinnig), kurbelte die Scheibe runter und dann begannen die bis heute schrecklichsten Minuten meines Lebens. Der Wagen füllte sich nun rasch, es stand mir fast am Hals und ich war noch angeschnallt, ich schwachsinniger Idiot!! Überall auch Insekten und Viechzeug welches im Wasser schwamm und festen Untergrund suchte, auch an mir, ich kriegte den Gurtschnapper nicht auf und bekam langsam die Panik, wollte mich unter dem Sicherheitsgurt durchschlängeln, aber weil ich so daran gerupft hatte blockierte der nun. Das Auto war nun bis Dachoberkante unter Wasser und irgendwie hab ich mich voll gegen die Rückenlehne gestemmt und schräg nach oben rausdrücken können. Dann erst mal unterwasser die Birne an der B-Säule angeknallt bis ich dann ein offenes Fenster ertastet hab und rauskam, hab mich erschöpft erstmal aufs Dach gesetzt, da war das Wasser nur 10 cm tief. Die Mädels waren immer noch am Winken und schreien, aber nun waren Paar meiner Kumpels auch dort am Ufer, einer mit einem Seil in der Hand. Nach Paar versuchen hatte ich das Seil gefasst und so wurde ich an Land gezogen. Tränenreiche Wiedervereinigung mit den Mädels und dem Hund ist vor lauter wedeln fast der Schwanz abgefallen
So war ganz gut dass meine Schwester meine Kumpels, welche sie beim einkaufen getroffen hat, zum Videoanschauen eingeladen hat, weil sie den einen ja so süss fand, und die waren eben grad unterwegs zu uns nach hause auf der gleichen Strecke. Die Videokasette lag übrigens immer noch auf dem Rücksitz meines zwei Monate zuvor mit letzten Ersparnissen gekauften ganzen Stolz: ein 1980er Audi 100, dessen Dachoberkante wieder in dem langsam zurückgehenden Wasserpegel sichtbar wurde...
Also aus eigener Erfahrung sag ich mal je nach Autotyp dauerts 3-5 Minuten bis der untergeht, und wenn die Fenster offen sind bzw wenn das Wasser über den Fensterrand hineinschwappt gehts rasend schnell. Trotzdem würde ich jedem anraten der in eine solch missliche Lage kommt, sofort mindestens eine Seitenscheibe oder das Schiebedach zu öffnen und flüchten, denn moderne Autos haben Elektronik an bord die sich nicht mit Wasser verträgt, und ich kann mir vorstellen dass unterwasser z.B. die Zentralverriegelung das Auto zusperren kann, evtl sogar auf "deadlock mode" wo Man von innen nicht mal mehr öffnen kann undsoweiter. Und es gibt glaub kein schlimmeres Gefühl als Unterwasser irgendwo eingesperrt zu sein und die Luft geht so langsam zur neige, glaubt mir.
Ende der Geschichte ist dass ich meinen Kumpels echt leid getan haben muss, denn am nächsten Tag rückten die geschlossen mit Ketten, 2 Landrover, Schaufeln usw an und bargen den Wagen, welcher bis über die Achsen im Schlamm steckte und sich an einem Gebüsch verkeilt hatte, aber nur ein Paar Kratzer im Lack. Bis zum Abend waren dann Motor und Getriebe draussen und komplett zerlegt und gewaschen zum Trocknen und die Frauen hatten inzwischen Sitze und Teppich auch raus und mit viel Wasser gespült. Die Afrikanische Sonne durfte dann den Rest erledigen und nach 14 Tagen kollektiver Feierabendarbeit konnte ich wieder den Zündschlüssel drehen. Ich bin denen noch heute so dankbar für die Hilfe, auch weil ich soviel dabei gelernt habe...
Seit dieser Begebenheit schnalle ich mich beim Autofahren so gut wie nie an, hab da so ein Gefühl der Machtlosigkeit oder "gefesselt sein", meine Freundin welche mittlerweile in England wohnt ermahnt mich ab und zu wenn ich dort bin und ins Auto steig und unangeschnallt losfahre, da entgegne ich immer "remember 1984 and the sunken Audi" Dann kommt die Erinnerung wieder bei Ihr und sie sagt nichts mehr![]()
Das war jetzt aber lang und off topic
Abendliche Grüsse
Ralph
Ist das Gurt tragen in DE oder GB nicht auch Pflicht und wird mit Geldbusse bestraft, wenn nicht getragen?
Ps. Der Audi 100 2.8 ist auch heute noch eine Augenweide.