Wie Tinu bereits erwähnt hat, war ich am vergangenen Samstag vor Ort in Bubikon. Die Bedingungen für eine Schadensbegutachtung waren leider nicht gut (Nieselregen, einsetzende Dunkelheit, knappe Zeit), aber ich war zuvor gerade im Zürcher Oberland bei Bekannten zu Besuch und wollte auf der Heimfahrt mittels eines kleinen Umweges die Gelegenheit nutzen, um mir vor Ort selbst ein Bild der Situation zu verschaffen.
Ich muss zugeben, als ich die komplett zerstörte Scheune das erste Mal erblickte, bekam ich leicht Gänsehaut. Schon von Weitem sah der Schaden beeindruckend aus. [emoji33]
Nachdem ich von der Scheune und den in unmittelbarer Nähe entwurzelten Bäumen Fotos gemacht hatte, fuhr ich im Zick-Zack-Kurs in der Gegend herum und registrierte weitere Sturmschäden.
Vorweg: Für eine abschliessende Schadensbeurteilung resp. –Interpretation meinerseits taugt die unter Zeitdruck erfolgte Begutachtung leider nicht. Evtl. geh ich da noch ein zweites Mal hin. Aber was auch mir aufgefallen ist (wie schon Tinu und Michi berichteten), sind die auffällig punktuell vorliegenden Schäden. Da lagen z.B. auf einer Kuhweide drei entwurzelte Obstbäume und genau dazwischen stand einer unversehrt. Die Fallrichtung der Bäume war zwar mehrheitlich nach Westen (was eher für einen Microburst sprechen würde), aber eben nicht nur. Bei einem Bauernhof unweit der zerstörten Scheune z.B. lagen zwei grosse entwurzelte Bäume nur wenige Meter nebeneinander– der eine war nach Osten, der andere nach Westen gefallen (Foto folgt noch).
Ich habe geknickte oder entwurzelte Bäume vor allem westlich der Scheune gesehen. Eine regelrechte oder eindeutige schmale Schneise kann ich – von dem was ich gesehen habe – nicht bestätigen. Augenzeugen konnte ich leider nicht befragen.
Wie folgt eine kurze Übersicht der von mir gesichteten Schäden:
Die roten Punkte markieren aus dem Gedächtnis heraus die Sturmschäden, welche mir aufgefallen sind. Das waren bis auf die Scheune ausschliesslich umgestürzte oder geknickte Bäume. Der runde Kreis zeigt den Bereich mit den auffälligsten/grössten Schäden.
Gestern habe ich dann noch eine kurze Internet-Recherche gemacht. Nebst den bekannten Schäden im Norden des Quartiers Lenggis berichtet die Feuerwehr Dürnten von einem Einsatz wegen eines umgestürzten Baumes an der Tannägertenstrasse, sowie die Feuerwehr Hinwil von umgestürzten Bäumen auf der A53. Ausserdem wird an selbiger Stelle von Hagelschlag berichtet (siehe auch nachfolgendes Foto).

Quelle: Feuerwehr Hinwil
Die Feuerwehr Rapperswil-Jona berichtet vor allem von dem Wäldchen östlich der Stiftung Balm (rund 300 südwestlich der Scheune), wo es auffälligen Windwurf gegeben haben soll (habe ich im Zick-Zack-Kurs leider verfehlt).
Zum jetzigen Zeitpunkt möchte ich mich weder auf einen Downburst noch auf einen Tornado festlegen. Jedenfalls habe ich im Moment noch zuviele Fragezeichen, um die Schäden eindeutig dem einen oder anderen Phänomen zuzuschreiben. Für beide Arten gibt es Indizien.
Ich könnte mir aber vorstellen, dass im Zuge des (evtl. grundsätzlich nicht schadensträchtigen) "Downbursts" bei Jona an dessen Randbereich ein kurzlebiger Wirbel entstand, welcher in der Folge durch einen starken Aufwind in die Länge gezogen und damit tornadisch wurde. Auf- und Abwinde waren gemäss Radaranimation kurz nach 20 Uhr im Raum Jona ziemlich chaotisch. Für einen starken Aufwind bei Bubikon würde auch der lokal beobachtete Hagel sprechen.

© Andreas Walker / Quelle: http://www.bauernzeitung.ch/news-archiv ... t-scheune/
Wie folgt noch vier Zeitungsartikel zum Fall:
http://www.bauernzeitung.ch/news-archiv ... t-scheune/
http://zueriost.ch/bezirk-hinwil/bubiko ... len/371980
http://zueriost.ch/zuercher-oberland/de ... ren/371728
http://zueriost.ch/bezirk-hinwil/bubiko ... rmt/374206 (nur für Abonnenten)
Interessant, dass in einem Artikel die Rede davon ist, die Scheune sei von einem Baum zusammengedrückt worden. Also danach hat es definitiv nicht ausgesehen! Nur schon anhand der Fotos sollte einem klar werden, dass das Unsinn ist.
@Andreas (Dr. Funnel): Du warst offensichtlich auch vor Ort (dein Bericht in der Bauernzeitung). Hast du noch weitere Fotos der Schäden gemacht, welche im Artikel nicht vorkommen?
Nochmal zusammengefasst:
Für einen Downburst bzw. gegen einen Tornado sprechen würde:
- mehrheitlich westliche/parallele Fallrichtung (noch nicht abschliessend beurteilt)
- Radar- und Webcambilder zeigen zum mutmasslichen Schadenszeitpunkt einen starken Downdraft (genaue Lokalisation schwierig abzuschätzen)
Gegen einen Downburst bzw. für einen Tornado sprechen würde:
- scharf abgegrenzte bzw. punktuelle Schäden, evtl. schneisenartig
- z.T. konvergentes Fallmuster
- Schadensmuster für einen Microburst eher atypisch
Gruss,
Chris