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S Y N O P T I S C H E   Ü B E R S I C H T   M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 07.06.2020 um 10.30 UTC
Wechselhaft bei steigenden Temperaturen und unsicherer Regen-/Gewitterprognose. 
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 14.06.2020
Es gibt Großwetterlagen, da weiß man schon weit im Voraus, dass die Vorhersagen 
mehr oder weniger in die Hose gehen (können). Das hat nichts mit corona- oder 
nicht-corona-bedingter Datenreduktion zu tun und auch der Klimawandel kommt als 
Begründung ebenso wenig in Frage wie eine potenzielle chronische Unlust der 
Computermodelle, ihrer täglichen Arbeit nachzugehen. Nein, der Grund ist 
vergleichsweise einfach: Die Atmosphäre fängt im wahrsten Sinne des Wortes an 
rumzueiern. Gemeint sind sogenannte Höhentiefs (die z.T. aber korrespondierende 
Tiefs am Boden aufweisen), die das Heft des Handelns in die Hand nehmen und 
deren Wege und Ideen mitunter noch überraschender sind als der Regierungsstil 
von Donald Trump. Das Hauptproblem dabei ist die Vorhersage von Niederschlag und
Gewittern, die sich sowohl in der intramodellaren Konsistenzbetrachtung als auch
im intermodellaren Vergleich als reichlich volatil entpuppen. Doch der Reihe 
nach.
Zu Beginn des mittelfristigen Prognosezeitraums am kommenden Mittwoch zeigt die 
großräumige Potenzialverteilung einen vom nahen Ostatlantik bis zum westlichen 
Mittelmeer reichenden Trog. Eingebettet sind zwei eigenständige Drehzentren 
(unsere Höhentiefs), von denen das eine von Island kommend und mit 
korrespondierendem Tief am Boden ausgestattet erst UK/Irland und später 
Westfrankreich respektive die Biskaya ansteuert. Derweil zieht es das andere 
(schwächere) Höhentief vom westlichen Mittelmeer via Italia gen Balkan. 
Flankiert werden der Trog bzw. die Tiefs von einem breiten Rücken über dem 
Nordatlantik mit Ableger zum Europäischen Nordmeer und einem noch breiteren 
Rücken über Osteuropa. Bedingt durch die Südverlagerung des westlichen 
Höhentiefs nehmen die beiden Rücken über Nordeuropa Verbindung zueinander auf, 
was sich in Form einer Potenzialbrücke sowie einer umfangreichen 
Bodenhochdruckzone der Marke HNF (Hoch Nordmeer Fennoskandien) widerspiegelt. 
Auf der Südflanke des Hochs wird eine überwiegend schwache, zumindest im Norden 
mitunter mäßige nordöstliche Bodenströmung induziert, mit der kontinuierlich 
wärmere, aber auch relativ feuchte, indifferent bis leicht labil geschichtete 
Luft herangeführt wird. Liegt die 850-hPa-Temperatur am Mittwochmittag noch 
zwischen 2°C an der Nordsee und 8°C im Berchtesgadener Land, so sind es am 
Sonntagmittag deutschlandweite 12 bis 16°C. 
Während sich also über Nordeuropa Hochdruckeinfluss einstellt, etabliert sich 
weiter südlich eine recht breite, zonal exponierte Tiefdruckrinne, die ausgehend
vom Tief über Westeuropa weit nach Osten bis in den Schwarzmeerraum reicht und 
dabei auch Teile des Vorhersageraums überdeckt. Gemeinsam mit den beiden 
Höhentiefs (einmal Ost-, einmal Nordflanke) sowie mit Unterstützung des 
Tagesgangs kommt es zu Hebungsprozessen, die überwiegend konvektiv geprägte 
Regenfälle und Gewitter zur Folge haben. Intensität und räumliche Verteilung der
Niederschläge werden sehr heterogen simuliert (anfangs tendenziell eher Süden 
und Westen, bis Samstag in den Osten und Norden verlagernd, am Sonntag dann 
überall), so dass eine belastbare Aussage auf Basis eines einzigen 
deterministischen Modelllaufs wenig Seriosität ausstrahlt.
Trotzdem abschließend noch ein kurzer Blick auf die erweiterte Mittelfrist ab 
Montag: zögernder Druck- und Potenzialanstieg mit abnehmender 
Niederschlagsneigung, vor allem im Norden und Osten anfangs aber noch Schauer 
und Gewitter. Naja, mal sehen, was davon übrigbleibt...
        
        
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Bezogen auf die Basisfelder wie Geopotenzial und Luftdruck sowie Temperatur (850
hPa) kann sich die Konsistenz von IFS (ECMF) durchaus sehen lassen. Trotzdem 
entpuppt sich die Niederschlags- und Gewittervorhersage als Problem, weil sie 
von Lauf zu Lauf anders aussieht. 
Als Beispiel sei die heutige 00-UTC-Version angeführt, die das westeuropäische 
Tief nur wenig weiter westlich simuliert als seine Vorgänger (noch gute 
Konsistenz). Quittiert wird das bei uns aber mit deutlich weniger Regen (und 
Gewittern) im Westen und Südwesten (schlechte Konsistenz). Dass die Aussage zur 
heterogenen Niederschlagsprognose auch auf den Vergleich mit anderen 
Globalmodellen (hier ICON, GFS) zutrifft, macht die Vorhersage nicht einfacher.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
 
Die Aussagen aus dem Abschnitt zuvor lassen sich fast 1:1 auf den 
Modellvergleich projizieren. So setzen auch die anderen etablierten 
Globalmodelle auf die Doppeltiefstruktur mit dem Protagonisten im Westen sowie 
steigendem Luftdruck über Nordeuropa. Mit anderen Worten, die Basisfelder 
passen, auch wenn es - natürlicherweise möchte man hinzufügen - kleinere 
Diskrepanzen gibt. Diese können aber in Bezug auf das resultierende Wetter, 
insbesondere auf Niederschlag und Gewitter, einen erheblichen Einfluss haben. 
Das Tief etwas weiter westlich oder östlich, dafür mehr oder weniger Einfluss 
des Nordeuropahochs, schon sieht die Sache ganz anders aus. Vor diesem 
Hintergrund verwundert es nicht, dass ähnlich wie bei der Konsistenzbetrachtung 
auch der Modellvergleich der Niederschläge eher Verwirrung stiftet als 
substanzielle Beiträge zu leisten. 
FAZIT: Die Entwicklung der Großwetterlage scheint im Großen und Ganzen klar, 
auch die anstehende Erwärmung. Bei den sonstigen Auswirkungen auf das Wetter ist
noch reichlich Luft nach oben.      
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die IFS-EPS-Rauchfahnen verschiedener deutscher Städte weisen unisono dasselbe 
Charakteristikum auf: bis Samstag kontinuierlich ansteigende Potenzial- und 
Temperaturkurven, die von einem multifrequenten Grundrauschen beim Niederschlag 
begleitet werden. Auffällig sind allerdings ein paar wenige Lösungen ("´ne gute 
Handvoll"), die ab Wochenmitte deutlich weiter unten bleiben als die Mehrheit 
der Ensembles. Die strebt bei der 850-hPa-Temperatur zum kommenden Wochenende 
ein Intervall von 10 bis 15°C an, während die kalten Abweichler um den 
Gefrierpunkt herum torkeln. Im Süden (Referenz Ulm) ist am Donnerstag und 
Freitag ein RR-Minimum erkennbar, dass möglicherweise dem Abwandern des 
mediterranen Höhentiefs in Richtung Balkan geschuldet ist. 
Schaut man sich die Cluster an (T+120...168h, Freitag bis Sonntag), ist schnell 
erklärt, wo die kalten Lösungen herkommen. Sie finden sich in CL 3 wieder, das 
nur 8 Fälle beinhaltet und Deutschland auf der Ostflanke eines Hochs über dem 
nahen Ostatlantik sieht (=> kühle Nordströmung). Das westeuropäische Tief fehlt 
in dieser Schublade. CL 1 und 2 (27 und 16 Fälle) sind dem Hauptlauf (mit KL in 
CL 1) deutlich ähnlicher, sie unterscheiden sich u.a. bei der genauen Position 
des Tiefs (kennt man von den deterministischen Versionen). Letztlich werden alle
drei Cluster dem Klimaregime "Blocking" zugeordnet. 
Ab Montag (T+192...240h) verringert sich die Anzahl der Cluster auf zwei (31 Fälle
+ HL/KL, 20). CL 1 drückt beim Thema "Druckanstieg" etwas stärker auf die Tube 
als CL 2. 
FAZIT: Trotz einiger kalter Abweichler stützt IFS-EPS den Hauptlauf, zumindest 
hinsichtlich der Großwetterlage. Was Niederschlag und Gewitter angeht, helfen 
die Ensembles nur bedingt weiter.             
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Über den ganzen Mittelfristzeitraum hinweg besteht eine latente Gefahr für 
Gewitter, vielleicht auch mal für nicht-gewittrigen Starkregen. Die Hinweise 
dafür fallen allerdings sowohl seitens der deterministischen als auch der 
probabilistischen Prognoseverfahren relativ dünn aus. Timing, räumliche 
Verteilung und Intensität lassen sich nicht zufriedenstellend prognostizieren.  
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix mit IFS-EPS und Modellmix.
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VBZ Offenbach / Dipl.  Met. Jens Hoffmann