Meine Story zum - wieder einmal - geschichtsträchtigen Wärme-Oktober wie immer fürs Sturmforum:
Hier der Link zur Story mit Bild und Grafik:
https://www.tagesanzeiger.ch/wieder-ein ... 3206318590
Herbst auf Sommerpfaden
Wieder ein Klimarekord: Wärmster Oktober seit Messbeginn
Der Klimawandel lässt in der Schweiz auch im Herbst die Rekorde purzeln. Der Oktober wird vielerorts als der wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in die Geschichte eingehen. Wie kam es dazu?
Der schlagzeilenträchtige Hitze- und Trockensommer 2022 ist vorbei. Der Klimawandel aber nicht. Das zeigt sich eindrücklich am nun zu Ende gehenden Oktober. Dieser wird vielerorts in der Schweiz als der wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in die Geschichte eingehen.
Der Wärmeüberschuss ist im Vergleich zu den langjährigen Vergleichsdaten enorm. «Vielerorts sind Monatsdurchschnittswerte um vier Grad über der klimatologischen Norm 1991–2020 zu erwarten. Lokal liegt das rund ein Grad über den höchsten bisher gemessenen Oktober-Durchschnittswerten», sagt Stephan Bader, Klimatologe von Meteo Schweiz.
Exemplarisch zeigt sich das am Beispiel der Daten der Wetterstation Zürich-Fluntern, wo seit 1864 gemessen wird. Der Oktober 2022 wird in Zürich mit einer Durchschnittstemperatur von 13,8 Grad zu Buche schlagen. Es fehlen zwar noch einige Tage bis zum Monatsende. Wegen der zu erwartenden stabilen Hockdruckwetterlage dürfte sich an diesem Wert aber nicht mehr viel ändern.
Der bisherige Rekord in Zürich – 13,1 Grad aus dem Jahr 2001 – wird regelrecht pulverisiert. Der Oktober 2022 bewegt sich somit in neuen Sphären. Zum Vergleich: Bis in die 1950er-Jahre waren Oktober-Monate mit einer Durchschnittstemperatur von knapp über 10 Grad in Zürich eine absolute Seltenheit. Monate mit Durchschnittswerten von über 12 Grad traten erstmals Mitte der 1990er-Jahre auf. Seither häufen sie sich – und die Skala wird sukzessive nach oben verschoben.
Was für Zürich gilt, gilt praktisch für die gesamte Schweiz, insbesondere die Alpennordseite. Neue Oktober-Rekorde dürfte es unter anderem in Basel, Genf, Lugano oder St. Gallen geben. Ausgesprochen warm war es in sämtlichen Höhenlagen. So steuert zum Beispiel auch die auf knapp 1600 Metern gelegene Wetterstation Davos auf einen Allzeitrekord zu.
Wanderer hatten in diesem Oktober ihre Freude am «goldenen Herbst», so wie hier oberhalb der Alp Buffalora im Engadin. Das Wetter war aber viel zu warm für die Jahreszeit.
Foto: Martin Steinegger
Extrem war die Wärme vor allem zur Monatsmitte, also etwa zwischen dem 15. und dem 23. Oktober. «In dieser Phase stiegt die Tagesdurchschnittstemperatur verbreitet 5 bis 7 Grad, unter Föhneinfluss auch bis zu 9 Grad über die Norm 1991–2020», sagt Stephan Bader. Es herrschte T-Shirt-Wetter.
Verantwortlich für die anhaltende Wärme war eine über Wochen hinweg nahezu identische Wetterlage. «Ab dem 4. Oktober wurde das Wetter hauptsächlich von Hochdrucklagen bestimmt, die aus Westen und Südwesten milde Luft heranführten», sagt Stephan Bader. Über den Alpen wehte oftmals der Föhn, was die Temperaturen zusätzlich in die Höhe trieb.
Was komplett fehlte, waren Kaltlufteinbrüche. Es kamen also keine Luftmassen polaren Ursprungs zum Alpenraum, die eine deutliche Abkühlung gebracht hätten.
Zwar sind längere Schönwetterperioden im Oktober nicht ungewöhnlich. Sie sorgten schon in früheren Jahrzehnten für den sprichwörtlichen «Altweibersommer». So etwas wie im Oktober 2022 gab es bisher aber in dieser Form nicht – zumindest seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.
Das zu Grunde liegende atmosphärische Muster, wobei sich eine bestimmte Grosswetterlage nahezu unverrückbar über einen langen Zeitraum hinweg hält, sorgte bereits im vergangenen Sommer für anhaltende Wärme und Trockenheit. Dass die zunehmende Persistenz («Verharrung») von Wetterlagen eine konkrete Auswirkung des Klimawandels ist, wird in der Fachwelt zwar noch diskutiert. Die Anzeichen dafür verhärten sich aber. Ein Zusammenhang mit einer Veränderung des Jetstreams wird angenommen. Dieser «Wettermotor» der Nordhalbkugel fliesst in grossen Windbändern in fünf bis zehn Kilometer Höhe um den Globus und beeinflusst das Wettergeschehen auf der Erdoberfläche.
Am für die Jahreszeit deutlich zu warmen Wetter wird sich übrigens bis auf weiteres wenig ändern. Die globalen Vorhersagemodelle der Wetterdienste zeigen zumindest im seriösen Vorhersagebereich (bis Anfang November) keine markante Umstellung hin zu kälterem Wetter.
Tinu (Männedorf ZH, 422 m ü. M)
Gewitter und Sturm = erhöhter Pulsschlag
Föhn-fasziniert