Die Superzelle, welche in La Chaux de Fonds die schweren Downburstschäden verursachte könnte in einem früheren Stadium ihrer Entwicklung auf französischem Boden bei Levier auch einen Tornado erzeugt haben.
Ohne Augenzeugenberichte, und ohne genaue Zeitangabe, wann die Schäden im Waldstück bei Levier genau entstanden sind, sind dies Annahmen von mir.
Ich möchte aber folgende Begebenheiten ausführlicher dokumentieren:
Das benannte Waldstück liegt ca. 2 km südwestlich von Levier und weist eine ca. 50-100 breite und ca. 1 km lange Schneise mit Sturmschäden auf.
Damien Gurtner hat sehr viele Fotos gemacht, welche die Sturmschäden gut dokumentieren:
https://www.estrepublicain.fr/environne ... la-tempete
Damien Gurtner hat auch ein Drohnenvideo auf Youtube veröffentlicht:
Es gibt auch ein eindrückliches Video mit einer Vorbeifahrt am Schadengebiet von Matt Coulet (Matthieu): (Facebook)
https://www.facebook.com/1424961419/vid ... 146471147/
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3 Fotos von Damien Gurtner möchte ich hier genauer beschreiben:
Im nachfolgenden Bild sieht man ein konvergentes Fallmuster, was eher auf einen Tornado hindeutet:

Standbild aus dem Youtube Video

Im nachfolgenden Bild sieht man die zerlegte Baumgruppe in der Wiese rechts
mit eindeutig differenten Fallrichtungen der Bäume.

Im Verlaufe der Schneise wechselt auch die Breite des Schadengebiets. Gegen Ende der Schneise nimmt die Breite ab, verjüngt sich gar.
Bei einem Downburst würde ich eine fächerartige Verbreiterung der Schadenfläche zum Ende erwarten.
Diese Schadenbilder liessen mir keine Ruhe und ich stöberte noch in den Radarbildern von Kachelmannwetter.com.
Das Dopplerradar von Blaisy Haut zeigte denn auch spektakuläre Signaturen im Zeitraum von 10.15 Uhr bis 10.30 Uhr

Quelle: https://kachelmannwetter.com/ch/regenra ... -blai.html
Im Bild von 10.20 und 10.25 Uhr ist gemäss meiner Deutung eindeutig eine Mesozyklone zu erkennen.
Grün Bewegung zum Radar hin, hell Lila Bewegung vom Radar weg lässt auf eine zyklonale Rotation (Im Gegenuhrzeigersinn) schliessen.
Anbei die Reflektivität und das Dopplerradarbild abwechselnd.

Gut zu erkennen, dass sich die Meso vor dem Niederschlag im Aufwindbereich der Superzelle befindet.
Mit einem weissen Kreuz habe ich im Bild das Schadengebiet markiert.
Dies passt nicht genau mit der Meso zusammen, aber vielleicht gibt es eine gewisse Ungenauigkeit
in der Überlagerung der Karteninformationen auf dem Radarbild, welches das erklären lässt.
Nur 10 Minuten später detektierte auch das Stormtracking von Kachelmann starke Rotation

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Die Meteoradar 3D Animation zeigt genau für den Zeitraum 10.20 bis 10.25 Uhr eine Zunahme der Intensität der Reflektivität,
während sich die Zelle ab 10.30 Uhr wieder abschwächte, was auf einen Downburst hindeuten würde.

Quelle: https://metradar.ch
Hier eine Vergrösserung des Radarbildes um 10.25Uhr während der stärksten Phase:

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Zusammenfassung:
Eine definitive Beurteilung zu diesen Sturmschäden, ob Tornado oder Downburst, ist ohne Kenntnis des Zeitpunkts der Entstehung der Waldschäden nicht möglich. In diesem Fall würde ich einen Tornado aber nicht ausschliessen.
Passt der Zeitpunkt der Entstehung der Sturmschäden zum früheren Zeitpunkt 10.15 bis 10.25 mit der Meso, wäre der Aufwind dominierend und ein Tornado wäre plausibel.
Endstanden die Schäden später, also ab 10.30 Uhr und danach, mit dem Abwind und Niederschlagsbereich, wäre eher ein Downburst die Ursache.
Grüsse Kaiko