Hallo Stephan
Ich habe zwar die Analyse vom Bundesamt nicht gelesen.
Interessant ist, wenn man die beiden Ereignisse vergleicht, dass im Jahr 2000 die Abflussspitze etwa 24 Std. nach der Niederschlagsspitze erfolgte, während sie dies Jahr praktisch am gleichen Tag stattfand.
Was für Aspekte kämen dafür in Frage?
- die Niederschlagsverteilung im Einzugsgebiet müsste anders gewesen sein. Wie anders, lässt sich in diesem unwegsamen Gebiet kaum rekonstruieren.
- weiter könnte die Dauer der Niederschläge einen Einfluss haben, regnete es doch im 2000 schon einige Tage vor dem Stichtag immer wieder. Viel Oberflächenwasser versickert in Spalten und Klüften im Gestein und tritt Tage später wieder irgendwo aus.
- wie war das Wetter 1-3 Tage vor den Niederschlägen 2004? Kalte Nächte, sodass der Boden angefroren war? Schon länger trocken, sodass die Wasseraufnahme der "versiegelten" Böden verzögert wurde, sodass erst mal viel Wasser oberflächlich abfloss?
- Zusätzlicher Schnee, der 2004 mit abschmolz?
Das sind so meine Gedankengänge. Gibt es noch weitere Aspekte?
Gruss
Uwe
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Nächste Woche grosse Niederschlagsmengen Tessin?
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Vieleicht war die Niderschlags intensität inerhalb des tages auch anderst. Wens 2000 den ganzen Tag mit der gleichen intensität geregnet hat und 2004 inerhalb weniger stunden einiges mehr geregnet und dass wasser sehr schnell abgeflossen und eine hohen spizenwert verursacht hat.
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Christian Schlieren
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Christian Schlieren
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Apropos spizenwerte habe da eine merkwürdige hochwasser spitze enddekt. die Maggia in locarno weisst einen spitzenwert von 4500 m3 ich war auch schon dort und dass ist normal ein kleines Flüschen. zum vergleich der rehin in Basel weist einen spizenwert von 5090 m3 auf.
Frage: ist dass möglich, oder ists ein Schreibfehler?
[hr]
Christian Schhlieren
Frage: ist dass möglich, oder ists ein Schreibfehler?
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Christian Schhlieren
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Hallo Christian,
Der Spitzenwert von 4500m3 ist schon richtig.
Hier noch ein Bericht des Buwal zur Maggia:
http://www.umwelt-schweiz.ch/imperia/md ... /de/+4.pdf
Gruss Kaiko
Der Spitzenwert von 4500m3 ist schon richtig.
Hier noch ein Bericht des Buwal zur Maggia:
http://www.umwelt-schweiz.ch/imperia/md ... /de/+4.pdf
Gruss Kaiko
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Hoi Kaiko
Danke für den bericht die schreiben sogar 5000 m3 :O. also ich kann mir dass einfach nicht vorstellen dass müsste ja halb Locarno in den Lago Maggiore hinaus gespült haben! und sämtliche brüken und Häuser in der nähe des flusses zerstört haben.
@ alle hat vieleicht jemand einen bericht oder ein Foto von diesem wannsins hochwasser ?
[hr]
Christian Schlieren
Danke für den bericht die schreiben sogar 5000 m3 :O. also ich kann mir dass einfach nicht vorstellen dass müsste ja halb Locarno in den Lago Maggiore hinaus gespült haben! und sämtliche brüken und Häuser in der nähe des flusses zerstört haben.
@ alle hat vieleicht jemand einen bericht oder ein Foto von diesem wannsins hochwasser ?
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Christian Schlieren
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- Stephan
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Ciao Uwe, ciao Christian,
Beim Niederschlag werden wir immer im Bereich der Spekulation bleiben:
- Die Menge, sowie die räumliche und zeitliche Verteilung ist nicht genau bekannt. Es existieren 2 Messstellen ausserhalb des Einzugsgebietes, welche in Tagesauflösung registrieren.
- Radar hilft uns nicht viel weiter. Wir sehen zwar auf den Radarbildern etwas, ob das zuverlässig auf im Einzugsgebiet lokalisierbar ist, ich weiss nicht so recht. Auch Willi scheint der Sache nicht recht zu trauen, für die Simplon Südseite werden auf der radarbasierten Niederschlagskarte jedenfalls keine Mengen ausgeschieden:
Den Einfluss von Spalten und Klüften halte ich für sekundär, www.bwg.admin.ch/lhg/hug/kg/2244_GE.PDF gibt einige Hinweise auf die Geologie:
"Das Einzugsgebiet liegt in einer tektonisch sehr komplexen Region, in der die folgenden penninischen Einheiten auftreten: Monte-Leone-Decke (Gneise), Zone von Sion-Courmayeur (Kalke, Kalkschiefer, Glimmerschiefer), Zone Houillère (Schiefer und Gneise) sowie Pontis- und Siviez-Mischabel-Decke (Gneise und Glimmerschiefer). Die Simplon-Linie, ein wichtiges tektonisches Element bestehend aus Gneis-Myloniten, durchläuft das Gebiet, welches ausserdem mit zahlreichen Moränen bedeckt ist. Die Durchlässigkeit der vorwiegenden Gneise und Schiefer ist mittel bis gering. Die Störungs-Zone der Simplon-Linie scheint grössere Infiltrationen nicht zu begünstigen, hingegen können die Moränen eine Rolle als Wasserspeicher spielen."
Moränen und andere Schuttkörper kommen als Speicher in Frage. Wie lange es aber dauert, bis deren Speicherkapazität erschöpft ist, darüber kann mit unseren Möglichkeiten ebenfalls nur spekuliert werden.
Gefrorene Böden sind von der Höhenlage her sicher zu berücksichtigen. http://www.bwg.admin.ch/lhg/hug/kg/2244_LU.PDF zeigt, dass auf ca. 55% der Fläche Alpwirtschaft betrieben wird und somit überhaupt Böden vorhanden sind. Bei Felsflächen ists ja wurst, ob diese gefroren sind oder nicht, der Abflusskoeffizient ist sowieso sehr hoch.
Gehen wir davon aus, das diese Weideflächen in den tieferen Lagen des Einzugsgebietes einen grösseren Flächenanteil einnehmen, dann kann für die Betrachtung der Temperaturverhältnisse die Station Robiei (1900m) dienen:
Strahlungswetter war sicher keines gegeben, bis zum Mittag des 30. zittert die Temperatur zwischen 0°C und 5°C herum. Der Niederschlag könnte teilweise als Schnee gefallen sein, dürfte auf dieser Höhe immer wieder auch geschmolzen sein. Ganz grob lässt sich die 0°C-Grenze aus den Sondierung von Mailand ableiten: http://weather.uwyo.edu/upperair/sounding.html. Häufig zwischen 2500 und 3000 m, mal ein kurzes Absinken auf 2000 m, gegen Ende des Ereignisses Anstieg auf über 3500 m.
Fazit: Gefrorene Böden hatten kaum einen Einfluss, wenns kalt war, hat es auch Niederschlag gegeben. Schnee wurde ziemlich sicher in den oberen Teilen des Einzugsgebietes akkumuliert, leider hat das SLF keinen allgemein zugänglichen Datenrückblick, denn es gäbe zwei interessante Stationen im Gebiet:
Nur: Wie viel Schnee müsste gefallen sein, damit mehr Wasser mobilisiert werden kann, als an den 2 Tagen 2000 mit ca. 500 mm Niederschlag?
Von der Theorie mit der Bodenversiegelung durch Trockenheit halte ich nicht viel, ich habe im WZ-Forum schon mal was dazu geschrieben: http://www.wetter-zentrale.com/cgi-bin/ ... l?read=133
Gruss, Stephan
P.S. Das mit den 4500 m^3/s in der Maggia stimmt schon: http://www.bwg.admin.ch/lhg/hq/2368hq.pdf. Für Bilder und Berichte im Internet liegt das Ereignis wohl schon etwas zu lange zurück...
Beim Niederschlag werden wir immer im Bereich der Spekulation bleiben:
- Die Menge, sowie die räumliche und zeitliche Verteilung ist nicht genau bekannt. Es existieren 2 Messstellen ausserhalb des Einzugsgebietes, welche in Tagesauflösung registrieren.
- Radar hilft uns nicht viel weiter. Wir sehen zwar auf den Radarbildern etwas, ob das zuverlässig auf im Einzugsgebiet lokalisierbar ist, ich weiss nicht so recht. Auch Willi scheint der Sache nicht recht zu trauen, für die Simplon Südseite werden auf der radarbasierten Niederschlagskarte jedenfalls keine Mengen ausgeschieden:

Den Einfluss von Spalten und Klüften halte ich für sekundär, www.bwg.admin.ch/lhg/hug/kg/2244_GE.PDF gibt einige Hinweise auf die Geologie:
"Das Einzugsgebiet liegt in einer tektonisch sehr komplexen Region, in der die folgenden penninischen Einheiten auftreten: Monte-Leone-Decke (Gneise), Zone von Sion-Courmayeur (Kalke, Kalkschiefer, Glimmerschiefer), Zone Houillère (Schiefer und Gneise) sowie Pontis- und Siviez-Mischabel-Decke (Gneise und Glimmerschiefer). Die Simplon-Linie, ein wichtiges tektonisches Element bestehend aus Gneis-Myloniten, durchläuft das Gebiet, welches ausserdem mit zahlreichen Moränen bedeckt ist. Die Durchlässigkeit der vorwiegenden Gneise und Schiefer ist mittel bis gering. Die Störungs-Zone der Simplon-Linie scheint grössere Infiltrationen nicht zu begünstigen, hingegen können die Moränen eine Rolle als Wasserspeicher spielen."
Moränen und andere Schuttkörper kommen als Speicher in Frage. Wie lange es aber dauert, bis deren Speicherkapazität erschöpft ist, darüber kann mit unseren Möglichkeiten ebenfalls nur spekuliert werden.
Gefrorene Böden sind von der Höhenlage her sicher zu berücksichtigen. http://www.bwg.admin.ch/lhg/hug/kg/2244_LU.PDF zeigt, dass auf ca. 55% der Fläche Alpwirtschaft betrieben wird und somit überhaupt Böden vorhanden sind. Bei Felsflächen ists ja wurst, ob diese gefroren sind oder nicht, der Abflusskoeffizient ist sowieso sehr hoch.
Gehen wir davon aus, das diese Weideflächen in den tieferen Lagen des Einzugsgebietes einen grösseren Flächenanteil einnehmen, dann kann für die Betrachtung der Temperaturverhältnisse die Station Robiei (1900m) dienen:


Strahlungswetter war sicher keines gegeben, bis zum Mittag des 30. zittert die Temperatur zwischen 0°C und 5°C herum. Der Niederschlag könnte teilweise als Schnee gefallen sein, dürfte auf dieser Höhe immer wieder auch geschmolzen sein. Ganz grob lässt sich die 0°C-Grenze aus den Sondierung von Mailand ableiten: http://weather.uwyo.edu/upperair/sounding.html. Häufig zwischen 2500 und 3000 m, mal ein kurzes Absinken auf 2000 m, gegen Ende des Ereignisses Anstieg auf über 3500 m.
Fazit: Gefrorene Böden hatten kaum einen Einfluss, wenns kalt war, hat es auch Niederschlag gegeben. Schnee wurde ziemlich sicher in den oberen Teilen des Einzugsgebietes akkumuliert, leider hat das SLF keinen allgemein zugänglichen Datenrückblick, denn es gäbe zwei interessante Stationen im Gebiet:

Nur: Wie viel Schnee müsste gefallen sein, damit mehr Wasser mobilisiert werden kann, als an den 2 Tagen 2000 mit ca. 500 mm Niederschlag?
Von der Theorie mit der Bodenversiegelung durch Trockenheit halte ich nicht viel, ich habe im WZ-Forum schon mal was dazu geschrieben: http://www.wetter-zentrale.com/cgi-bin/ ... l?read=133
Gruss, Stephan
P.S. Das mit den 4500 m^3/s in der Maggia stimmt schon: http://www.bwg.admin.ch/lhg/hq/2368hq.pdf. Für Bilder und Berichte im Internet liegt das Ereignis wohl schon etwas zu lange zurück...
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Nächste Woche grosse Niederschlagsmengen Tessin?
Hallo zämä
dies ist auch noch ein interessanter Link.
Hier können Pegel und Abfusswerte abgefragt werden.
http://www.bwg.admin.ch/service/hydrolo ... daten.html
Für mich sind die Werte des Brenno vom Bleniotal recht aufschlussreich. Bei einer Staulage an der Alpensüdseite schüttet es im Bleniotal und anderen nördöstlich ausgrichteten Tälern immer recht stark.
http://www.bwg.admin.ch/lhg/2086_7.PDF
Sind die Werte des Brennos und Ticino zwei bis drei Tage hoch kann mit Hochwasser im Tessin gerechnet werden.
Gruss Werner
dies ist auch noch ein interessanter Link.
Hier können Pegel und Abfusswerte abgefragt werden.
http://www.bwg.admin.ch/service/hydrolo ... daten.html
Für mich sind die Werte des Brenno vom Bleniotal recht aufschlussreich. Bei einer Staulage an der Alpensüdseite schüttet es im Bleniotal und anderen nördöstlich ausgrichteten Tälern immer recht stark.
http://www.bwg.admin.ch/lhg/2086_7.PDF
Sind die Werte des Brennos und Ticino zwei bis drei Tage hoch kann mit Hochwasser im Tessin gerechnet werden.
Gruss Werner
Werner