Dies ist nun wirklich ein Off Topic wie es im Lehrbuch steht, aber ich fand das Thema ansich so interessant, dass ich es Euch nicht vorenthalten wollte. Die meisten der nun folgenden Informationen stammen aus einem Bericht in der Land Power Revue der Schweizer Armee (Ausgabe Nr. 3, Dezember 2005). Im Zentrum steht das Abhörsystem ECHELON.
Was ist ECHELON?
Heute gilt als gesichert, dass im Jahre 1948, kurz nach Ende des 2. Weltkrieges, die Länder
-USA
-Kanada
-Grossbritannien
-Australien
-Neuseeland
einen geheimen Vertrag abgeschlossen haben, der der Grundstein für das Prokekt ECHELON war.
Zweck des Vertrages war es, ein weltumspannendes System von Horchposten aufzubauen, um den gesamten internationalen elektronischen Verkehr und den grössten Teil des lokalen elektronischen Verkehrs in allen Ländern der Welt auszuhorchen (ursprünglich wurde ECHELON zur Überwachung der Aktivitäten der ehemaligen Ostblockstaaten konzipiert). D.h. konkret, dass
-E-Mails
-Telefongespräche (Mobil und Festnetz)
-Faxübermittlungen
-Gespräche (vorinstallierte Mikrofone)
ausgehorcht werden können. Das System ECHELON wird in der heutigen Zeit hauptsächlich zur Wirtschaftsspionage verwendet. Als Beweis sind im Bericht einige Grossaufträge aufgelistet, die Firmen wie Airbus und Thomsen CSF wegen ECHELON an Amerikanische Konkurrenzfirmen verloren hatten.
Die EU weiss im Übrigen erst seit Anfang Juli 2001 offiziell davon.
Standorte von ECHELON
Die wichtigsten heutigen Standorte des Systems sind:
-Grossbritannien (Morwenstow/Cornwall, Menwith Hill/Yorkshire)
-Deutschland (Bad Aibling)
-Australien (Shoal Bay, Geraldton)
-Neuseeland (Waihopai)
-Kanada (Leitrim)
-USA (Yakima Firing Centre/Washington State, Sugar Grove/West Virginia)
Alle diese Basen haben Rechner, die in der Lage sind, Telefongespräche (Mobil und Festnetz), E-Mails und Fax nach Suchbegriffen zu filtern.
Die entscheidende Priorisierung der Suchbegriffe erfolgt auf nationaler Ebene. Werden Suchbegriffe durch ECHELON aufgefangen, wird zuerst eine Grobanalyse mit Hilfe einer Software durchgeführt, die Feinfilterung erfolgt danach durch Mitarbeiter.
Gesetzliche Grundlagen
Um länderspezifische gesetzliche Grundlagen zu umgehen, ist es üblich, die Partnerorganisationen anzufragen, die Überwachung selber durchzuführen.
Der dazu verfasste EU-Bericht listet Beispiele auf, wie die britische Regierung unter Margaret Thatcher ihr unbequeme englische Politiker durch die NSA und der amerikanische Präsident Ronals Reagan seinerseits unangenehme amerikanische Politiker durch das britische Gouvernment Communication Headquarters (GCHQ) abhorchen liessen.
Abhörsystem
Das ECHELON besteht aus einer Vielzahl von Antennensystemen, die sich rund um den Globus erstrecken. Ab 1950 wurden systematisch auch sämtliche Unterwasser-Kommunikationskabel angezapft. Zufällig
Selbstverständlich wird auch der Satellitenverkehr abgehorcht. Neben den mindestens sechs Stationen, mit denen Intelsat abgehorcht wird, wurde in den Folgejahren mindestens fünf weitere Stationen gebaut, um den regionalen Satellitenverkehr überwachen zu können.
ECHELON selber verfügt über diverse Satelliten. Diese horchen sowohl die Kommunikation per Satellit direkt im Weltall ab als auch diejenigen auf der Erde aus dem Weltall. Die Satelliten wurden mit den Codenamen Orion-, Vortex- und Trumpet-Satelliten versehen.
Experten gingen davon aus, dass vor dem 11. September 2001 über 90% des gesamten Internetverkehrs durch ECHELON überwacht wird. Nach der Terrorattacke sind es nahezu 100%.
Die Überwachung konnte schon einige Erfolge aufweisen:
Man konnte mit ECHELON herausfinden, dass zur Ausführung der Terrorattacke in New York für Mobiltelefone Schweizer Prepaid-Karten verwendet wurden. Auch einige Verhaftungen von Terroristen konnten durchgeführt werden.
ECHELON und die Schweiz
Von der Schweiz aus gesehen ist die nächstgelegene Station des ECHELON-Systems die Feldstation F-81 in Mietraching bei Bad Aibling, zwischen München und Salzburg gelegen. Da hats sogar einen Link
Die Radaranlagen sind meistens durch Kuppeln geschützt -sogenannte Radome. Dies geschieht jedoch nicht nur zum Schutz der Antennen vor Umwelteinflüssen, sondern hauptsächlich, um Bauart und Ausrichtung der Antenne verdeckt halten zu können.
Für ECHELON interessant ist natürlich das WEF (World Economic Forum). Für kurze Zeit wurde das WEF nach New York verlegt. Im Jahre 2002 fand das WEF jedoch wieder im Talkessel von Davos statt. Obwohl nahe bei Bad Aibling gelegen, bedingt es technisch einen wesentlich höheren Aufwand, die lokal geführten Gespräche abhorchen zu können, als in New York.
Die Betreiber von ECHELON
Der wichtigste und grösste Betreiber des ECHELON-Systems ist die NSA (National Security Agency) in den USA. 1999 beschäftigte sie mehr als 40 000 Mitarbeiter (auf dem Gelände des Hauptsitzes in Fort Meade/Maryland) gibt es 1670 Gebäude und 150 Km Strasse). Die Gebäude sind aufwändig abgeschirmt, um elektromagnetische Abstrahlung zu vermeiden.
Die NSA ist weltweit der grösste Arbeitgeben für Mathematiker. Gemäss NSA-Website beläuft sich das Budget für die Elektrizität am Hauptsitz auf 21 Millionen US-Dollar pro Jahr. Vorsichtig geschätzt, ergibt das eine Rechenleistung der dort eingesetzten Computer von rund 160 000 GFLOPS.
Es ist auch kein Geheimnis, dass Nachrichtendienste bevorzugt Mieter in gleichen Gebäuden wie Telecom-Gesellschaften sind. Die NSA hatte jahrelang über der deutschen Hauptpostin Frankfurt residiert. Nach einigem Verwirrspiel gab sich der Bundesnachrichtendienst (BND) als offizieller Mieter der Räume zu erkennen, die Besucher waren jedoch mehrheitlich Amerikaner
Das letzte veröffentlichte Budget für die US-Geheimdienstaktivitäten im Jahre 1998 wies 26.7 Milliarden US-Dollar aus. Ein Gerichtsbeschluss ordnete 1999 an, dass eine weitere Offenlegung des Budgets die nationale Sicherheit nachhaltig beeinträchtigen könnte. Seit der Terrorattacke in NY ist das Budget wohl massiv erhöht worden...
weitere Betreiber von ECHELON sind:
-Gouvernment Communication Headquarters (GCHQ) in Grossbritannien
-Communication Security Establishment (CSE) in Kanada
-Defence Signal Directorate (DSD) in Australien
-Gouvernment Communication Security Bureau (GCSB) in Neuseeland
Systeme vergleichbar mit ECHELON
Man kann davon ausgehen, dass auch andere Länder über Systeme verfügen, um an Daten zu gelangen und sie auszuwerten. Man kann aber auch annehmen, dass keines dieser Systeme acuh nur annähernd die Grössenordnung und Effizienz wie ECHELON hat. Das hat erstens mit den fehlenden finanziellen Mitteln und zweitens mit der Verfügbarkeit von genügend Rechenleistung zu tun.
Frankreich hat beispielsweise dank seiner ehemaligen Kolonien ein weltumspannendes Abhorchsystem. Acuh Satelliten werden von Frankreich eigens zum Abhorchzweck gebaut und verwendet.
Die Schweiz und die Abhörsicherheit
Das Problem im Militär- und Polizeiwesen stellen Handies dar. Viel zu oft wird mit ihnen kommuniziert. Die militärischen und polizeilichen Kommunikationsmittel wären ansich abhörsicher.
Ein anderes Problem, v.a. im Polizeiwesen, ist der Föderalismus. Dadurch ist die Einführung des Sicherheitsnetzes POLYCOM nur eingeschränkt und zögerlich möglich. Bis zur UEFA EURO 2008 sollte dieses Problem gelöst sein, ansonsten es eine massive Sicherheitslücke zu beklagen gäbe.
Industriespionage
Der EU-Bericht zu ECHELON dokumentiert einige Fälle der Wirtschaftsspionage.
Beispielsweise installierte der französische Geheimdienst in den Flugzeugen der Air France in den Erstklasssitzen Mikrofone, um die Unterhaltungen der reisenden Geschäftsleute aufzuzeichnen. Dies wurde bis 1994 praktiziert, danach entschuldigte sich die Fluggesellschaft öffentlich.
Der Fall des Volkswagen-Managers José I. Lopez ist ein weiterer. Seine Videokonferenzen wurden von der NSA mitgeschnitten und der Firma General Motors zugespielt.
Und da gäbe es noch einige weitere dokumentierte Spionagefälle...
Interesse
Ich fand dieses Thema wirklich sehr interessant, deshalb nahm ich mir die Zeit und stellete eine gekürzte (und teilweise ergänzte) Version hier ins Internet. Es ist unglaublich, was da alles abläuft...(aber eigentlich ist es ja zu erwarten...)
in diesem Sinne
Grüsse
