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Winter 1955/1956

Grundlagen und Expertenwissen.
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Kurt
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Winter 1955/1956

Beitrag von Kurt »

Der Winter 1955/1956

Die Wintermonate Dezember & Januar waren deutlich zu mild, darauf folgte einer der kältesten Monate !

Februar 1956 (kältester seit 1755)

Der Monat war in Genf 8.1°C, in Basel 10.7°C, in Lugano 4.8°C und auf dem
Gr.St.Bernhard 7.5°C zu kalt. Er verzeichnete im Mittelland eine Rekordzahl
von 23 bis 26 Eistagen und war in allen Landesteilen bei anhaltender Bise
und häufigem Hochnebel extrem trocken. Ende Januar Westwindlage mit
Regen zwischen 1200 und 1500 m.* Am 31.Januar abrupter Wetterwechsel
von Westwind zu Bise mit Temperatursturz auf -15°C bis -20°C, am
Monatsende ebenso abrupte Erwärmung.

* sollte wohl Schneefallgrenze zw. 1200 - 1500m bedeuten ?

Quelle : Aus dem Buch "Wetternachhersage" von Christian Pfister

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Ein Blick in die Chronik von Basel :

Dezember 1955

15./16. Ein Wintergewitter, wie es St.Margarethen in der Nacht festgestellt hat, kommt
im Dezember > vor.

31. Das Monatsmittel der Temperatur ist im Dezember mit 4.6° um 3.8° höher als normal.
Seit 21 Jahren ist der Dezember nicht mehr so mild gewesen.

Januar 1956

31. Statt sieben verzeichnet der diesjährige Januar keinen einzigen Eistag. Die beiden
Wintermonate Dezember und Januar zeigen eine Durchschnittstemperatur von 3.2° die
nur alle 25 Jahre erreicht oder überschritten wird.

Februar 1956

2. Innert zwei Tagen ist das Tagesmittel der Temperatur um 20° gesunken. Am Morgen
werden -19.6° gemessen.

13. Die Schiffahrt auf dem Rhein wird eingestellt, da der Rhein-Rhone-Kanal zugefroren ist,
der Mittel- und Niederrhein vereist und auch die Baselbieter Häfen durch eine starke Eis-
decke blockiert sind.

27. Eine Eistagsperiode von 27 Tagen, während der die Lufttemperatur auf St. Margarethen
nur an drei Tagen knapp über den Gefrierpunkt (höchstens auf 0.7°) gestiegen ist, geht zu Ende.

29. Seitdem die Temperaturen aufgezeichnet werden, d. h. seit mehr als 200 Jahren, ist noch
nie ein Februar mit einer Durchschnittstemperatur von -9.3°, und einem Wärmedefizit von 10.8°
festgestellt worden. Der kälteste Februar ist bis jetzt derjenige von 1895 (-7.8°) gewesen.
Kältere Wintermonate hat man nur in den Jahren 1788 (-9.7°) und 1879 (-10.2°), und zwar im
Dezember registriert. Im Februar 1956 sind sämtliche Tage kälter als normal gewesen; an 23 Tagen
(normal an 2 Tagen) ist die Minimaltemperatur unter -10° gesunken, und an 24 Tagen (normal 3)
hat die Temperatur den Gefrierpunkt nicht überschritten. Noch nie ist auf einen sehr milden Dezember
und einen warmen Januar ein Februar mit sibirischer Kälte gefolgt.

29. Das Tauwetter ermöglicht die Wiederaufnahme der Rheinschiffahrt.

Quelle : Chronik des Kantons Basel-Landschaft

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Weitere Fakten zum aussergewöhnlichen Winter 1955/56

Die Inhalte > können fehlerhaft sein. (div. Quellen)

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Mit freundlichen Grüssen

Kurt


- Editiert von Kurt am 08.01.2007, 01:18 -

Kurt
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Winter 1955/1956

Beitrag von Kurt »

Januar/Februar 1956

Temperaturverlauf 850 hPa (ca 1500 m ü.M.)

28.Januar 1956
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29.Januar 1956
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30.Januar 1956
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31.Januar 1956
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1.Februar 1956
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2.Februar 1956
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- Editiert von Kurt am 08.01.2007, 22:43 -


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Chrigu Riggisberg
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Winter 1955/1956

Beitrag von Chrigu Riggisberg »

Hallo Kurt

Vielen Dank für die Zusammenstellung. Doch ich habe da meine Bedenken, dass dieser Winter ebenfalls so enden könnte. Ich habe mir den Winter 55/56 angesehen im Archiv. Dabei versuchte ich, irgendwelche Parallelen zum diesjährigen Winter zu entdecken.

Aus meiner Sicht ist das Markenzeichen des aktuellen Winters folgendes: Starke Zyklogenese über dem Gebiet Neufundland. Die Tiefs ziehen dann gekoppelt an ein mehr oder weniger stationäres Islandtief auf südlicher Bahn auf den Atlantik hinaus, wo sie anschliessend für eine Südwestströmung über Mitteleuropa sorgen und sich schliesslich abgeschwächt Richtung NE verabschieden. Je nach dem wie stark das Islandtief gerade ist, können diese Neufundlandtiefs auch etwas nördlicher ziehen, wobei das südliche Mitteleuropa stärker unter den Einfluss des Mittelmeerhochs (eigentlich ein Ausläufer des Azorenhochs) gerät. Das ist meine subjektive Einschätzung, evtl. sieht das jemand anders.

Nun, während dem Winter 55/56 war die Zyklonenaktivität über Neufundland viel tiefer, besonders Ende Dezember und während dem Januar. Stattdessen lag in diesem Gebiet ein Hochdruckgebeit. Über Island resp. zwischen Island und Norwegen war trotzdem ein starkes Tief vorhanden, welches Mitteleuropa eine lebhafte Westströmung und milde Temperaturen bescherte. Auf eine gewisse Art war die Grosswetterlage des Winters 55/56 blockiert, weniger zonal geprägt als der diesjährige. Dies ermöglichte im Februar 56 auch den markanten Kaltluftvorstoss aus NE.

Zum Abschluss meiner Analysen habe ich mir den Winter 89/90 reingezogen. Der stimmt nach wie vor gut mit dem aktuellen überein. Dies wurde ja schon im Oktober nach dem damaligen Wärmerekord festgestellt. Beängstigend wie sich Grosswetterlagen wiederholen können....

Fazit: Ich erwarte nicht mehr viel in diesem Winter (hoffe aber, dass ich damit falsch liege).

Gruss Chrigu

PS: Weitere Einschätzungen sind sehr willkommen!
Riggisberg BE (800 m.ü.M.), zwischen Schwarzenburg und Thun am Fusse des Gurnigels gelegen

Longhair

Winter 1955/1956

Beitrag von Longhair »

... Und der Februar war nun auch Hitzefrei-verdächtig, und ab Sonntag sollen hier in Chemnitz wieder 12-15 Grad sein. Auf die bange Frage der Wintersportler und Ferienkinder, was denn nun mit dem Schnee wird, konnten die Wetterfrösche jedenfalls nur noch hilflos quaken... :-D

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