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Trockenheit im Mittelland

Alles zu (Un)wetter relevant für die Schweiz
emu
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Trockenheit im Mittelland

Beitrag von emu »

@Stefan

..und man sieht schön deine gestern angesproche 2-Teilung der Alpennordseite (Steppe / Sumpgebiet), dass sieht man auch wenn man die Karte für 30 Tage lädt, interessante Entwicklung, Trockenheitsmässig werden wir langsam zu Walliser / Sion, als ich bin dann der erste hier der Aprikosen Bauer wird im Mittelland West, Sonnenscheindauer hat es in Bern auch bereits 1025h im ersten halben Jahr, rechnet das man hoch auf das ganze Jahr wäre dies dann schon Sion / Locarno Klima von der Sonne her :D

Diese 2 Teilung stelle ich auch im Winter fest bei Nordwestwindlagen mit Schauern und Schnee, ca ab Olten bis Ostschweiz 10-20cm Schnee, Bern und Westen 1cm und mehr Sonne (Ausnahme Alpenvorland)

Stefan im Kandertal

Trockenheit im Mittelland

Beitrag von Stefan im Kandertal »

NW Lagen sind leider nichts fürs westliche berner Mittelland. Das hat einen Grund. Das Seeland liegt im Lee des Jura. Erst südlich von Bern entstehen dann neue Schauer. Letzten Winter auch mal. War in Murten. Alles sonnig und trocken während es in Bern Graupelschauer gab ;-)

Das andere Phänomen in Richtung Thun bei NW Lagen komme durch die Krümmung der Alpen. Die Luft strömt dort auseinander. Das kann ich hier oftmals direkt sehen wie die Wolken verschiedene Richtungen einschlagen. Südlich von Thun beginnt dann eine vollkommen andere Welt. Man sieht oft eine Schauerwand an den vorderen Bergketten. Und tatsächlich, 2 mal habe ich das überprüft wo es in Wichtrach bis Thun sonnig und trocken war, schon kurz vor Spiez hatte es plötzlich Schnee, Schneefall und viele Wolken während bei uns selbst der Belpberg schneefrei war. [:]. Nicht umsonst hat Thun auch eine beispiellos niedrige Niederschlagmenge im Winter. Denn auch bei SW Wind gibts ein Loch im Niederschlagfeld oder eine scharfe Grenze bei Rubigen oder Belp. Im Sommer sollte aber eigentlich auch Thun von dern Alpennähe gewittertechnisch profitieren. Aber ich beobachtete bisher oft eine ebenso scharfe Grenze wie im Winter beim Schnee.

Im Emmental gibts den Effekt nicht. Im Schwarzenburgerland nur teilweise. Dort ist bei SW Lagen auch schon viel mehr los. Bern Liebefeld ist die Grenze des Jura-Lochs. Der Längenberg hat vielfach deutlich weiter runter Schnee als der Belpberg.

Niederschlagmittelwerte sind also nur die halbe Wahrheit. westliches Mittelland Schwäche bei NW Lagen, östliches (im Winter) bei SW Lagen. Das Aaretal hier trennt die SW starken Gebieten von den NW starken und Thun bekommt beide male wenig :-D

Und ich bin der Schneefreak, der an einem der schneeärmsten Orte der Alpennordseite wohnen muss :=(


Aber bei dir gehts ja jetzt vor Allem um die Sommerniederschläge. Ja da ist was komisch dieses Jahr. Die Fronten sind zur falschen Zeit am falschen Ort. Wer nicht selber produzieren konnte wie die Schwarzenburger, Vorälpler und Erizer kommt nirgendwo hin. Allerdings waren die Sommer 2000-2007 im Mittel nass. Was aber ins Auge sticht ist die anhaltend negative Abweichung im Juni. Juli und August holten es bisher wieder raus.


- Editiert von Stefan Wichtrach am 04.07.2008, 11:05 -


Flower
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Trockenheit im Mittelland

Beitrag von Flower »

Habe oben zugegeben zu leichtfertig schon mal das Ende der Trockenheit bei uns verkündet. Allerdings brachte das Gewitter vom 30.06. nur etwa 15 mm NS. Und gestern sind gerade einmal lächerliche 4 mm dazu gekommen.

Insgesamt hier damit die letzten 30 Tage nur so um die 30 mm (lt. Niederschlagssummenkarte). Also eher noch schlimmer als in den trockensten Ecken des Aargaus ! Statistisch haben wir hier im Juni immerhin durchschnittlich 90 mm zu erwarten (Quelle: DWD, Station Wutöschingen-Ofteringen)

Bleibt für die Vegetation zu hoffen, dass sich die Lage für uns optimiert und wir bald mal einen Volltreffer landen ...

Gruß vom (noch halbwegs-) grünen südöstl. Rand des Schwarzwaldes
Flower

@Rontaler
Fühle mich jetzt zwar nicht direkt angesprochen ("Schweizerland" ;-) ). Meine aber, dass es in diesem Forum durchaus schon unqualifziertere und trivialere Beiträge gab. Und wen´s wirklich nicht interessiert oder gar nervt, brauch sich ja auch nicht durch den Thread quälen, oder ?

- Editiert von Flower am 04.07.2008, 12:49 -

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Trockenheit im Mittelland

Beitrag von Rontaler »

Anbei noch die revidierte Niederschlagskarte der letzten 30 Tage (Quelle @ MeteoCentrale):
Bild

Prekär präsentiert sich die Situation in folgenden Gemeinden:

- Koblenz AG (20-30mm.)
- Reitheim AG (20-30mm.)
- Wil AG (20-30mm.)
- Ulmiz FR (20-30mm.)

Gruess!
Wetterfanatisch mit Leib und Seele. :)

Stefan im Kandertal

Trockenheit im Mittelland

Beitrag von Stefan im Kandertal »

Rontaler:

Vielleicht sollten wir diesen Thread halt eben nicht lesen, wenn es einen nicht betrifft. Der Titel sagt doch eindeutig was der Inhalt ist.

Und die Meldungen werden so lange von den gleichen Orten kommen, wie auch die gleichen Orte trocken sind. Die Umfangreiche Erklärung zu NW und SW Lagen, die zu 99% die Auslöse für deinen Kommentar war, richtet sich an emu und ist ausserdem erwiesen.

Die Bezeichnungen Steppe und Sumpfgebiet sollte man auch nicht gerade so wahnsinnig ernst nehmen ;-). Und ich habe doch immer erwähnt, dass es hier noch lange nicht soweit ist, dass das Gras braun wird.

Ich sag mal meine ehrliche Meinung:

Es gibt eindeutig einen ungewöhnlich stark ausgeprägten Streifen quer durchs tiefere Mittelland von SW nach NO verlaufend, der im besten Fall noch 70mm, aber an vielen Orten unter 50mm in den letzten 30 Tage hatte, selbst da wo es die letzten 48h ein Gewitter gab. Das ist weniger als in den Walliser Trockentälern. Während näher an den Alpen liegende Gegenden besonders in der Zentralschweiz überdurchschnittliche Mengen hatten. Nie vergessen, der Vergleich zum Mittel. Die Differenz Voralpen-Mittelland ist auch weit grösser als "Normal". Das zeigt die Neigung zu Konvektiven Ereignissen diesen Sommer und wenigen flächigen und gleichmässigen Regenfällen.

Die Sache mit der echten Trockenheit (Verdunstung grösser als Regenmenge) ist Regional und kommt je nach Bodenbeschaffenheit, Sonnenscheindauer, Temperatur und Grundwasser verschieden stark zur Geltung. Wasser in Bächen und Flüssen ist aber überall genug da.
- Editiert von Stefan Wichtrach am 04.07.2008, 13:31 -


Nee nicht gleich übertreiben emu :-D
Wir haben einen eigenen Thread und nur wenige der hier aktiven ist betroffen. Dann reicht das auch. Ich bin halt auch regional interessiert. Bin darum auch da obwohls bei mir selber draussen noch immer aussieht wie in Mitteleuropa und nicht wie im südlichen Mittelmeerraum ;-). Dieses regionale Denken erzeugt aber auch übermässig viele Beiträge von mir :-o
- Editiert von Stefan Wichtrach am 04.07.2008, 13:36 -

emu
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Trockenheit im Mittelland

Beitrag von emu »

@Rontaler

Es ist eigentlich ganz einfach: Die einen hoffen auf nasses stürmisches Wetter mit viel Regen und Gewitter und Stürmen, die anderen begeistert es wenn es mediteran wird mit Trockenheit und Hitze. Vielleicht siehst du die Schweiz (vorallem Alpennordseite) so wie einige: Gewitter, Schnee, Berge und vergisst dabei das die Schweiz schon recht südlich liegt und auch das meditarene Klima doch immer wieder mit seinen langen Armen vom Mittelmeer bis zur Alpennordseite greift. Somit mag ein mediteran Fan wie ich eben Trockenheit und Hitze, Dürre begeistern. Somit habe ich auch ein grosses Auge auf mediterane Einflüsse in der Schweiz die teilweise sogar bis auf die Alpennordseite übergreiffen, nur als Beispiele von vielen: mein Herz jubelt wenn ich mich ins Auto setze und in 45 Minuten am Genfersee bin wo sehr viele Palmen gedeihen (z. Montreux) oder 30 Minuten Fahrzeit zum Thunersee linkes Ufer mit einigen Palmen oder 50 Minuten Fahrzeit ins Wallis wo Pinien und Aprikosen wachsen und dass auf meinem Balkon 2 grosse Tessiner Palmen winterschutzlos kräftig am wachsen sind begeistert mich ebenfalls und es begeistert mich wenn mich Teile des Mittellands zur Zeit an die Strecke zwischen Lyon und Montélimar erinnern mit der braun-dominierenden Fläche und dem Jura. Vielleicht sollte man halt ein Forum mediteran.ch oder steppe.ch eröffnen :-D wo man dann über diese Einflüsse diskutieren kann. Voila

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Trockenheit im Mittelland

Beitrag von steff (Emmen b. Luzern, 490m) »

Ich bin ja seit Jahren ein fleissiger Mitleser, aber eher ein sporadischer Poster. Aber mich stört das ewige Genörgel
aufgrund der Trockenheit in jedem Thread ebenfalls. In jedem Gewitterthread wird dieses Thema wieder eröffnet.
"Ou, schon wieder kein Regen, wir versteppen" etc. etc. Vorschlag: Schreibt doch unter diesem Thread "Trockenheit
im Mittelland" euche Meinungen hinein und lasst es in den anderen Threads. Meiner Meinung nach ist somit allen
geholfen.

Gruss Stefan


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Uwe/Eschlikon
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Beitrag von Uwe/Eschlikon »

@emu

Fakt ist, dass das Klima in der Schweiz in den letzten 100 Jahren in allen Höhenlagen zw. 1 und 2°C wärmer geworden ist (knapp 10%)!
Im gleichen Masse haben auch die NS zugenommen (auch etwa 10%). Mehr Wärme bedeutet natürlich auch mehr Verdunstung. Also wird es unter dem Strich etwas knapper mit dem Wasser. Die zeitliche Verteilung der NS hat sich sicher auch geändert. Darüber habe ich allerdings noch keine Details.

Was die Flora angeht, sind Palmen, Yucca, Pinien, Aprikosen, Kiwi u.a. von menschenhand eingeschleppt bzw. kultiviert worden und keineswegs auf natürliche Weise eingewandert. Vieles davon, was in Gärten und Parkanlagen wächst, übersteht einen wirklichen Kaltwinter DEFINITIV NICHT.
Einen Winter wie 1962/63 (die Chance, dass es wieder so einen gibt, sinkt allerdings) und alle können ihre immergünen Exoten in die Tonne werfen!
Steppenpflanzen hingegen, wie sie im Zentralwallis verbreitet vorkommen, sind allerdings schon nach Ende der letzten Eiszeit bei uns heimisch und vor allem aus Südost zu uns eingewandert. Diese sind absolut frosthart. Sie bekommen nur dann Konkurrenz, wenn das Klima feuchter wird.

Semi-mediteran kann nur das (Lokal)Klima im Tessin in Seenähe bezeichnet werden. Ausnahme ist die Isla di Brissago, wo es nur selten Frost gibt. Das mediterrane Klima ist dennoch verschieden, da ums Mittelmeer die NS im Winter fallen und der Sommer trocken ist. Im Tessin ist es genau umgekehrt ;-)
Nördlich der Alpen gibt es allerdings viele, lokale Wärmeinseln, besonders im Schutze der Berge und in Seenähe.
Bsp: Montreux-Nyon, Jurasüdfuss, Weggis, Bauen am Urnersee (eine der wärmsten Orte nördl. der Alpen!), Brunnen-Flüelen am Urnersee, Quinten am Walensee u.a.

Grüsse, Uwe

emu
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Trockenheit im Mittelland

Beitrag von emu »

@Uwe

Ich bin mit dir einverstanden was du schreibst, ich behaupte auch nicht das auf der alpennorseite mediteran-Klima (Ausser den vielen Wärmeinseln mit mediteran ähnlichen Mikroklimen) herscht aber die Arme des Mittelmeerklima greifen in den letzten Jahren spürbar auch immer wieder einmal bis zur Alpennordseite. Die 1-2° Erwärmung in den letzten 100 Jahren reichen für erste kleine Veränderungen. Würde es weiter 1-2° steigen nähern wir uns definitiv einem mediteran ähnlichem Klima. Wenn du z.b von Bern im Breitengrad eine Linie 220km nach Süden ziehst kommst du auf die Höhe Breitengrad von Valance in Südfrankreich und ab ca dort gilt auch offiziel Mittelmeerklima was auch an der Landschaft ab dort zu sehen ist. Also eine gesamterwärmung um weitere 1-3° könnte diese Grenze langsam nach Norden verschieben und da wäre die Schweiz dann auch nicht 1000km nördlicher sondern in greifbarer nähe. In weiterem muss ich sagen: Dass die südliche Schweiz an der Grenze zu Mittelmeerklima liegt siehst du ja auch ein bisschen an der Landschaft die sich z.b im Wallis und vorallem Tessin schon recht südliche Eindrücke hinterlässt - also Mischzonen, irgendwie auch Genf!

in weiterem bin ich einverstanden das über Trockenheit usw hier weiter diskutiert wird und nicht Gewitter Treads dazu gebraucht werden ;-)

noch vergessen: Teile des Jurasüdfusses sehen für mich persönlich auch schon etwas südlich aus Landschaftlich (auch wenn es grün ist), aber das ist Geschmacksache..
- Editiert von emu am 04.07.2008, 14:45 -

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Uwe/Eschlikon
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Beitrag von Uwe/Eschlikon »

@emu

Selbst wenn unser Klima durchschnittlich nochmals 2-3°C zulegen würde, bekommen wir eher kontinentaleres Klima als mediteranes.
Das Problem sind die Alpen, die als Klimascheide wirken und unsere zentrale Lage in Europa. Wir sind bis auf weiteres nicht von Kaltlufteinbrüchen aus N und NO gefeit. Und die Meere sind zuweit entfernt.
Irland und England sind gute Beispiele. Was im Süden Englands (etwa klimamässig wie Genferseeregion) an Palmen und anderen Exoten wächst, übersteigt alles hier in Mitteleuropa (Bsp. The Lost Gardens of Heligan). Die Nähe zum Meer machts. Dito für Frankreich oder auch Belgien, Holland oder Norddeutschland.

PS: Ich bin auch ein Fan exotischer und trockheitsliebender Pflanzen (speziell frostharte Sukkulenten), aber ein ziemlich realistischer :-D

Grüsse, Uwe

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