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Prognose 1. August Rheintal

Alles zu (Un)wetter relevant für die Schweiz
Stefan Hörmann
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Prognose 1. August Rheintal

Beitrag von Stefan Hörmann »

Hallo,

läuft alles nach Plan. Thermische Auslöse ist nicht zu erwarten. Gemäß der aktuellen 12z-Aufstiege haben wir oberhalb der Grundschicht eine klasse Schichtung mit einer Lapse-Rate von 8.5K/1000m zwischen 1700 und 4000m, aber die Schicht ist stark gedeckelt mit einer breiten inversiven Schicht zwischen 1400-1700m. Da geht erstmal nix durch. Die Auslösetemperaturen, die zur Feuchtekonvektion nötig wären, liegen bei der trockenen Luft derzeit bei kaum erreichbaren 32-33 Grad.

Das läuft m.E. auf Entwicklungen hinaus, die erst am späten Abend und in der Nacht dynamische Auslöse oberhalb der Grenzschicht stattfindet wenn der Trog reindrückt. Leichte PVA wird bereits am späten Abend simuliert. Ob's reicht? Die Schichtung darüber, extrafein mit 8.5K/1000m bis 4000m hoch. Entspricht bei erwartetem Feuchteprofil mit 15-17er Taupunkte einem LI-Index von -6/-7.
Viele Grüße,
Stefan, Ehingen/Donau, 545NN, Südrand Schwäbische Alb
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Cyrill
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Prognose 1. August Rheintal

Beitrag von Cyrill »

@ Mickey, Berneck 430

Bin auch kein Profi [:] und habe diesen Thread angeklickt, weil ich im Kreis der Familie den 1. August feiere und genaueres über die Wetterentwicklung wissen möchte. Die Prognose bleibt aber schwierig. Im Thread "Träume" findest Du noch einige Angaben:
http://www.sturmforum.ch/showthread.php ... intrag=100

Im Gegensatz zu anderen Wetterforen sind hier die persönlichen Angriffe zum Glück die Ausnahme - wenn es überhaupt persönlich gemeint war. Habe kürzlich 'ne ähnliche Erfahrung gemacht.

Gruss und fröhliches Fest, Cyrill

@ Stefan Hörmann
Gibt es für den Lifted-Index einen Minimalwert, der für die Auslöse erreicht werden muss - und wie hoch/tief wäre der?
Gruss Cyrill


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Alfred
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Prognose 1. August Rheintal

Beitrag von Alfred »

Sali zäme

COSMO-7 update (der 12Z-Lauf vom 31. Juli ist der untere
Teil der Grafik
).

Bild

Alfred
[hr]

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knight
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Prognose 1. August Rheintal

Beitrag von knight »

Hallo zusammen

Wegen der bevorstehenden Sonnenfinsternis wurde ich immer wieder gefragt, ob ich schon eine Prognose bezüglich des Wetters vom 1. August stellen kann (und das schon drei Wochen im Voraus ;-(). So kam die Idee auf, einmal aufzuzeigen, was es heisst, aus der Glaskugeloptik eine Prognose zu stellen. Untenstehend sind die 500 hPa-/Bodendruckkarten über die letzten 384 Stunden zusammengestellt. Über Sinn oder Unsinn bezüglich Wetterprognose x Tage vor dem eigentlichen Datum kann sich jeder eine Meinung bilden. Gerade diese Wetterlage mit der flachen Druckverteilung erscheint mir als prädestiniert dafür... Ab dem 28./29. "stabilisieren" sich die Karten. Wegen den diversen Chasings verpasste ich leider zwei Karten abzuspeichern (28.7.08 12Z und 29.7.08 00Z)...

16.07.08 00Z - 23.07.08 12Z

Bild

24.07.08 00Z - 31.07.08 12Z

Bild

Liebe Grüsse
Dominc
Sugiez - Mont Vully - Seeland

Stefan Hörmann
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Prognose 1. August Rheintal

Beitrag von Stefan Hörmann »

Original von Cyrill

@ Stefan Hörmann
Gibt es für den Lifted-Index einen Minimalwert, der für die Auslöse erreicht werden muss - und wie hoch/tief wäre der?
Gruss Cyrill
Hallo,

theoretisch ist ein minimaler Werte kleiner als 0K vonnöten. :-) Denn was sagt der Lifted Index aus?

Der LI gibt ja nur das Verhältnis wieder, um wieviel wärmer die aufsteigende, kondensierte Luftmasse (Kondensation = Wärmefreisetzng) gegenüber der ruhenden Umgebungsluftmasse ist. Solange die aufsteigende Luftmasse nicht die Temperatur der Umgebungsluft erreicht hat, solange steigt es auch auf. Ist dieser Punkt erreicht, spricht man vom Equilibrium Level (EL = Gleichgewichtsniveau). Höher reicht die Feuchtekonvektion nur in Overshooting Tops, wenn die freigesetzte Energie derart gewaltige Aufwinde erzeugt (150 km/h sind oft ein Klacks), dass die Aufwinde über das EL hinaus schießen. Auch kann Verdunstung an der Wolkenoberfläche sowie vorhandene Sonneneinstrahlung die Umgebungstemperatur der Wolke leicht absenken, so dass die Aufwinde noch höher reichen als wir uns das in der Modellatmosphäre vorstellen können. Irgendwann ist aber definitiv an der Tropopause Feierabend. Im Prinzip reicht ein Lifted Index von -0.1K aus, damit Feuchtekonvektion einsetzt. Doch meist fehlt bei derart geringer Labilitätsfläche (der Lifted Index zeichnet im Temp eine Labilitätsfläche) der Hebungsantrieb und auch die Steigwerte sind so gering, dass es nicht zur Gewitterbildung kommen kann. Die Hebung machts, und die kann auch dynamischer Natur sein. Stichwort PVA (positive zugeführte Wirbelhaftigkeit (Positive Vorticty Advection). Das wird uns heute Nacht und Morgen beschäftigen.

Bei der Auslösetemperatur muss man differenzieren. Es gibt derren zwei!

1. Auslösetemperatur der freien Trockenkonvektion
2. Auslösetemperatur für freie Feuchtekonvetion.

1. Auslösetemperatur der freien Trockenkonvektion:
Das ist die Temperatur die notwendig ist, damit ein durch Sonneneinstrahlung erwärmtes Luftpaket aufsteigen kann. Dies kann bei ausreichenden Auslöseimpulsen (Wind z.B.) bereits dann der Fall sein, wenn sich die Luftmasse am Boden 1K stärker erwärmt hat als die
Umgebungsluft. Das ist dann übrigens auch jene Temperatur, die wir Gleitschirmflieger lieben oder hassen, denn sie gibt den Zeitpunkt an, ab der die Thermik funktioniert.

2. Auslösetemperatur für freie Feuchtekonvetion:
Diese Temperatur ist notwenig, damit bei der vorhandenen Feuchte die Feuchtekonvektion in Gang gebracht werden kann. Je feuchte die Luft ist, desto eher können Sperrschichten überwunden werden, steht mit mehr Feuchte auch sehr viel mehr Energie zur Verfügung die freigesetzt werden kann.

Für Gewitter brauchen wir also die Auslösetemperatur der Feuchtekonvektion. Idealerweise lies man sie in den Prognosetemps ab, in dem man vom Taupunkt weg die Linie gleichen Mischungsverhältnisses bis zu Temperatur folgt und dort den gedachten Aufstieg feucht-konvektiv (0.65K) weiter verfolgt. Hier sucht man sich dann die Temperatur die man braucht, dass alle Sperrschichten überwunden werden können. Je geringe die Luftfeuchte (je tiefer der Taupunkt = höhere Wolkenbasis), umso höher muss die Auslösetemperatur sein (unser Problem heute). Je höher der Taupunkt, umso tiefer kann die Temperatur zu Auslöse sein.Wichtig ist in beiden Fällen nur, dass man eine Linie findet die freie Feuchtekonvektion zulässt. Findet man sie nicht, vielleicht durch Sperrschichten, zu wenig Einstrahlung, so klappts auch mit den Gewittern nicht.

In den von Bernhard erzeugten Temps kannst Du das annähernd ganz einfach ablesen. Recht oben "Convective Temperature". Das ist die nötige Temperatur, damit freie, hochreichende Feuchtekonvektion thermisch, also vom Boden ausgehend, einsetzen kann. Das ist heute unser Problem.

Hier zu Bernhards Temp: http://62.202.7.134/hpbo/app/hpbo/img/s ... _06610.gif

So, bissl mehr mehr geschrieben als sonst.
- Editiert von Stefan Hörmann am 31.07.2008, 18:26 -
- Editiert von Stefan Hörmann am 31.07.2008, 18:26 -
Viele Grüße,
Stefan, Ehingen/Donau, 545NN, Südrand Schwäbische Alb
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Dwalin (Muttenz)
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Prognose 1. August Rheintal

Beitrag von Dwalin (Muttenz) »

Hallo

Möchte an dieser Stelle nur ein grosses Lob aussprechen für jene die sich Zeitnehmen und auch diese
Threads mit einer Prognose (die sicherlich besser ist als ein Standarttext für 12.- ;-)) beantworten.
Denke für wichtige Daten wie den ersten ist das für viele nützlich. :-)

Gruss
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Prognose 1. August Rheintal

Beitrag von Ben (BaWü) »

ESTOFEX hat jetzt schon nen forecast für morgen draußen:

Bild


"... S - Germany, western Alpine region, SE France and N - Italy ...

Slowly eastward moving surface front nestles up against the Alpes during the late afternoon and evening hours, providing good BL moisture. Combined with better mid - level lapse rates, MLCAPE of 700 - 1200 J/kg are likely to evolve during the day. Both, frontal forcing and diabatic heating should help to erode the cap until the early afternoon hours with scattered thunderstorm development expected. Wind field at all levels is slightly better with DLS around 15m/s and multicells could produce a few large hail / strong wind gust reports.

During the evening hours, upper trough axis finally approaches from the WSW, resulting in another burst of widespread thunderstorms mainly over Switzerland and W - Austria. Model pool is in general agreement in developing a large cluster of storms somewhere over central Switzerland, moving to the northeast. Marginal hail and strong wind gusts can occur but the main risk will be a flash flood risk, running from Switzerland over W - Austria to SE Germany during the night hours."

(Quelle: www.estofex.org )

Greez
Ben
http://sturmjagd.wordpress.com/
Wetterfotografie in Süddeutschland


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Cyrill
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Beitrag von Cyrill »

@ Stefan Hörmann
Vielen herzlichen Dank für die Erklärung, die äusserst aufschluss- und umfangreich ist :-) . Sie leuchtet total ein, auch wenn der Wert -0,1K unter dem in gewisser Literatur auffindbaren Minimalwert von -0,6K liegt. So kann ich nun auch eher verstehen, weshalb es während einem Chasing bei Porrentruy anfangs Juni um 23:20 Uhr beim Takt von "nur" 18,5° Grad Celsius dennoch brutal ausgelöst hatte, als die KF den Jura erreichte. Ergo musste der Taupunkt sehr hoch gewesen sein - die Wolkenbasis war niedrig und die Outflowböen ziemlich heftig; kein Niederschlag.
Wetter ist spannend, vorallem wenn man's so interessant erklärt bekommt. Beim persönlichen Forecasting schaue ich mir natürlich immer die PVA-Grafik an, sowie andere relevante Karten. Dennoch sind Fragen offen (die nicht zwingend in diesem Thread beantwortet sein müssen, selbst wenn das Thema zur aktuellen Wetterlage passt), wie z.B.: Weshalb bleibt ein Deckel, obwohl die erforderliche Labilität und hohe Taupunkte etc. vorhanden sind. Schnüren ungünstige Surface-Theta-E Werte aus Nordost die konvektiven Kräfte ab, oder sind es trockene Luftmasseneinschübe, die die Freisetzung der Energie unterbinden?

Gruss Cyrill

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Prognose 1. August Rheintal

Beitrag von Tinu (Männedorf) »

Hoi zäme

Also ich halte die morgige Lage für relativ tückisch. Vor allem dann, wenn man sich zu sehr auf die Modelle verlässt.

Gefährlich sind bei der morgigen Lage meines Erachtens weniger die direkten Begleiterscheinungen der vom Höhentrog ausgehenden Kaltfront; ich denke vielmehr, dass man das Augenmerk bei uns im Süden auf präfrontale Entwicklungen legen sollte. Speziell die Bildung von Gewitterlinien im Vorfeld der eigentlichen Luftmassengrenze erscheinen mir wahrscheinlich. Die Modelle haben erfahrungsgemäss Mühe, solche präfrontalen Entwicklungen zu erfassen, resp. sie überhaupt darzustellen.
Tinu (Männedorf ZH, 422 m ü. M)
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Beitrag von Cyrill »

:O Waaoouu! Vor 15 Min. hat präfrontal die KF die Schweizer Grenze erreicht. BLIDS zeigt mehrere CG's bei Biel (See und Stadtzentrum) und ich sehe das Wetterleuchten sogar in Winterthur....
.. und wenn ich sehe, wie elektrisch die Zellen in den Benelux waren..... warte mal ein Weilchen und werde vielleicht chasen gehen

Gruss Cyrill

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