Hallo zusammen,
vielen Dank für die bisher gezeigten teils wirklich wunderbaren Aufnahmen.
Sehr gerne möchte ich auch die Gelegenheit nutzen, um meine Bilder aus der vergangenen Saison zu zeigen. Alleine schon das aktuell gruselige Wetter ladet richtig hierzu ein. Apropos gruselig… Wie bereits von Crosley und Benni bewertet ist diese Saison auch bei mir eine Episode, an die ich mich nicht allzu gerne erinnere. Gewiss, der Eindruck der hier gezeigten Bilder mag den ein oder anderen vielleicht ein wenig täuschen. In der Regel sind die fotografierten Szenen ja auch nur Stichproben einer Saison. Doch mehr als das Gezeigte gab es dieses Mal tatsächlich nicht zu holen. Nun aber genug gemeckert…
Los ging es mit einer winterlichen Szenerie auf dem Schauinsland am 07.03.2010. Das Besondere dieser Lage waren Sturmböen aus Ost bei fast wolkenlosem Himmel, knapp einem Meter Pulverschnee und Temperaturen um rund minus 10°C.
Vielversprechend früh begann die Gewittersaison mit einer Rückseitenlage am 01.04.2010. Bodennahe Nordwestwinde sind im Raum Freiburg in der Regel bei jeder ausreichend labilen Lage schon fast ein Garant für sehenswerte Gewittererscheinungen. So auch dieses Mal. Eine jahreszeitliche kräftige Zelle entwickelte sich über dem Rhein und zog in Richtung Freiburg. Die Schneefallgrenze lag während des Schauers bei knapp 400m, Graupel fiel bis ganz runter, wie man an den Fallstreifen erkennen kann.
Auf diese Weise erwischte ich zufällig meinen ersten Blitz der Saison.
Tolle Szenen…
Dann geschah eigentlich nichts mehr. Zwischenzeitlich fuhren wir in die Karibik auf die äußerst sehenswerte Insel Guadeloupe, die sowohl für Wanderer als auch Strandbegeisterte eigentlich alles bietet, was das Herz begehrt. Doch hierzu vielleicht ein anderes Mal mehr. Jedenfalls war es auch meteorologisch interessant, gab es doch fast jeden zweiten Tag unglaublich intensive, kleinräumige tropische Schauer oder kurze Gewitter. Sehr sehenswert waren diese allerdings nicht. Spannend war in diesem Zusammenhang eine kleine Wasserhose, die wir unter einem eher unauffälligen Cumulus mediocris entdecken konnten. Auf dem Bild sieht man’s nicht, aber es gab Bodenkontakt.
Am 06.06.2010 gab es dann das erste Mal ein recht hohes Unwetterpotenzial. Bei südwestlichen Bodenwinden roch ich den Braten und fuhr in Richtung Basel. Es gab mittags eine kleine Gewitterzelle. Ich dachte, dass es das schon gewesen wäre uns fuhr fälschlicherweise nach Hause. Ich nehme an, dass sich die meisten Interessierten noch entsinnen können, was am späten Nachmittag im Raum Basel los war. Frustriert wartete ich also auf die nächste Chance…
An 08.06.2010 gab es immerhin ein paar lokale Wärmegewitter. Dieses unscheinbare Exemplar entlud sich über dem Freiburger Hausberg, dem Schauinsland.
Einer der Saisonhöhepunkte ereignete sich dann einen Tag später, am 09.06.2010. Bei Föhn über den Alpen, starken südwestlichen Höhenwinden und Nordwind im Rheingraben gab es den für hieisige Verhältnisse idealen Gewittercocktail. Eine große Superzelle entstand bei Montbéliard und zog via Mulhouse in den Rheingraben. Es gab teils tennisballgroße Hagelkörner lt. Infoclimat. Benni und ich konnten die Zelle nahe Mulhouse ablichten. Ich vergaß leider meinen ISO-Wert zu beachten und habe einen Teil meiner Aufnahmen damit leider verhunzt

:
Bild 1 zeigt die ausgeprägte Versorgungslinie der Zelle:
Beeindruckens „Mutterschiff“
Nicht mehr lange, und der Core würde uns treffen. Es rotierte beachtlich im Gegenuhrzeigersinn. Leider hatten wir jedoch zu viel Respekt und fuhren zu früh weiter, anstatt das System unmittelbar an uns herankommen zu lassen.
Bei Bad Krozingen wollten wir die Zelle nochmals abfangen. Dabei gewann der Outflow an Dominanz, die Zelle fiel alsbald in sich zusammen.
Abschließend nochmals zwei Panoramen der sehenswerten Superzelle:
So hätte es weitergehen können. Und das tat es auch vorübergehend. Einen Tag später entstanden bei fast identischer Wetterlage erneut Superzellen über dem Elsass und zogen entlang der Grenzen nach N/NO. Von Freiburg aus gelangen mir ohne Stativ ein paar Aufnahmen der Glühbirne (extrem hohe CC-Blitzfrequenz mit seltenen Erdblitzen):
Nettes „Overshooting“:
Niederschlagskern nahe des Kaiserstuhls
So ging es leider nicht weiter. Erst am 29.06. gab es wieder ein paar sehenswerte Aktivitäten. Dieses Mal waren es klassische Wärmegewitter über dem Schwarzwald, die im Rahmen einer gradientschwachen labilen Hochdrucklage entstanden. Das gab es in dieser Saison nur äußerst selten:
Am 12.07.2010 ging es dann weiter. Nordwestliche Bodenwinde, SW-Winde in der Höhe und ein nahender Trog. Ideale Ausgangsbedingungen für den Freiburger Raum und erneut bestätigt

. Zuerst entstanden einzelne beeindruckende Zellen über den Vogesen:
Diese formten nachmittags einen kleinen Cluster, der mit einem Bow Echo und Sturmböen später Freiburg überquerte. Zwischenzeitlich gab es bei einem zerfallenden TCU einen kleinen Funnel:
Auch über dem Schwarzwald entstand eine „fette“ stark gescherte Zelle:
Dann näherte sich der Cluster Freiburg und wurde von einer massiven Böenfront begleitet. Harmlos ging es los:
Dann wurden alle Konturen sichtbar:
Das ganze nun noch als Panorama:
Sturmböen und Staubsturm, ehe Sturzregen und kleiner Hagel einsetzten.
Am 14.07. entstand die von Benni so schön fest gehaltenen Squall Line über dem Rheingraben und insb. dem Schwarzwald. Erste Zellen im Rheingraben sorgten für einige schwache bis mäßige Gewitter:
Unter dem Aufwindbereich diese kleinen Zelle entstand dann auch ein kleiner Funnel, der sich sogar mehrere Minuten in diesem Stadium halten konnte:
Weiter ging es am 28.07.2010, als eine recht kräftige Zelle nördlich von Freiburg bei Waldkirch/Sexau entstand und mit dem Abendlicht einige schöne Momente abgab.
Neubildung:
Gesamte Zelle mit Wall Cloud-artiger Struktur:
Interessante Frakti-Erscheinungen:
Am 29.07.2010 gab es dann eine kurzlebige Zelle im Rheingraben mit ein paar wenigen Donnern.
Im nachfolgenden Urlaub gab es an der südwestfranzösischen Atlantikküste ab und zu ein paar kleine Funnel bzw. Wasserhosen. In Zukunft achte ich da genauer drauf, denn scheinbar treten diese Dinger ja wirklich oft auf

.
Nichts beeindruckendes, aber immerhin… Das folgende Exemplar war schon etwas größer, hatte Bodenkontakt, war aber leider nur schwer zu erkennen. Die Kontrastbearbeitung im nachfolgenden Bild bestätigt die Beobachtung immerhin.
Schöne Kontraste am Strand gab es auch ab und an:
Der 27.08.2010 war im Rheingraben dann ein weiterer Höhepunkt der Saison. Eine Superzelle zog quer durch den Rheingraben. Benni konnte die Zelle von ihrer Südseite hochfotogen festhalten. Ich setzte zunächste auf eine nördlich davon liegende Zelle, die zumindest aus meiner Perspektive anfangs stärker aussah:
Dann schwächte sie sich ab, gleichzeitig marschierte die andere Zelle in Richtung Rhein und ich versuchte noch mein Glück auf die Vorderseite zu gelangen:
Was schief ging… Core Punch…
Dennoch konnte ich wenig direkt unter der sehr stark rotierenden Meso stehen und diese ablichten:
Das letzte Gewitter der Saison gab es dann am 12.09.2010. Eine kleine Gewitterlinie zog durch den Rgeingraben und wurde von einer jahreszeitlich kräftigen Böenfront begleitet:
So, das war mein Rückblick auf die vergangene Saison. Da ich während des Jahres nur wenige Bilder gezeigt habe, fiel er nun doch etwas länger aus. Ich hoffe, dass euch die Bilder trotz der eigentlich echt schlechten Saison ein wenig gefallen haben und freue mich auf das kommende Jahr.
Super wäre, wenn noch der ein oder andere von euch diesen Thread vervollständigt mit seinen Beobachtungen und Bildern, da ich mich sehr gerne an einige sehr spannende Berichte zurückerinnere.
Beste Grüsse, Thies