Original von Marco (Bettlach)
Last but no least: La Brévine

Dampft der See, weil er so kalt ist?

Hoi Marco, willst du wissen warum? Lies meinen Bericht und du bist schlauer..
Also für mich ist die Gewittersaison endlich auch eröffnet. Ich hatte gestern ein erstklassiges Chasing! Im Waadtländer Jura fuhr ich in mehrere Hagelzellen mit Hagel bis 1.5cm, im Freiburger Seeland hatten wir (unterdessen waren Dominic und ONeil dazugestossen) einen optimalen Blick auf die Rückseite des Gewitterclusters, welcher sich spätnachmittags an den Freiburger Voralpen gebildet hatte und bei Basel erwischten wir gerade noch rechtzeitig die letzte Zelle über Schweizer Boden, bevor alles nach Ostfrankreich abzog..
Aber alles der Reihe nach..
Zunächst noch ein Hinweis:
Bei den Videos handelt es sich zurzeit noch um Rohmaterial. Ein Zusammenschnitt folgt später. Die einzelnen Videos sind daher recht gross, zwischen 7 und 40MB!
Um 12 Uhr mittags startete ich mein Chasing in Delémont bei wolkenlosem Himmel. Erstes Ziel: La-Chaux-de-Fonds. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich bereits eine schöne Schauer- und Gewitterkette über dem südlichen Jura gebildet.
Nach wenigen Kilometern auf der Autobahn Richtung Glovelier erspähte ich am südlichen Horizont bereits die nördlichsten Quellungen:
Bei Glovelier fuhr ich von der Autobahn und hielt Kurs auf Saignelégier. Unterdessen kontaktierte mich Dominic, welcher ebenfalls unterwegs zu den ersten Gewittern des Tages war. Wir wollten uns auf dem Chasseron nordnordwestlich von Yverdon-Les-Bains treffen, wo man einen guten Blick über die Juraketten aber auch hinunter ins westliche Mittelland hat. Bis dahin war es aber noch ein langer und wie sich später herausstellen sollte ereignisreicher Weg.
Bald schon zeigten sich die ersten grösseren Quellungen:
Kurz vor La-Chaux-de-Fonds wars nicht mehr weit, bis ich auf das erste Gewitter treffen sollte..
Bei Le Locle dann tatsächlich erste Blitze und Donner. Das Gewitter lag direkt auf meinem Weg, also alles nur weiter Richtung Südwesten.
Plötzlich, zwischen Le Locle und Le Prévoux ein vertrautes und gleichzeitig heiss geliebtes Geräusch: *Dong!* - *Dong-Dong!*
Hagel! Zwar nicht besonders gross (1cm), aber dennoch: Ein erster Adrenalinstoss..
Nach kurzer Messung, fuhr ich weiter und kehrte kurz nach Le Prévoux wieder um, da ich offenbar den Hagelcore bereits durchfahren hatte. Ich fand diese Ortschaft urplötzlich interessant und blieb erstmal eine Weile..
Video 1:
Video 2:
Video 3:
Nach einer Weile liess der Hagel etwas nach und Regen setzte ein. Alsodann fuhr ich weiter und geriet nur wenige Kilometer weiter bei Le Cerneux-Péquignot erneut in einen Hagelschauer. Da ich aufgrund mangelnder Windscherung einerseits und der doch recht jungen Konvektivität andererseits noch nicht von grösserem Hagel ausging und mich ja sowieso mit Dominic treffen wollte, fuhr ich weiter nach La Brévine.
Dort dann der 3. und eindrücklichste Hagelschauer. Die Korngrösse war zwar gemäss meiner Vermutung nur leicht grösser (ca. bis 1.5cm), aber die Intensität des Schauers und die Lichtverhältnisse waren diesmal noch etwas besser.
Video 1:
Video 2
Aus irgendeinem Grund (hmmm, warum wohl nur?) bog ich aus Versehen falsch ab und näherte mich dem Lac des Taillères..
Am See:
Video
Zu diesem Zeitpunkt hoffte ich irgendwie noch auf grösseren Hagel..

..aber auch Hagel von 1 - 1.5cm Durchmesser platscht ganz schön aufs Wasser. Eindrücklich!
Dominic meldete sich bei mir und fragte mich, wo ich denn bleiben würde.. Es entwickle sich gerade etwas Frisches in den Freiburger Voralpen und er denke, der Pfupf könnte im Jura bald draussen sein.. Pfupf draussen hin oder her, ich kam auf der Weiterfahrt irgendwie nicht so schnell vom Fleck..
Weil ich bei La Brévine falsch abgebogen war, musste ich also wieder zurück. Dort war in der Zwischenzeit alles weiss geworden:
Auf dem weiteren Weg begegneten mir immer wieder dicke Nebelschwaden und grosstropfiger Regen vermischt mit kleinkörnigem Hagel. Die Temperatur war mittlerweile auf 5 Grad gesunken. Brrr!
Endlich erreichte auch ich den Chasseron (bezeichnender Name nicht?), aber irgendwie hatten Dominic und ich Mühe uns zu finden.. Also machten wir einen neuen Treffpunkt bei Montagny (gleich neben Yverdon-Les-Bains) ab, um den outflowdominierten Jura hinter uns zu lassen und uns auf die Entwicklung im westlichen Mittelland zu konzentrieren. Von Montagny ging es nach kurzer Besprechung weiter Richtung Payerne. In der Zwischenzeit meldete sich Greg (Crosley) und berichtete von 1cm Hagel bei Burgdorf (BE). Wir steuerten also schnurstracks das Berner/Freiburger Seeland an. Bei Estavayer-le-Lac fuhren wir schliesslich von der Autobahn und postierten uns nahe der Ortschaft Frasses an einem Feldrand mit optimaler Sicht auf die Rückseite des Gewitterclusters, welcher sich eine Stunde zuvor in den Freiburger Voralpen gebildet hatte und sich nun langsam nach Nordnordwesten ins Mittelland hinaus frass.
Videostandbild (an dieser Stelle kein Videolink, da Rohfilm viel zu gross):
Ein paar Film- und Fotoaufnahmen später, entschieden wir uns nach Norden durch den Niederschlagskern zu fahren um an die Vorderseite des Zellclusters zu gelangen. Die Bodenwerte (allen voran Temperatur, Taupunkt und Wind) waren zu diesem Zeitpunkt günstig für die Region um Olten, Solothurn und bis rauf nach Basel. Gesagt getan, fuhren wir also durch die nicht sonderlich spektakuläre "Brühe" nach Lyss, Biel und dann weiter nach Solothurn. In der Zwischenzeit erfuhren wir von Philippe, dass er ebenfalls an dieser Zelle dranklebte (allerdings an dessen Nordostflanke) und nun ebenfalls Richtung Solothurn/Egerkingen fahren würde.
Unter dem Cluster: Starkregen, zügiger Südwind, kühle 10 Grad und einige Blitze..
Video 1:
Video 2:
Eine gute Stunde später: Treffpunkt mit Philippe auf dem Parkplatz einer Imbisskette bei Egerkingen. Meet&Greet, Erfahrungsaustausch, Nowcasting. Die Mittellandzelle hatte sich zu diesem Zeitpunkt merklich abgeschwächt und wir waren uns alle schnell einig, dass nur noch in der Region Basel etwas Neues entstehen könnte. Dominic und ich entschieden uns daher für die Weiterfahrt Richtung Norden, währenddessen Philippe sich für die Umkehr entschied.
Bei Sissach dann ein kurzer Halt, nochmals Radaranalyse. Die Zellen über dem südwestlichen Zipfel des Schwarzwaldes und eine Zelle östlich von uns schwächelten, dagegen hatte sich genau dazwischen (höchstwahrscheinlich outflowbedingt) frisch eine Zelle bei Bad Säckingen gebildet. Wir vermuteten und hofften, dass die Zelle in den folgenden 20 Minuten ihren Höhepunkt erreichen würde und sich mit der Höhenströmung langsam nach Westen Richtung Basel bewegen würde. Also fuhren wir gleich weiter zur Autobahnraststätte Pratteln. Dort angekommen, bewahrheitete sich unsere Vermutung: Die Zelle blitzte schön und kam geradewegs auf uns zu. Uns blieben gerade mal 5 bis 10 Minuten bevor uns der stürmische Outflow erreichte.
Mittlerweile war es 20 Uhr und der Hunger machte sich bei allen Beteiligten bemerkbar. Da "die Luft nun definitiv draussen war" und alles nach Frankreich abzog, beendeten wir hier unser interessantes Chasing mit einem feinen Nachtessen auf der Autobahnraststätte.
PS: Ich hatte noch eine Video 8 Kamera dabei und damit auch ein paar eindrückliche Filmsequenzen aufnehmen können. Diese muss ich allerdings erst noch auswerten resp. auf den Laptop übertragen. Diese Filmsequenzen werde ich zusammen mit einem etwas ausführlicheren Bericht vermutlich in den nächsten Tagen auf meiner Homepage bereitstellen. Ein Youtube-Video mit den besten Sequenzen ist auch noch geplant.
@Marco: Deine Frage beantwortet?
Gruss Chrigi
- Editiert von Christian Matthys am 12.05.2008, 20:45 -