Berner Zeitung vom 3.8.2007:
Ein Blitz schlug gestern am Berner Hirschengraben in eine BernMobil-Weichensteuerung und in eine EWB-Einspeisung ein.
Eindrücklich demonstrierte die Natur gestern, dass sie noch lauter sein kann als die 1.-August-Knallerei: Um 11.40 Uhr schlug am Hirschengraben in Bern ein Blitz ein. Die Entladung des Blitzes war so laut, dass er bis in die Quartiere hinaus gehört wurde.
«Wegen des lauten Knalls war ich schier aus dem Stuhl gekippt», sagt Ariane Schmutz, die in der nahen Gurtengasse in einem Aussen-Café sass. Und ein Angestellter, der im Bahnhof Bern arbeitet, meinte, es habe wegen des lauten Knalls auf der Bahnhofplatz-Baustelle eine Explosion gegeben.
Der Blitz schlug am Hirschengraben in eine Weichensteuerung von BernMobil ein und zerstörte sie. Zudem wurde eine EWB-Einspeisung in Mitleidenschaft gezogen: «Die Reparatur der Weichensteuerung läuft auf Hochtouren», sagte gestern BernMobil-Kommunikationschefin Annegret Hewlett. Morgen Samstag muss die Steuerung am Hirschengraben wieder funktionieren. Denn: BernMobil will den Trambetrieb auf den Linien 3, 5 und 9 wieder aufnehmen. Annegret Hewlett ist zuversichtlich: «Die Reparatur wird rechtzeitig beendet sein.»
Ungewöhnlich
Der Blitzschlag von gestern am Hirschengraben ist für Adrian Scherzinger, Produktionsleiter Wetterprognosen bei Meteotest Bern, ungewöhnlich: «Blitzschläge finden selten den Weg in eine solche Strassenschlucht – sie treffen eher Bäume oder Häuser, die es am Hirschengraben ja gibt.» Er könne über den genauen Grund nichts sagen, das müsste man untersuchen, so Scherzinger. Doch er vermutet: «Es waren möglicherweise unterschiedliche Ladungen vorhanden, die den Blitz anzogen.» Und er gibt zu bedenken: «Die Abläufe bei Blitzen konnten noch nicht bis ins Detail erforscht werden.»
Glück gehabt
Beim gestrigen Blitzschlag am Hirschengraben wurden keine Menschen verletzt. Nach den Worten von Scherzinger hätte der Blitz auch auf einen Menschen überspringen können, wenn er sich in der Nähe der Steuerung befunden hätte. Dies mit tödlichen Folgen. «Es gibt Menschen, die sofort verkohlt werden», weiss der Fachmann. Er kennt auch Fälle, wo Getroffene einige Meter weg gespickt wurden. Andererseits: «Einige Menschen haben einen Blitzschlag sogar unverletzt überlebt.» Doch dabei kommt es auf die Art des Blitzes an und wie er sich entlädt, erklärt Scherzinger. Und auch die Erdung der getroffenen Menschen spiele eine Rolle.
Das scheint tatsächlich eher ungewöhnlich. Denkt man doch als Passant tatsächlich, dass man zwischen 6-geschossigen Häusern, die alle Blitzableiter haben dürften, eher gefahrlos mit dem Schirm rumspazieren könnte bei Gewitter...