Hallo zusammen
Hier noch ein kurzer Bericht zu dem Gewitter am Bodensee. Gestern (19.6.02) war es hier sehr schül. Das Temperaturmaximum betrug 34.4°C, während vorgestern "nur" 32.8°C erreicht wurden. Im Laufe des Nachmittags wurde es immer dunstiger. Die Sicht betrug etwa 20 km. Nach 15 Uhr sah man schon die ersten Cb-Türme über dem Rheintal und über dem Schwarzwald. Nach 16 Uhr breitete sich bereits ein riesiger Cirrenschirm von Osten her aus. Um 17:30 Uhr wurde es im O bereits dunkler und es war beinahe unerträglich schwül.
Um 17:48 Uhr Richtung Obersee im Osten, Konstanz ist gerade noch zu sehen im Dunst:
Nach 18 Uhr ging es los. Rundherum schossen Türme in die Höhe. Der Grösste schien über Meersburg zu liegen. Er war wirklich gigantisch. Der Wind frischte auf und blies mit etwas 6 Bft aus Osten. Die Temperatur sank rasch auf 28°C.
Um 18:14 Uhr Richtung Meersburg:
Um 19 Uhr schien sich das Ganze vor allem nördlich des Sees zu verstärken, aber auch über Konstanz waren dichte Fallstreifenzu sehen. Es kamen taubeneigrosse Hagelkörner vom Himmel. Hier in Ermatingen kamen nur einzelne Hageln herunter, danach regnete es kurz und recht kräftig, das war dann aber schon alles. Die Blitzaktivität war nördlich des See recht hoch. Man sah aber fast nur Wolkenblitze. Um 19:30 Uhr war hier der ganze spuk vorbei, von Süden her trocknete es bereits ab. Die letzten Cu con lösten sich auf und der Cirrenschirm mit schönen Mammatus-Formation kam zum vorschein.
Um 19:31 Uhr in Richtung SW:
Interessant war die Gewitterentwicklung und die Zugbahn der Gewitter. Während die Superzelle sich über dem östl. Teil des Bodensees auflöste, bildeten sich über dem Alpstein und Toggenburg weitere Gewitter. Es schien so, als ob diese Gewitter ins Flachland hinaus ziehen. Doch inzwischen produzierte der Outflow der Gewitter am See weitere nördlich des Überlinger- und später auch Untersees. Die Gewitter zapften wahrscheinlich die feuchte Luft über dem See an. Über dem See war die Schichtung zu stabil um Gewitterbildung zuzulassen, da die Oberflächentemperatur nur etwa 23°C betrug. Deswegen schien es fast so, als ob die Gewitter den See "übersprungen" hätten. Man konnte auf dem Radar deutlich beobachten, wie Stadtgebiete Gewitter beeinflussen, denn über Konstanz und Umgebung bildete sich auch eine kräftige Gewitterzelle. Das lag erstens an der Landbrücke welche den Untersee vom Bodensee trennte und vor allem an dem Stadtgebiet. Der viele Asphalt und die vielen Gebäude sind ein guter Wärmespeicher. Deswegen war die Schichtung über der Stadt labil. Die Folge war dann der kräftige Hagelschlag mit taubeneigross Hagelkörnern. Um 18 Uhr mass Konstanz noch 32°C, während ich in Ermatingen noch etwa 28°C mass. Ich glaube, es gibt auch eine Studie darüber, dass Gewitter über Stadtgebieten im Schnitt mehr Niederschlag produzieren als solche, die in ländlichen Regionen niedergehen. In Tägerwilen hat man übrigens Hagelraketen abgefeuert. Diese hatten meiner Meinung nach überhaupt keinen Einfluss auf das Gewitter. Der Grund, dass es bei uns nicht gehagelt hat, lag an der zu stabilen Schichtung über dem See und dem östlichen Mittelland. Natürlich geht schon heute das Gerücht um, dass die Hagelraketen "wieder" genützt hätten.
Gruss
Michael
- Editiert von Michael (Untersee) am 20.06.2002, 14:16 -