Re: FORECAST/NOWCAST: Gewitter 20./21.08.2009
Verfasst: Sa 22. Aug 2009, 10:01
Morgen
Herrliche Abkühlung hier in der Nordostschweiz. Seit Wochen das erste Mal wieder ohne Schweissausbrüche mit dem Fahrrad zur Büetz gefahren. Selbst in den Häuserschluchten von Männedorf scheint es mit Blick auf die Nachbarstation Wädenswil (TAkt: 15.3°C) auf vernünftige Verhältnisse abgekühlt zu haben
@Tinu: den kann ich mir jetzt doch nicht verklemmen: aber, so wie es jetzt am Mittag aussieht, haben wir mit den gestern prognostizierten 22°C eher das Problem, dass sie in der NE-CH evtl. gar nicht erreicht werden.
Mit fast 4 hPa Ost-West Druckdifferenz schöne Bise, die mit eingeschränkter Sonneneinstrahlung für heute nur knapp sommertaugliche Temperaturen erwarten lässt, dies im zentralen- und östlichen Mittelland.
Die bei uns gestern Abend (Windstoss West-, Nordwest) und anfangs inaktive, seichte Front, wurde durch den in der Nacht nochmals etwas weiter südliche ausgreifenden Trog in der NE-CH erwartungsgemäss reaktiviert und zog gegen 04 Uhr in der Region Zürich dann endlich durch. Dabei kurzfristig kräftige Schauer. SMA 10'-Wert von immerhin 4.9 mm auf 04.00 Uhr.
Kompliment an COSMO-2, dass die Lage seit gestern Morgen gut im Griff hatte und die Niederschlagsverteilung sehr gut berechnete:


update Samstag Mittag:
Die Fehlprognose von gestern hat vielfältige Gründe, die ich nicht alle kenne und aufzählen mag. Sicher resultierte eine grosse Unsicherheit auch aus den verschiedenen Niederschlagssummen im Modellpool. EZ (das hochgelobte, seriöse und tatsächlich zuverlässigste Modell) hat Probleme mit konvektiven Niederschlägen, (das zeigte sich diesen Sommer schon mehrmals) und modelierte eine flächendeckenden Niederschlagsteppich über den meisten Gebieten der ANS gestern Nachmittag.
Dann war da aber auch die Synoptik: mit stets hohen Taupunkten und dem Morgen (als die Welt noch in Ordnung schien) mit aktiver präfrontaler Konvergenzlinie (vor allem Aargau) und einer doch ansehlichen Front über Ostfrankreich. Zusammen mit psychologischem Moment, dass man nach einer solchen Hitze à propos Schwergewitter, ziemlich vorsichtig war. Es war also auch eine Mutfrage.
Die eigentliche Bremse in der weiteren Entwicklung bei uns war aber sicher der "relaxende" Trog, der in den Morgenstunden noch deutlich gegen das südliche Zentralfrankreich amplifizierte und dann aber (untypisch) abflachend nördlich der Schweiz durchstreifte. Die in den Morgenstunden noch einsickernde Höhenkaltluft sowie die Zyklonalität zogen sich dementsprechend im Tagesverlauf gegen Norden zurück.
Tatsächlich fehlte meiner Meinung nach gegen Abend, im Vorfeld des sich nun wieder stärker gegen die Schweiz ausdehnenden Höhentrogs, nicht mehr viel, um organisierte Gewitter auszulösen. Die Auslösetemperatur nach Mittags Sondierung Payerne lag bei ca. 27°C und tatsächlich bildeten sich spät über dem Basler/Solothurner Jura noch einzelne Zellen, nicht zu vergessen das kräftige Gewitter welches in der noch deutlich feuchtpotentielleren Luft Richtung Alpen, am späten Abend von Schwyz Richtung Alpstein gezogen ist. Ein weiterer Hinderungsgrund für eine rasche Entwicklung (neben der schlechten Jetposition) war natürlich schlicht und einfach auch die fortgeschrittene Jahreszeit: wir befinden uns nämlich zwei Monate nach dem Sonnenhöchststand...
Soweit meine oberflächliche Analyse des Geschehens.
Gruss Andreas
PS: habe erst jetzt gesehen, dass Willi dazu einen Thread im "Wissenswertes" eröffnet hat. Von mir aus, kann man mein Posting auch dorthin verschieben:
http://www.sturmforum.ch/viewtopic.php?f=3&t=6521
Herrliche Abkühlung hier in der Nordostschweiz. Seit Wochen das erste Mal wieder ohne Schweissausbrüche mit dem Fahrrad zur Büetz gefahren. Selbst in den Häuserschluchten von Männedorf scheint es mit Blick auf die Nachbarstation Wädenswil (TAkt: 15.3°C) auf vernünftige Verhältnisse abgekühlt zu haben


Mit fast 4 hPa Ost-West Druckdifferenz schöne Bise, die mit eingeschränkter Sonneneinstrahlung für heute nur knapp sommertaugliche Temperaturen erwarten lässt, dies im zentralen- und östlichen Mittelland.
Die bei uns gestern Abend (Windstoss West-, Nordwest) und anfangs inaktive, seichte Front, wurde durch den in der Nacht nochmals etwas weiter südliche ausgreifenden Trog in der NE-CH erwartungsgemäss reaktiviert und zog gegen 04 Uhr in der Region Zürich dann endlich durch. Dabei kurzfristig kräftige Schauer. SMA 10'-Wert von immerhin 4.9 mm auf 04.00 Uhr.
Kompliment an COSMO-2, dass die Lage seit gestern Morgen gut im Griff hatte und die Niederschlagsverteilung sehr gut berechnete:


update Samstag Mittag:
Die Fehlprognose von gestern hat vielfältige Gründe, die ich nicht alle kenne und aufzählen mag. Sicher resultierte eine grosse Unsicherheit auch aus den verschiedenen Niederschlagssummen im Modellpool. EZ (das hochgelobte, seriöse und tatsächlich zuverlässigste Modell) hat Probleme mit konvektiven Niederschlägen, (das zeigte sich diesen Sommer schon mehrmals) und modelierte eine flächendeckenden Niederschlagsteppich über den meisten Gebieten der ANS gestern Nachmittag.
Dann war da aber auch die Synoptik: mit stets hohen Taupunkten und dem Morgen (als die Welt noch in Ordnung schien) mit aktiver präfrontaler Konvergenzlinie (vor allem Aargau) und einer doch ansehlichen Front über Ostfrankreich. Zusammen mit psychologischem Moment, dass man nach einer solchen Hitze à propos Schwergewitter, ziemlich vorsichtig war. Es war also auch eine Mutfrage.
Die eigentliche Bremse in der weiteren Entwicklung bei uns war aber sicher der "relaxende" Trog, der in den Morgenstunden noch deutlich gegen das südliche Zentralfrankreich amplifizierte und dann aber (untypisch) abflachend nördlich der Schweiz durchstreifte. Die in den Morgenstunden noch einsickernde Höhenkaltluft sowie die Zyklonalität zogen sich dementsprechend im Tagesverlauf gegen Norden zurück.
Tatsächlich fehlte meiner Meinung nach gegen Abend, im Vorfeld des sich nun wieder stärker gegen die Schweiz ausdehnenden Höhentrogs, nicht mehr viel, um organisierte Gewitter auszulösen. Die Auslösetemperatur nach Mittags Sondierung Payerne lag bei ca. 27°C und tatsächlich bildeten sich spät über dem Basler/Solothurner Jura noch einzelne Zellen, nicht zu vergessen das kräftige Gewitter welches in der noch deutlich feuchtpotentielleren Luft Richtung Alpen, am späten Abend von Schwyz Richtung Alpstein gezogen ist. Ein weiterer Hinderungsgrund für eine rasche Entwicklung (neben der schlechten Jetposition) war natürlich schlicht und einfach auch die fortgeschrittene Jahreszeit: wir befinden uns nämlich zwei Monate nach dem Sonnenhöchststand...
Soweit meine oberflächliche Analyse des Geschehens.
Gruss Andreas
PS: habe erst jetzt gesehen, dass Willi dazu einen Thread im "Wissenswertes" eröffnet hat. Von mir aus, kann man mein Posting auch dorthin verschieben:
http://www.sturmforum.ch/viewtopic.php?f=3&t=6521