Tobi (Rheintal, VBG) hat geschrieben: ↑Sa 8. Jun 2019, 14:08
Hoi mitanand,
Sonntag und Montag ist das Potenzial - besonders im Osten und Süden - für starke Gewitter je nach Modell mehr oder weniger da.
Hier ist die Prognose der ZAMG für Vorarlberg und von MeteoSchweiz für Sonntag und Montag zu sehen. Aber irgendwas stinkt da doch gewaltig.
Wie auch immer: Besonders am Montag gibt es das Potenzial für stärkere Gewitter, auch Superzellen sind möglich. Was mir extrem aufgefallen ist, ist der extrem hohe "Significant Tornado Parameter" Wert ganz im Osten, in Vorarlberg und besonders im Allgäu, vom Super HD Modell
Die CAPE Werte liegen allerdings bei höchstens 500J/kg, der Schwerpunkt liegt leider in Bayern.
Aus meiner persönlichen Sicht macht es Sinn hier einen Diskussions- / Gewitterthread für die kommenden zwei Tagen zu eröffnen, alleine aus dem Aspekt einer höchst diffizilen Ausgangslage. Man könnte ja beinahe Willi's "Ostereier"-Thread hervorholen, denn nach meiner Erinnerung hatten wir bisher wiederholt die Situation, dass sich ein Höhentief über dem Ostatlantik abspaltet und völlig "unmotiviert" über Westeuropa herumeiert. Bis dieser Kaltlufttropfen sich auflöst, geht es ein paar Tage; nach Osten vorzustossen hat er auch nicht im Sinn, wenn es um das Szenario geht, was aus dem GFS-Modell hervorgeht.
Zunächst also mal aus der Sicht von GFS:
Warum sieht man sich synoptisch zuerst die Grosswetterlage an, wenn man Prognosen von Hand macht: weil die Interpolation von Datenreihen aufgrund langsamer Prozesse präziser sind, als von kurzfristigeren Ereignissen. Zudem ermöglicht es uns Vergleiche mit ähnlichen Wetterlagen zu erstellen, da man aus Analysen in der Vergangenheit die Voraussetzungen, die Entwicklungsstränge und die Ergebnisse kennt. Konkret: die 4'000 J/kg ML-CAPE am Montag in Bayern mit Lifted-Indizes von -10 mögen beeindruckend sein (und ich liebe die GFS-Modellfarbe Purpur..

= > 4'000 J/kg CAPE). Doch die CIN-Werte sind ernüchternd und über diesem Gebiet liegt über den gesamten Prognosezeitraum ein bleiernder Deckel. Aus und nada! Wenn's aus dem Allgäu heraus etwas brodelt und die Ulmer Zelle kurzzeitig in die Höhe schiesst, dann sind das lokale Ereignisse, die mit der Lage eines dieser Tiefdruckzentren zusammenhängt, die wie an einer Kette von Algerien (Nordafrika) bis weit nach Russland aneinanderhängen, ohne aber eine markante und durchgehende Tiefdruckrinne zu erzeugen. Die Druckverteilungist auch extrem flach; wirkliche Fronten weit und breit fehlen. Dynamische Hebung durch einen Druckgratienten, oder aus Höhendivergenzen habe ich jetzt keine wirklich synoptisch relevanten ausmachen können und die Scherungsparameter mögen ausschlagen und Superzellen simulieren; aber bei 14° Grad Taupunkten, Bayoncyeffekten (Bodeninversionen) und anderen hemmenden Einflüssen (CIN schon angesprochen...) habe ich da wirkliche Bedenken, ob da gewittertechnisch 'was wird. Sieht man sich auch noch die Münchenrückwärtstrajektorie bei GFS an, die schnurstracks aus der algerischen Sahara nach Mitteleuropa unterwegs ist und in Slowenien am Montag für prognostizierte 34° Grad Celsius sorgen soll, inklusive den dem Höhentrog im Osten gegenüberliegenden Zonen mit hohem Geopotential, dann bezweifle ich, dass die Luftschichten dermassen instabil werden könnten, dass verbreitet Gewitter, bzw. gewittrige Niederschläge nördlich der Alpen zu sehen sein werden. Tessin und Po-Ebene ok... Da wird feuchtwarme Meeresluft herangeführt.....
Ich habe vorläufig nur mal GFS konsultiert, um mir einen groben Überblick zu verschaffen (Äpfel, Birnen, was auch immer.... vielleicht eh Banane

)
Doch ich bin morgen auf Janek's WRF gespannt, wie dieses Modell auf diese Herausforderung reagiert. Übrigens die Potsdamer-Rückwärtstrajektorie ist auch interessant, entstammt sie ursprünglich aus der um den KLT herumgeführte polare Kaltluft und wird dann auf 700 hPa von der Südstrümung abrupt umgelenkt......
Nahc meiner Erfahrung ist es so, dass wenn über Landmassen hohe CAPE-Werte innerhalb von 3-6 Stunden nicht markant abgebaut werden, löst es da nicht aus - und ein hohes Geopotenzial muss man sich wie eine aufgewölbte Landmasse vorstellen, die blockierend wirkt und geostrophische Winde umlenkt.
Gruss Cyrill
Vielleicht noch ergänzend: WRF hat zur Zeit für Montagabend ein Szenario drin, das durch die rinnenartige Druckverteilung (siehe oben) unterstützt werden könnte.. Würde dann heissen: Zelle Genfersee, quer durch das Schweizer Mittelland nach BaWü und Stuttgart.... Mal sehen wie die Modelle morgen reagieren... Bin gespannt.