Auf ausdrücklichen Wunsch präsentiere ich hier gerne einige Bilder von meiner Reise nach Kiruna (Nordschweden).
Um bewusst einen Gegenpunkt gegen die vielen, günstigen und daher oft unüberlegten Flugreisen zu setzen, haben mein Kollege und ich uns per Zug auf die Socken gemacht - obwohl wir uns nur acht Tage Zeit gegeben hatten:
Nachtzug ab Basel bis Kopenhagen, dort per Fernverkehrszug nach Stockholm und wiederum per (superbequemem da geräumigen) Nachtzug bis Boden und von dort die letzten vier Stunden bis Kiruna. (Schon erstaunlich, wenn ich von hier ins Bündnerland will, ist mehr Umsteigen angesagt, als von Basel nach Kiruna
Schwedischer Nachtzug (besonders 4er und 6er Abteils empfehlenswert, da viel geräumiger als im CNL und mit deutlich breiteren und längeren, bequemen Betten):
Ankunft in Kiruna um 15:00 Uhr:
Jugendherberge:
Tags darauf nahmen wir an einer zweitägigen Tour mit einem Einheimischen teil.
Ein Highlight hierbei war - nebst top Verpflegung - die Schneetöfffahrt bei Nacht und Eiskristallen anstelle Wasserdampf in der Luft gute 15 km durchs Niemandsland zu einer Sauna.
Auf dessen Rückweg bekamen wir doch einige - wenn auch schwache - Polarlichter zu Gesicht, das eigentliche Ziel dieser Reise:
Ohne angemessenen Dampfabzug doch nicht zu empfehlen: Das Ausmass dieser Bratpfanne
Tags darauf besuchten wir kurz das Eishotel, das seinem Namen gerecht wurde, zeigten sich doch "Lichtsäulen" (wie heisst dieses Phänomen offiziell?). Wir hatten Glück: Es war (abgesehen von einigen Kältelöchern wie dieses beim Eishotel) bereits 20 °C wärmer als in der Vorwoche, wo selbst für Kiruna aussergewöhnlich kalte -40 °C registriert wurden. (Btw.: Diese Woche pendeln die Temperaturen um 0 °C, heftig diese Erwärmung, man stelle sich vor, wir hätten übernächste Woche +45 °C...).
Keine 20 min später zeigten sich gar noch zwei Perlmutterwolken (siehe gleichnamigen Thread im Allgemein Forum).
Diese Tour war definitiv lohnenswert und wohl die beste Möglichkeit, aus der Stadt heraus zu kommen. Da die Nordlichter relativ flach standen und infolge der Lichtverschmutzung sowie der Feuchtigkeit durch das nahe gelegene grösste Eisenerzbergwerk Europas, wo pro Minute 100'000 m^3 Luft ausgetauscht und entsprechend viel Feuchtigkeit herausgeführt wird, wären sie von der Stadt aus kaum zu sehen gewesen.
Empfehlenswert ist ebenfalls die 3-h Besichtigung des Bergwerks. Zwar sieht man niemanden bei der Arbeit, dafür geht es per Car 500 m unter die Erdoberfläche, wo ein umfassendes Infozentrum inkl. Kino, Museum, Maschinenpark und Café eingerichtet ist.
Zum Abschluss erwanderten wir den nahe gelegenen Hügel, von wo aus sich uns bei bereits warm anmutenden -15 °C (und ziemlich viel Wind) ein schöner Blick über die Stadt und zum Bergwerk bot.
Nach drei Nächten in Kiruna (eine davon im Iglu) kehrten wir per Zug mit Zwischenstopp in Hamburg wieder zurück, mit im Gepäck viele schöne Erinnerungen.
Für uns war eine derart weite Zugreise eine neue Erfahrung. Doch mir bleiben nur positive Aspekte aufzuzählen
-angenehme Reise in Nachtzügen, beim monotonen Rattern schläft sich wunderbar und am Morgen, wenn man noch liegend die Landschaft betrachtet, erblickt man an einem der raren Bahnhöfe ein Schild "Stockholm 1000 km" - im Schlaf zurückgelegt.
-Offenheit der Leute (so erfuhren wir beispielsweise aus erster Hand Hinweise zum bekannten Kungsleden, einer bekannten und teils überlaufenen Vernwanderroute)
-Pünktlichkeit
-Kurzweiligkeit! Obwohl wir ab Basel ca. 40 Stunden unterwegs waren, ist uns die Reise sehr kurzweilig vorgekommen.
-Bequem bietet sich ebenfalls ein kurzes Stadtsightseeing an, wenn man entsprechend einige Stunden oder einen Tag Aufenthalt einplant.
-Kostenpunkt völlig im Rahmen: Interrail + drei Nachtzüge + alle Reservationen pro Person CHF 360.-.
Kurz: Ich würde sofort wieder gehen
Ich hoffe, ihr könnt etwas mitnehmen dieses kleinen Einblicks.
Liebe Grüsse Silas

