Es müssen verschiedene Faktoren für die Wasserhosenbildung über den Schweizer Binnengewässern zusammenspielen und ich nehme an, dass zwei Spielverderber dabei waren. Zu kleine Temperaturdifferenz zwischen der Seeoberfläche und der ankommenden Luftmasse und zu hohe Niederschlagsabkühlung, die vermutlich kurzzeitig zu einer unerwünschten Bodeninversion geführt haben mag (siehe Bild mit der Fata Morgana).
Die Troglage gab das Zeitfenster vor, denn die über die Trogachse nach Süden abfliessende Polarluft ist ein "Hauptmotor", mit Vorzug kurz vor dem Durchschwenken der Achse, also um ca. 05z-06z.
Erwartungsgemäss hat der Wind von SW auf WNW gedreht, was in der Achse des Bodensees steht, eine Zelle also den längsten Über-Wasser-Weg auf einem europäischen Binnengewässer vornehmen muss und unter gewissen Bedingungen genug Zeit hat die notwendige Energie zu produzieren. Vornehmlicherweise ist das Windprofil im östlichen Teil, im Bereich des Bregenzer Beckens für die Vortexbildung verantwortlich, weil Lee. und diverse Strömungseffekte durch Umlenkung dort im Vertikalschnitt zu z.T. gegenläufigen Strömungen führen, bodennah zu lokalen Konvergenzen....; und immer dabei: der aus dem Süden her strömende Wind aus dem Rheintal, der sich ins Bregenzer Becken ergiesst und der in keinem mesoskaligen Modell auftaucht. Durch die Soundingdaten kann er aber in der Ultrakurzfrist, vor Beginn des Chasings, noch einmal genau gecheckt werden. Mir gefiel um 05 30 Uhr MESZ die Theta-E-Modellierung und die Bodenkonvergenz ganz gut, beeinflusste aber den Entscheid, nicht nach Rorschach, sondern nach Arbon zu fahren, wo ich kurz nach 07 00 Uhr MESZ ankam.
Um 07 37 Uhr gings schon los: Der kleine Ansatz der aus der Wolkenbasis austretenden Funnelcloud ist zwar schwer zu sehen, aber bei diesen kontrastarmen, frühmorgentlichen Lichtverhältnissen ist kaum mehrzu erwarten:
Die Lebensdauer der Funnelcloud war extrem kurz. Nachdem sie sich wieder zurückgezogen hatte, bildete sich eine kleine Wolkenabsenkung, die ich vielversprechend fand:
Interessant an obiger Aufnahme ist die durch die Luftspiegelung (Fata Morgana) rechts im Bild dokumentierbare Bodeninversion durch Niederschlagsabkühlung (Stabilisierungs Effekt).
Dann hies es stundenlanges Warten, beobachten und in er Kälte und Nässe ausharren..... Nichts geschah mehr, auch nicht, als eine Linie über den Bodensee "pilgerte", dessen Wolkenbasis tief hinab reicht:
Aber das Potenzial war durchaus da, selbstwenn irgend ein Faktor das berühmte "Zünglein an der Waage" spielte.
Oh, Doppeltornado!!! Nein, eben nicht! Solche Fraktusfetzen und auch ähnlich aussehende Scudclouds werden oft mit Funnelclouds oer gar Tornados verwechselt:
Häufige Interpretationsfehler geschehen auch in solchen Situationen: schwarz vor weiss, weiss vor schwarz...? Wie bei einem Vexierbild fast,ist kaum auszumachen, ob nun der konisch wirkende dunkle Teil eine begehrte Funnelcloud ist, oder sich weisse Wolken vor einen dunklen Hintergrund aus Regenwolken geschoben haben....
Natürlich sind es helle, weisse Wolken vor schwarzem Hintergrund; die vermeintliche Funnelcloud ein Zwischenraum mit einem gewährenden Blick in die perspektivische Tiefe, bis zur nächste, dunklen Wolkenebene.
Gruss Cyrill
