Ich denke die einzige nennenswerte Hitzewelle dieses Sommers ist einen Thread in diesem Forum wert; vor allem auch deshalb, weil sie verhältnismässig spät im Sommer auftritt.
Bereits heute zeichnet sich beim Blick auf die Grosswetterlage ab, was für einer Konstellation wir dieses Sommer-Schlussbouquet zu verdanken haben werden. Im Westen liegt ein fast stationäres Höhentief mit Kern südwestlich von Island (1). Im Vorfeld dieses Tiefs wird zuerst warme, dann zunehmend heisse Luft subtropischen Ursprungs Richtung West- und Mitteleuropa gepumpt. Die WLA stützt zunehmend den prächtig ausgeprägten Höhenrücken, der sich von Spanien bis nach Skandinavien erstreckt (2). Das mit dem Höhenrücken korrelierende Bodenhoch (3) macht einen gesunden Eindruck, es spielt vor allem etwa bis Donnerstag noch eine relevante Rolle bei uns (mehr dazu später). Über Osteuropa finden sich die Reste eines ausgetropften Höhentroges (4 und 5), der aus unserer Sicht aber keine wetterwirksame Bedeutung mehr zeigt. Alles in allem eine äusserst ruhige Grosswetterlage über dem Alpenraum. Es dominieren weiträumige Absinkprozesse, Durch das Bodenhoch (3) haben wir eine leichte und trockene Bisenlage. Also eine der schlechtestmöglichen Konstellationen für Gewitterfans. Daran wird sich bis mindestens Samstag auch nicht viel ändern...

Am Mittwoch sieht die Sache noch markanter aus. Der Höhenrücken wird noch stärker, das Bodenhoch wandert allmählich nach Osten ab. Im Verlauf des Mittwochs etabliert sich im Bereich der Westalpen ein eigenständiges Höhenhoch. Die leichte Bisenströmung im bodennahen Windfeld bleibt aber erhalten. Das führt dazu, dass die Temperaturen im Tagesgang v.a. in der Westhälfte der Schweiz bereits die 30-Grad-Marke knacken können, die Nächte bleiben aber noch verhältnismässig kühl, da die Luftmasse trocken ist und die nächtliche Abstrahlung funktioniert.

Das Windfeld zeigt die Bisenströmung am Mittwoch:

Der Blick auf die relative Feuchte im 700hpa-Niveau am Mittwoch bringt Gewitterliebhaber zum Weinen und Badifans zum Träumen. Ohne weiteren Kommentar:

Am Donnerstag läuft die Hitzewelle dann so richtig an. Das Bodenhoch über dem Kontinent wandert noch einen Tick nach Osten. Gleichzeitig schiebt sich das Höhentief über dem Atlantik unmerklich ebenfalls ostwärts. Vorderhand zeigt das aber noch keinen merklichen Einfluss auf unser Wetter. Die 20-Grad-Blase im 850hpa-Niveau, die noch am Mittwoch leicht westlich der Schweiz lag, schiebt sich nun nach Mitteleuropa vor. Gleichzeitig verliert die Bisenströmung an Kraft, von Donnerstag auf Freitag dreht der Wind auf südwestliche Richtung.

Der Windwechsel im 850hpa-Niveau wird spätestens Donnerstagabend auch in den Karten gut ersichtlich. Nicht mehr Ost/Südost, sondern Südwest ist angesagt:

Wer sich etwas mit der mitteleuropäischen Klimatologie beschäftigt weiss, was dieser Windwechsel bedeutet. Die knochentrockene Kontinentalluft wird allmählich ersetzt durch feuchtere Luftmassen aus südwestlichen Gefilden. Das bedeutet, dass die Nacht von Donnerstag auf Freitag wohl bereits etwas unangenehmer sein wird, als jene einen Tag zuvor. Ob es aber für eine Tropennacht reichen wird sei mal dahingestellt.
Am Freitag dann das klassische Spiel: Die Hitzeblase ist nun festgefahren und beschert uns Temperaturen über 30 Grad. Die WLA hält den Ofen warm und stützt das Höhenhoch. Gleichzeitig werden konvektive Prozesse unterbunden. Der Freitag ist rein von der Synoptik her wohl der heisseste Tag dieser Hitzewelle. Ob das aber letztlich auch mit den gemessenen Werten übereinstimmen wird, muss sich noch zeigen. Die Luftmasse bleibt auch am Samstag und Sonntag noch die Selbe. Allerdings kommen dann halt andere Faktoren hinzu...

Am Samstag verändert sich die Lage allmählich. Das Höhentief schiebt sich näher an den Kontinent. Im Verlauf des Samstags wird - bei unverändert hohem Temperaturregime - die Luftmasse über dem Alpenraum zusehends angefeuchtet. Zudem greift ein Randtrog nach Westeuropa hinein, der für Labilisierung sorgen wird:

Besser zu sehen ist das Ganze in der Mitteleuropa-Ansicht am Samstagabend:

Das Feuchtigkeitsangebot verändert sich im Vergleich zur knochentrockenen Bisenlage im Alpenraum merklich:

Zumindest im Bereich des Reliefs ist also zu erwarten, dass einige Gewitterzellen den Deckel werden knacken können.
Der Sonntag reiht sich nochmals ein (bezüglich Hitze), trägt aber bereits den Keim des Wetterwechsels in sich. Der Trog schiebt sich weiter ostwärts, seine Kaltfront wird den Alpenraum irgendwann am Montag erreichen. Da es hier aber nicht um Gewitter, sondern um Hitze geht, lass ich das aussen vor


Die Frage bleibt, wann es wo am heissesten werden wird in den kommenden Tagen? Und: Welche Rolle spielt die fortgeschrittene Jahreszeit bei dieser Lage? Wie sähe die selbe Wetterlage Mitte Juli aus und welche Temperaturen würde sie bringen? Ein Vergleich wäre hier sicher sehr spannend.