Ich meinte die Bequemlichkeit, festgefahrene Lösungswege nicht anders anzugehen.
Den Skitourismus über den Salzstöcken in Deutschland sehe ich nicht gefährdet.
Gruss
Urbi
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NACHTRG:
20-11-2010
Zitat Tages Anzeiger:
Axpo gesteht Fehler ein bei der Deklaration, woher sie ihr Uran hat
Von Maurice Thiriet . Aktualisiert um 08:20 Uhr
Die PR-Strategie der Axpo setzt auf die positive CO2-Bilanz von Atomstrom. Greenpeace nutzt eine entscheidende Unterlassung der Axpo, um das sorgfältig aufgebaute grüne Image zu zerstören.
Wenn der Chef eines grossen Unternehmens vor die Medien steht und sagt «Wir haben einen Fehler gemacht», dann ist die Lage ernst. So wie gestern Morgen für Manfred Thumann, CEO der Axpo AG. Voraussichtlich 2013 wird das Schweizer Stimmvolk über die Errichtung von einem bis drei neuen Atomkraftwerken (AKW) abstimmen müssen. Auch die Axpo möchte eines errichten. Bis vor kurzem war sie auf gutem Weg, die Öffentlichkeit für ihr Vorhaben zu gewinnen. Die PR-Strategie der Axpo beruhte auf einer Umweltdeklaration für das AKW Beznau. Das Papier wies einen tiefen CO2 auf. «Atomstrom ist sehr sauber», war die Botschaft. Wissenschaftlich unterlegt.
Doch die Axpo hatte sich eine Unterlassung geleistet, die Atom-Gegnerin Greenpeace nutzte, um die gesamte Strategie der Axpo ins Gegenteil zu verkehren: Stefan Füglister, Stratege der von Greenpeace beauftragten Lobbyistin Kampagnenforum, hat gemerkt, dass die Axpo in ihrer Umweltdeklaration angibt, das zur Wiederaufbereitung der Brennstäbe verwendete Uran stamme aus ungebrauchten Atomwaffen (siehe Box). Nur: Solch hoch potentes Waffenuran ist seit geraumer Zeit gar nicht mehr erhältlich. Also muss das Uran, mit dem die Axpo ihre gebrauchten Brennstäbe wieder anreichern liess, aus anderen Quellen stammen. Infrage kam nur gebrauchtes Uran aus U-Booten, Eisbrechern und schnellen Brütern.
Problemzone Majak
Zum Unglück der Axpo wird Uran aus solchen Quellen hauptsächlich im russischen Majak verarbeitet. Dort ist verstrahltes Wasser in die Landschaft geleitet worden, 1957 ein Lagertank mit Atommüll explodiert und 1967 ein mit radioaktivem Wasser gefüllter See ausgetrocknet, worauf sich der radioaktive Staub in alle Winde verteilt hat. Erde, Wasser, Lebensmittel und Menschen sind weit um Majak verstrahlt, und es ist nicht klar, ob die Produktionsbedingungen dort heute in einem akzeptablen Mass umweltverträglich sind.
All dies teilte Greenpeace der Axpo im Sommer 2009 mit. Als diese nach über einem Jahr noch immer nicht geklärt hatte, woher ihre Brennstäbe kommen, griff die «Rundschau» Anfang September die Geschichte auf. Bis gestern nahm der mediale Druck auf die Axpo weiter zu. Noch immer wand sich die Axpo: «Wir klären die genaue Lieferkette derzeit noch ab.»
Axpo-Chef übt Selbstkritik
Gestern Morgen dann präsentierte Axpo-Chef Thumann die Fakten und übte Selbstkritik. «Wir haben geglaubt, das Uran stamme aus der Waffenproduktion. Das war verkehrt, da können sie uns jetzt prügeln», sagte Thumann. Aber: Als Endkundin habe die Axpo kein Recht auf Informationen über die Zulieferer gehabt. Diese Erkundigungen hätten gegen bürokratische Widerstände durchgeführt werden müssen. Es zeigte sich, dass in den Brennstäben der französischen Vertragslieferantin Areva Uran aus Seversk verarbeitet ist. Auch dort gab es Zwischenfälle, auch dort gibt es Spätfolgen. Neben einem Liefervertrag, der 2010 endet, hat die Axpo mit der Areva einen weiteren Vertrag bis 2020 laufen.
Vor diesem Hintergrund will die Axpo laut Thumann die Anlagen in Majak und Seversk nun per Augenschein überprüfen. Zwar entsprächen die Fabrikanlagen westlichen Standards. Bei der Entsorgung der Abfälle sei das aber eventuell anders. «Wir müssen wissen, ob es da nicht irgendwelche Sauereien gibt», sagte Thumann. Und er sagt selbst: «Man wird Sachen finden, die uns nicht gefallen.» Die entscheidende Frage sei, ob sich die Situation bessere oder einfach weitergemacht werde wie bisher.
Stefan Füglister vom Kampagnenforum geht zwar davon aus, dass die Axpo die Verträge mangels Alternative nicht künden wird. Aber das Ziel seiner Kampagne, die CO2-Bilanz und Umweltdeklaration von Beznau in den Hintergrund zu drängen, hat er erreicht: «Jetzt reden wir über die tödlichen Dinge. Strontium, Cäsium, Radioaktivität.»
(Tages-Anzeiger)
Erstellt: 20.11.2010, 06:07 Uhr
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